Zeichnungen ihrer Vorfahren. Eine weitere Perso nengruppe wird mittels Interviews befragt. Die Abhandlungen sind in unverfälschter Art wieder gegeben, so daß der individuelle Schreibstil der einzelnen Verfasser erhalten bleibt. Das zeitliche Gerüst dieses Buches reicht von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis nach 1945. Gerade volkskundlich Interessierte können in diesem Buch mit Sicherheit fündig werden. Die vorliegende Publikation ist in sechs Hauptkapitel unterteilt: Das Leben, Ereignisse, Harte Arbeit, Die Kost, Sitten und Gebräuche, Sa gen. Die weitere Unterteilung dieser Kapitel ist in dividuell gewählt, so wird bei den „Ereignissen" über „Die Schreckensnacht von St. Oswald", eine „Bischöfliche Visitation" und „Die jährliche Fuß wallfahrt" berichtet. Die Zitierweise läßt einiges zu wünschen üb rig. Das Kapitel Sitten und Gebräuche ist aus der „Heimatkunde des Bezirkes Kaplitz" übernommen worden, wobei keine genauen Angaben hinsicht lich Autor, Erscheinungsjahr etc. ersichtlich sind. Auch bei den Sagen nimmt die Schriftleitung die Quellenangaben nicht genau, wie etwa „Aus dem Weinbergarchiv" oder „Veronika Meyer nach,Hei matgaue', 1928". Der Rezensent ist letztgenanntem Vermerk nachgegangen. Die im vorliegenden Buch abgedruckten drei Sagen „Da Knobarade", „Die Gabelmacherin im Weinbergermoos" und „Die Kreuzstraße" sind wortwörtlich folgendem Beitrag entnommen: Robert Steininger, Sandl und seine Einwohner. In: OO. Heimatgaue, 9. Jahrgang, Heft 3, Linz 1928, S. 156, wobei Vero nika Meyer nur jenen Beitrag in den „Heimat gauen" in Erfahrung gebracht hat und als Autorin - wie auf Seite 134 angeführt - wohl nicht in Frage kommt. Die historischen Abbildungen ergänzen als wertvoller Beitrag den Textteil. Der Arbeitskreis Geschichte und Kultur im Freiwald hat hier ein drucksvolles Material vor der Vergessenheit ge rettet. Für die Zukunft empfiehlt sich jedoch, bei den Quellenangaben genauer zu recherchieren. Alexander Jalkotzy Otto Milfait, Elvira Landgraf: Das Mühlviertel - Brauch, Sprache und Spruch. Gallneukirchen: Selbstverlag, 1993 . 512 Seiten, Farbund Schwarzweißahhildungen, S 398,-. Es ist ein mutiges Unterfangen, Sprache, Brauch und Spruch des Mühlviertels gegenwarts getreu einzufangen. In einem äußerst eindrucks vollen Erscheinungsbild sind auf handfest gebun denen 512 Seiten an die 6.000 Mundartwörter er klärt und weiterhin bäuerliche Spruchweisheiten, Kinderreime, Jägersprache, medizinische Aus drücke und Hinweise auf die unheilige Zahl Neun gesammelt, wobei kolorierte (nicht „collerierte", wie auf Seite 4 angegeben) Ortschaftsdarstellun gen, weitere Schwarzweißgraphiken und -fotos den Text erfolgreich auflockern. Der umfangreiche Inhalt des Buches läßt sich in zwei Abschnitte gliedern: erstens in Sprache und Spruch und zweitens in Brauch und Allge meinwissen. Der Hauptteil dieses Handbuches über den Gegenwartsstand der Mühlviertler Mundart ist breitgefächertes Sammelgut, in jahre langem, mühsamem Aufzeichnen vor Ort, auf der Straße, beim Wandern, im Gasthaus, im Beruf ent standen. Die alphabetische Zusammenstellung ist locker zu lesen, weil der ständige Themenwechsel die Leseraufmerksamkeit wachhält. Man findet sich schnell zurecht, wenn man Erklärungen sucht. Man amüsiert sich, wenn man wahllos blät tert. Die Autoren, von denen einer, Milfait, Schalensteinforscher (siehe: Oasiedlstoa, Warzenstoa usw.) ist, ohne im vorliegenden Buch näher darauf einzugehen, haben eine ansprechende Textgestal tung für einen schwerfälligen Stoffkreis gefunden. Allerdings entbinden sie sich jeder Verantwortung durch die am Anfang kundgetane Spielregel: „Das vorliegende Werk ist ungeeignet für wissen schaftliche Zwecke und entspricht nicht den Re geln der geschriebenen Mundart." Damit ist einer Stellungnahme über die in diesem Buch einge schlagene Methode hinsichtlich phonetischer Fi xierung, Entwicklungsgeschichte und Gegenüber stellung mit anderen einschlägigen Werken jede Basis entzogen. Von entsprechenden Querverbin dungen zum Mittelhochdeutschen, wo doch in den Lehrbüchern immer die Nähe der süddeut schen Mundart zum Mittelhochdeutschen hervor gehoben wird, kann kaum mehr die Rede sein. Umso auffallender, wenn plötzlich, wie beim Lo kalbegriff „Rehberg", eine ausführliche Ortsdeu tung bis ins Germanische und zum angelsächsi schen „Biowolf" - es ist wohl „Beowulf" gemeint - zurückverfolgt wird, wobei die Leichenbretter und Opferschalen gestreift werden. Was bleibt: Das Buch ist eine amüsante Ge genwartsplauderei, gleichermaßen eine Unterhal tung mit Humor und Erlebnisbasis. Die volks kundliche Ausbeute des vorliegenden Alphabets, was die reine Befragungsaktion und die Durch sicht einschlägiger Zeitschriften und Heimatbü-
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