OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 1

ter zu verstehen, soweit sie es vermag. Das nicht ganz leicht zu lesende, trotz weniger unwesentli cher Sach- bzw. Ausdrucksfehler empfehlens werte Buch beleuchtet auch die Zeitumstände, un ter welchen sich Jägerstätters Leben abspielt, so, daß sie auch für einen Leser, der diese Zeit nicht bewußt oder gar nicht miterlebt hat, verständlich werden. Damit wird über die Darstellung des Ein zelschicksals Jägerstätters hinaus ein Beitrag zur Zeitgeschichte erbracht. Herbert Bezdek Hugo Schanovsky: Schuberl. 21 Prosagedlchte. St.-Georgs-Presse, 1993. Es ist manchmal gar nicht so absurd, sich über Selbstverständliches eigene Gedanken zu machen; vor allem über Dinge, über welche einem andere eine selbstverständliche Bewertung einre den wollen. Im besten Sinne dieses Satzes macht sich der literaturbeflissene Altbürgermeister Schanovsky Gedanken über Meister Schubert und nennt seine Gedankenblitze zwar Prosa gedichte, doch diese 21 Kurznotizen beeindrukken vor allem durch die Anregung zum Weitersin nen - Sinnieren - Grübeln; zum Weiterspekulie ren über festgestampfte Begriffe hinaus. Das Menschliche an anderen - nach eigener Vermu tung - ist oft wichtiger als die gnädige Übertrei bung berechnender Biographen. In diesem Sinne ist der Steyr-Linzer hinsichtlich Schuberts kein Forscher in Fachfragen, dafür Liebhaberliterat, der unbeeindruckt Unerwartetes zusammenreimt und eigene Gedanken dazu ausspricht. Das ist die Di vidende des Genießenden, während der Wissen schaftler vergilbtes Papier unausgesetzt wälzen muß. Der Leser kann den aphoristischen Purzel bäumen schmunzelnd zuschauen. Schanovskys 21 Einfälle aber vollenden sich erst, wenn der Le ser folgt und eigene Eingebungen nicht unter drückt - zu Schuberts Ruhm. Fritz Berger Abraham a Sancta Clara: Ein Karren voller Nar ren und andere kleine Werke. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Franz Eybl. (= Eine österreichische Bibliothek) Salzburg: ResidenzVerlag, 1993. 327 Seiten mit einigen Abbildungen, S 378,-. ISBN 3-7017-0804-5 In der neuen Reihe „Eine österreichische Bi bliothek" erschien in diesem vor allem auf Litera tur spezialisierten Verlag neben dem vorliegenden Werk ein weiteres über Peter Rosegger mit „Le bens-Beschreibung" und „Die Schriften des Wald schulmeisters". Heuer sollen Franz Grillparzer „Selbstbiographie" und Franz Michael Felder „Aus seinem Leben. Eine Biographie in Briefen" folgen. „Mit dieser Auswahlausgabe werden sechs Werke Abrahams a Sancta Glara zugänglich, de ren Originale nur mehr in wenigen Exemplaren überlebten und deren populäre, sprachlich über arbeitete Ausgaben durch Karl Bertsche längst vergriffen sind. Sie umspannen Abrahams Le benszeit und die Breite seines Schaffens. Von der Verherrlichung des Kaisers über die Förderung städtischer Frömmigkeitsformen bis zur Unterhal tung breiter Leserkreise, von der Predigt bis zur Narrenschrift reicht das Spektrum der Ausgabe. Die Auswahl bietet ein Repertorium der Rede- und Schreibanlässe, sie bietet auch ein Re pertorium der sfllistischen Register Abrahams." So beginnt der Herausgeber sein Nachwort, das zum besseren Verständnis der Schriften dieses be kannten Wiener Predigers (als Ulrich Megerle 1644 in Kreenheinstetten im Hegau geboren, 1709 in Wien gestorben) unbedingt vorher gelesen wer den sollte. Eine politische Kanzelrede über die Vorzüge der Erhebung des hl. Joseph als „Neuerwöhlte Pa radeis-Blum", d.h. als Patron der habsburgischen Länder (1675), steht am Anfang dieser Ausgabe. Die Attribute für die einzelnen Kronländer (z.B. „grosmächtiges" Königreich Böhmen, „treuest" Herzogtum Schlesien, „frommes" Steiermark oder „höchstgepriesene" Grafschaft Tirol) und na türlich die Lobpreisungen auf den „Beschützer der Ghristen" lesen sich höchst interessant. Es folgen „Danck und Denckzahl" (1680) und „Aller Freud und Fried ist Ursach Maria" (1698), ebenfalls be deutende Predigten, in denen auf die überstandene Pest bzw. den Sieg bei Zenta Bezug genom men wird. Drei Spätwerke sind der „Geflüglete Mercurius" (1701), die „Continuation Deß Mercurii" (1702; nach einem Exemplar in der Stifts bibliothek Kremsmünster wiedergegeben) und „Ein Kam Voller Narrn" (1704), zwölf Beschrei bungen verschiedener Verhaltensweisen, die ge schickt in einen Dialog zweier Reisender eingebet tet sind. Dietmar Assmann

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