OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 2

gegeben werden. In der schon genannten Veröffentlichung darüber heißt es (in kur zen Auszügen): „...So bestimmte der um 1275 verfaßte Schwabenspiegel, das schwäbische Land- und Lehenrechtbuch: ,...man mac wol bvwen (bauen) ane sin (des Landrichters) vrlop (Erlaubnis) drier gademe hob. mit holz oder mit stainen...' (F.L.A. Freiherr von Lassberg, Der Schwabenspiegel, Tübingen 1840, S. 68). Dabei ist zu beachten, daß das Untergeschoß der ,drei Gaden' aus Sicherheitsgründen nicht als Wohn-, sondern als Vorratsraum (anstatt eines in den Boden vertieften Kellers) benutzt wurde. - Schätzt man nun die Innenhöhe des steinernen Erdgeschosses auf etwa 2^2 m und die darüberliegenden hölzernen Stockwerke mitsamt der Decke auf je 3 m, so könnte die Turmwand von einem mittleren Fußniveau aus, weil der Unter grund meist uneben ist, 9 bis 10 m hoch gewesen sein. Und wenn es, wie bei späte ren mittelalterlichen fdochhäusern, in Dachbodenhöhe noch einen vorgekragten Wehrgang oder zumindest eine Schildwand gab, müßte man einschließlich des wahrscheinlich mit Schindelbrettern gedeckten Daches sicher noch 5 m bis zur First höhe dazurechnen. Zum Unterschied von den Palisaden waren die Holzwände des Turmes in der einfacheren und dennoch stabileren Blockbauweise oder Riegelwand konstruktion aufgeführt, was durch die ebene Krone des Unterbaues ermöglicht wurde..." Von diesen Erkenntnissen ausgehend, konnte nun auch die Anlage auf dem Rametstein rekonstruiert werden. Natürlich sind manche nicht mehr beweis bare, aber sich doch aus praktischer Überlegung ergebende Annahmen nur als Ver mutung zu bezeichnen. Der auf dem Hochplateau des Gipfels aufgeführte, verhältnismäßig große Bau besaß ziemlich sicher ein steinernes Untergeschoß von rund 0,90 m Mauer stärke und etwa 3 m Höhe; ein ebenerdiger Eingang in diesen Vorratsraum war an der nordöstlichen Ecke in der Nähe der Küchentür möglich, obwohl das Erdgeschoß ansonst aus Sicherheitsgründen meist nur vom ersten Stock aus zugänglich war. Darüber lagen zwei in Blockbauweise errichtete Stockwerke. Das erste diente als Wohnraum mit einer offenen Feuerstelle, deren Rauch mit Hilfe einer hölzernen Haube und dem im Grabungsbericht erwähnten Steinkanal in den anstoßenden Küchenschlot abzog. Wegen der auffallenden Größe von mehr als 9 m Länge und 6 m Breite könnte an der südöstlichen Schmalseite ein wärme- oder besser kälte dämmender kleiner Raum als Diele und Stiegenhaus für einen Aufgang in das näch ste Geschoß und einen Abstieg in den Vorratsraum abgeteilt gewesen sein. Die Stärke der Außenwand dürfte 25 bis 30 cm betragen haben, wie dies auf dem Stra fenberg mehrere Einstemmungen für waagrecht streichende Balken beweisen. Den bei solchen Anlagen überall im ersten Obergeschoß gelegenen Eingang in den Wohnbereich erreichte man hier über eine Holztreppe entlang der Wehrmauer. Im obersten Stockwerk lagen kleine Schlafkammern. Der hier behauptete Aufbau aus Holz läßt sich allerdings nicht beweisen und wird nur im Vergleich mit den anderen aus derselben Zeit stammenden Anlagen angenommen. Daß die Fenster damals sehr klein waren, läßt sich aus der minimalen Größe der Lichtöffnungen in einigen noch aus dem 15. Jahrhundert stammenden Bauern häusern dieser Gegend erahnen. So haben die vereinzelt schon zugemauerten Stu benfenster im ehemaligen Freibauerngut Geierschlag Nr. II (Gemeinde Liebenau

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