Der Autor versteht es auch, das historische Umfeld des Künstlers mit einzubauen, seine Künstlerkollegen zu erwähnen, einen Ausblick auf das „Erbe Vierthalers" zu machen und als An hang „Fachwörter-Erläuterungen" zu geben. Als Einstieg zur Künstlerpersönlichkeit Jo hann Michael Vierthaler finden wir eine Grafik mit jenen Orten, an denen der Künstler des Ba rocks und Frührokokos tätig war. Genau recher chiert der Autor die Frage nach der künstlerischen Urheberschaft der Stukkaturen, indem er die Art und Gestaltung der verschiedenen Arbeiten in den Kirchen miteinander vergleicht. Die kunst historische Betrachtungsweise bleibt aber nicht auf den Stuck allein beschränkt, Brandstetter setzt sich auch mit dem Maler Johann Georg Reischl auseinander, der Arbeitskollege und Freund von Vierthaler war. Vierthaler hinterläßt seine fdandschrift aber nicht nur in Kirchenbauten, auch Stuckarbeiten an Bürgerhäusern stammen von ihm. Daß dieses Buch nicht mit dem Tode Viertha lers abbricht, sondern die Nachkommen ebenso erwähnt werden, spricht für den abgerundeten, umfassenden Aufbau des vorliegenden Werkes. Als kleine Bemerkung des Rezensenten sei noch angeführt, daß die Anfügung von Fußnoten das genauere Zitieren im Textteil erübrigt und eine vielleicht etwas flüssigere Schreibform er möglicht hätte. Ein Lob verdienen auch die vielen Abbildun gen, zum Großteil in Farbe gehalten. Es ist erfreu lich, daß Autoren wie Herbert Brandstetter - kein ausgebildeter Kunsthistoriker und dennoch zu Recht als Fachmann zu titulieren - derartige quali tätsvolle Arbeiten in gedruckter Form einer inter essierten Öffentlichkeit näherbringen. Alexander Jalkotzy Kurt Benesch: Die Suche nach Jägerstättter. Ein biographischer Roman. Graz, VJien, Köln: Verlag Styria, 1993. 319 Seiten, S 250,-. ISBN 3-222-12215-6 In einer Zeit des Pro und Kontra Franz Jägerstätter, schwankend zwischen den Extrempositio nen heiligmäßiger Märtyrer, würdig der Kanonisation, und verantwortungsloser, sturer Fanatiker, hat der Verlag Styria ein Buch herausgebracht, in welchem sich der renommierte Autor im Zusam menhang mit der Problematik des Widerstandes gegen die damalige Staatsgewalt der Person des Bauern und Mesners Franz Jägerstätter zu nähern versucht - eine Suche nach Jägerstätter. Der Autor hat die literarische Form des biographischen Ro mans gewählt, sich dabei aber strikte an Tatsachen gehalten; belegte Fakten und Ergebnisse aus Ge sprächen mit Zeitzeugen, vor allem mit Jägerstätters Witwe, hat er eingearbeitet. Es war ihm auch möglich, die neuesten Erkenntnisse einzubringen, aufgrund welcher nunmehr erwiesen ist, daß Jä gerstätter selbst mehrmals vergeblich um seine Versetzung zur Sanitätstruppe angesucht hat. Da mit ist widerlegt, daß Jägerstätter trotz wiederhol ter diesbezüglicher Angebote seiner Vorgesetzten zu seiner Rettung eigensinnig bei seiner Wehr dienstverweigerung geblieben sei und so seinen sicheren Tod und eine unabsehbare Gefährdung seiner Familie heraufbeschworen hätte. Mit der Romanform kommt der Autor jenem Leser entge gen, dem das Durcharbeiten durch eine mehr oder weniger trockene Biographie zu mühsam ist, der aber so leichter mit dem Inhalt des Werkes vertraut gemacht werden kann. Die gewählte lite rarische Form ermöglicht auch, zeitparallele Er fahrungen des Autors und anderer Zeitgenossen einzufügen, was das Umfeld für Jägerstätters Ge wissenskampf deutlicher erkennbar machen soll. Dieser quälende Gewissenskampf, welcher in der Frage nach der am Glauben gemessenen rich tigen Handlungsweise gipfelt, wird in dem Roman eindrucksvoll miterlebbar gestaltet. Trotz Rück fragen bei Persönlichkeiten, die Jägerstätter be sonders achtet, sogar bei seinem Bischof, bleibt er schließlich allein und einsam, weil ihn keiner in seiner Kompromißlosigkeit bestärkt, ja vielmehr jeder versucht, ihm wohlmeinend Argumente zu liefern, mit deren Hilfe er mit seinem Problem in dieser schwierigen Zeit hätte leben können. Aber ein Durchschwindeln oder Ausweichen ist mit dem geradlinigen Charakter eines Jägerstätter nicht vereinbar. Bestärken kann ihn lediglich die Haltung seines alten, inzwischen gemaßregelten Pfarrers - aber auch der macht Einschränkungen. Von den Zeitgenossen als Spinner, Eigenbrötler und Kohlhaas-Typ, ja sogar als einer, der es sich richten konnte - weil er u. k. gestellt seinen Hof bewirtschaftete, während die „Frontschweine" die Hölle des Krieges bis zum oft qualvollen Tod durchleiden mußten - abgestempelt, findet Jäger stätter mit Hilfe seines Glaubens Antwort auf die ihn marternden Zweifel, die dann in letzter Kon sequenz zu seiner Hinrichtung mit dem Fallbeil führen muß. Allein seine Frau versucht Jägerstät-
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