OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 2

die letzten Formen zu sein und finden sich vereinzelt noch auf Gefäßen aus dem letz ten Drittel des 13. Jahrhunderts. Das zur Gänze erhaltene quadratische Bodenzei chen hat eine Seitenlänge von 5,7 cm und ist mit sieben geraden Linien (Gitterstä ben) längs-, aber nur mit fünf quergeteilt. Von den übrigen geradlinigen Zeichen gibt es nur unvollständige Bruchstücke. Während die Radkreuze auf den graphithältigen Scherben Durchmesser von 2,6 cm und 3,2 cm aufweisen, betragen diese bei den graphitlosen Exemplaren 3,2 cm, 3,8 cm und 4,0 cm und bei den Bodenzeichen mit den Kruckenkreuzen 3,4 cm und 3,6 cm. Da mit dem Ende der Kreuzzüge in der zweiten ffälfte des 13. Jahrhunderts eine wesentliche Stärkung der kirchlichen Macht und damit eine größere Einfluß nahme auf das Volk eintrat, könnte die fast plötzliche Ablöse der - vielleicht heidni schen - Bodenzeichen durch die Töpfermarken mit einem päpstlichen Verbot der ersteren zusammenhängen. Die Altersaussage der Keramik Die nächstgelegenen, ehemals aus Stein erbaut gewesenen Burgen sind die heutige Ruine Prandegg (rund drei Kilometer südwestlich des Rametsteines) in der Gemeinde Schönau, die völlig abgebrochene Burg Stampfegg (1433 „purkhstal Stampheckh") in der Mitte des Stampfentales und die ebenfalls abgekommene Burg Falbenstein an der Einmündung des Stampfenbaches in die Waldaist - die beiden letzten Objekte in der Gemeinde Gutau gelegen. Alle drei Eferrensitze besaßen einen Meierhof. Während nun die älteste Keramik aus Falbenstein kaum einen Unter schied zu den Fundstücken vom Rametstein aufweist, zeigt jene von Stampfegg - wenn auch äußerlich ziemlich gleichförmig - überwiegend einen härteren Brand. In Prandegg wurden aber meist nur jüngere Funde geborgen, obwohl es dort noch Reste von Quadermauern aus der Romanik gibt. Nach Georg Grüll kann ja das Gründungsdatum dieser Burg vermutlich mit Anfang des 13. Jahrhunderts ange nommen werden (Burgen und Schlösser im Mühlviertel, Wien 1962, S. 92). Aber auch von der fast 20 km aistabwärts gelegenen, aus der Zeit um 1180 stammenden Burg Reichenstein gibt es keine ebenso alten Funde. Vielleicht hängt das mit dem Umbau beider Burgen in der Frühgohk zusammen, wobei der frühere Abfall und Müll - also auch zerbrochene Keramikgegenstände - von der Baustelle und der nächsten Umgebung entfernt wurde, wie das ja auch wahrscheinlich bei den zeitwei lig vorgenommenen Säuberungen des Burgberges vom aufkommenden Bodenbe wuchs geschah. Eine starke Ähnlichkeit zeigen hingegen die Funde aus den ehemaligen Bur gen Unter-Blasenstein („Buckelwehlucka") in St. Thomas am Blasenstein (1150 genannt), Altaist (Silbermünze aus 1145), Hohenstein (heute St.-Ägidi-Kirche süd lich von Gallneukirchen, Silbermünzen aus 1160 und 1190) und Hussenstein in der Nähe der schon 1122 genannten Kirche St. Michael ob Oberrauchenödt an der Straße von Freistadt nach Sandl. Auffallend gleiche Mundsaumformen von Schlankgefäßen stammen vom Hausberg bei Pierbach (Ort 1090 genannt, Kirche 1150). Der aus Stein errichtet gewesene vermutliche Verwaltungssitz von Pierbach

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