OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 1

Dabei soll unterstrichen werden, daß ein Wörterbuch über die Mühlviertler Mundart, das noch dazu sensibel für Unterschiede zwischen oberem und unterem Mühlviertel sein will, in der Gegenwart notwendig ist, nicht bloß, weil dem Abgleiten von Mundart in Dialekt, in die Unpersönlichkeit internationaler Modewörter, Paroli ge boten werden soll, sondern weil einschlägige Be mühungen bislang noch recht spärlich auftauch ten, wie etwa Karl Radlers „Unterschiede in der Mundart des oberen und des unteren Mühlvier tels" im 6. Heimatheft „Riedmark" des Linzer Preß vereins. Fritz Berger Karl Pömer - Eduard Wiesner: Stift Engelszell, ein bayerisch-österreichisches Grenzkloster. Wernstein: VerlagEd. Wiesner, 1993. 399 Seiten mit vie len Färb- und Schwarzweißabbildungen, S 590,-. ISBN 3-900663-07-6 Rechtzeitig zum 700-Jahr-Jubiläum der Abtei Engelszell 1993 und nicht zuletzt zur Landesaus stellung 1994 in Engelhartszell erschien dieses ge radezu monumentale Werk über das einzige Trappistenkloster Österreichs. Ein weiterer Band in gleich vorzüglicher Aufmachung soll 1995 über den Markt Engelhartszell herausgebracht werden. Beide Bände können schon jetzt zu einem „Kom bi-Vorzugspreis" von S 990,- beim Marktgemein deamt Engelhartszell bestellt werden. Vor 700 Jahren stiftete der Passauer Bischof Wernhart von Brambach die „Cella angelorum" als Zisterzienserstift, das von seiner Besiedlung durch Mönche aus Wilhering bis zu seiner Aufhe bung im Jahre 1786 immer im Spannungsfeld des österreichisch-bayerischen Grenzraumes stand. Der Hauptautor Karl Pömer hat sich der mühevol len Aufgabe unterzogen, das zum Teil weit ver streute Archivmaterial zu sichten, aufzuarbeiten und bei aller Wissenschaftlichkeit leicht lesbar darzulegen. Spannungen mit dem Mutterkloster Wilhering werden ebenso deutlich wie die Schwierigkeiten vor allem in der Reformations zeit, nach der bereits 1577 die Aufhebung drohte, als das Stift zunächst vorübergehend unter weltli che Verwaltung kam. Nach dem schwierigen Neu beginn gab es 1626 erneut große Probleme. All das liest sich höchst spannend, zumal die Ge schicke des Stiftes jeweils in den größeren ge schichtlichen Rahmen hineingestellt werden. Die Schilderung des Verlaufes des Bauernkrieges von 1626 ist dabei m. E. jedoch etwas zu weitschweifig ausgefallen. Nach genauer Darstellung des Aufhebungs vorganges werden die nachfolgenden Besitzer und die Nutzung der ehemaligen Stiftsgebäude ausgeführt, u. a. befand sich darin eine Zeitlang ein Hilfswerk der Wiener k. k. Porzellanfabrik. Ein völlig neues Kapitel in der Geschichte von Engelszell begann im Jahr 1925, als Trappisten die Anlage übernahmen. Bis es dazu kam, gab es allerdings eine wahre Odyssee, beginnend mit der Vertreibung der Mönche im ersten Trappistenkloster La Trappe im Zuge der Französischen Revolu tion. In der Endphase dieser Odyssee spielte der damalige Abt Dr. Alois Wiesinger von Schlier bach eine bedeutende Rolle. Seine „besondere in nere Beziehung zu den Zisterziensern von der strengen Observanz" geht, im Buch nicht erwähnt, auf ein persönliches Erlebnis zurück, als er näm lich bei einer Lourdes-Wallfahrt 1914 in französi sche Gefangenschaft geriet, wurde er ausgerech net im ehemaligen Kloster La Trappe interniert. 1939 wurde Engelszell wiederum aufgehoben und der Abt von Gestapoleuten verhaftet. 1945 „kehrt das Leben in die Klostermauern zurück"; im Jubi läumsjahr 1993 zählte allerdings der Konvent nur mehr neun Mitglieder. Ein weiteres Hauptkapitel, ebenfalls von Karl Pömer verfaßt, beschäftigt sich mit dem „Stift als Kunststätte" einschließlich einer eingehenden Würdigung des großen Deckengemäldes in der Stiftskirche von Prof. Fritz Fröhlich (1957) und den Bemühungen um eine neue Hauptorgel, die alte Chrismanorgel kam ja nach der josephinischen Aufhebung des Stiftes in den Alten Dom nach Linz. Zuvor behandelt Eduard Wiesner „das Stift als Wirtschaftsbetrieb". Von ihm stammt auch - nach Ausführungen der Wilheringer Äbte Gabriel Weinberger und Dominik Nimmervoll - zum Abschluß eine kurze Zusammenschau über Ursprung und Entwicklung der Ordensidee der Zisterzienser (die aufgehobene Zisterze bei Mürzsteg heißt richtig Neuberg; das Zisterzienserinnen-Priorat Marienfeld - bei Maria Roggendorf - wurde 1974 in die Wege geleitet, besiedelt wurde es erst 1982; die 1881 mit Heiligenkreuz vereinigte Zisterzienserabtei Neukloster in Wiener Neu stadt, von Wiesner nicht erwähnt, besteht nun mehr wieder als selbständiges Priorat; Heiligen kreuz wurde nicht von Ebrach, sondern direkt von Morimond besiedelt). Ein ausführlicher An-

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