OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 1

nicht der rätische Bischof Valentin, sondern der von Terni sein Namensfest feiert. Hinweise ge wünscht hätte man sich auf die kleine Verehrungs und Wallfahrtsstätte St. Blasien in Prüherswang bei Bad Hall oder auf den Berthold-Sonntag (um den 27. Juli) in Garsten, wo alljährlich eine ein drucksvolle Männerwallfahrt abgehalten wird. Dem Brauch der Laternenumzüge zum Martins tag hätte hinzugeführt werden können, daß diese Idee zumindest für Oberösterreich ihren Ausgang in der Pfarre St. Michael in Linz Mitte der sechzi ger Jahre genommen hatte, sich ungewöhnlich rasch ausbreitete und sich dabei durch szenische Spiele lokale Sonderformen entwickelt haben. Die hier vom „im Thema" etwas befangenen Rezensenten geäußerten Überlegungen mögen nicht den Eindruck erwecken, daß es sich um gra vierende Mängel in diesem Buch handle. Es ist das geworden, was die Autorin beabsichtigte, nämlich ein Lesebuch „zum Schmökern, als Anre gung zum Nachdenken und Nachfragen, wobei natürlich die Geschichte als auch in Auswahl Ver anstaltungshinweise enthalten sein sollten". Und das ist dem Buch zu attestieren. Rudolf Fochler Bruckner-Symposion „Musikstadt Linz - Musik land Oberösterreich" im Rahmen des Internatio nalen Brucknerfestes Linz 1990.19.-23. Septem ber 1990. Bericht. Hrsg. von O. Wessely, A. Harrandt, E. Maier, U. Harten. Linz: Anton-Bruckner-Institut Linz und Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, 1993. 343 Seiten mit zahlrei chen Notenbeispielen und Abbildungen. ISBN 3-900-270-23-6 Das 500-Jahr-Jubiläum der Stadt Linz war Anlaß, sich mit seinem Musikleben, seiner Aus strahlung und Wechselbeziehungen zum Bundes land Oberösterreich im Rahmen eines BrucknerSymposions zu beschäftigen. Man wollte weit ausholen, um die Vielfalt und Wurzeln alles des sen, was schließlich auch Anton Bruckner und das Musikleben Oberösterreichs bis heute mitbe stimmt hat, darzulegen. Selbstverständlich konnte man hier dieses sehr umfangreiche Thema keines wegs - in der sonst den Bruckner-Symposien ei genen gründlichen Weise - in seiner Gesamtheit behandeln. Die ursprüngliche Absicht der Veran stalter, „... vielmehr eine Bestandsaufnahme der Musikkultur Oberösterreichs insgesamt" - es sei hier an diesbezügliche Beiträge in früheren Publi kationen des ABIL erinnert - vorzunehmen, ließ sich einerseits im zeitlichen Rahmen nur pars pro toto verwirklichen; andererseits sind bis heute ei nige wichtige Bereiche der Linzer bzw. oberöster reichischen Musikvergangenheit nicht erforscht (Musikpflege der Jesuitenkollegien in Linz und Steyr, Musikleben der Städte und größeren Märkte, Musikpflege zumindest einiger bedeu tender Adelssitze u. dgl.). Dieser hier aufgezeigte „Fehlbestand" möge aber auch Motivation sein, sich dieser „weißen Flecken" einmal anzunnehmen. Für die weitere Forschungsarbeit bieten auch einige Referate wichtige Grundzüge. Der Historiker Georg Heilingsetzer, der die Trägerschichten oberösterreichischer Musikkultur vom 16. bis zum 19. Jahrhundert vorstellte, ver mittelt wertvolle Grundlagen zur Erforschung des Musiklebens des Adels und des gehobenen Bür gertums. Andrea Harrandt und Erich W. Bartsch liefern mit ihren Referaten über die Tätigkeit der Liedertafel „Frohsinn" bzw. der Gesangsvereine in Steyr Beispiele, wie man dem Wirken der zahllo sen Gesangs- und Musikvereine in Städten und Märkten nachgehen müßte. Josef Mayr-Kerns Ausführungen über das oberösterreichische Blas musikwesen beruhen großteils auf E. Brixels Oberösterreichischem Blasmusikbuch, an dem auch Mayr-Kern mitgearbeitet hat (vgl. OÖ. Hbl. 39/1985, S. 113 f.). Zum Thema Kirchenmusik faßt Othmar Wessely seine Forschungsergebnisse über die protestantische Musikpflege im 16. Jahrhun dert in Linz zusammen. Elisabeth Maier stellt die Verfallserscheinungen der Kirchenmusik im Ge folge des josephinischen Staatskirchentums dar, auf deren Hintergrund man die Musikpflege in Stadt- und Landkirchen im 19. Jahrhundert sehen muß. Die Restaurationsbemühungen des Cäcilianismus standen schon beim Symposion 1985 auf dem Programm. Von Wolfgang Kreuzhuber (Or geln und Orgelbau in Oberösterreich in der zwei ten Hälfte des 19. Jahrhunderts) darf man eine Weiterführung seiner diesbezüglichen Forschun gen erwarten. Das Round-table-Gespräch mit acht Referenten über die Musiktradition in eini gen oberösterreichischen Stiften brachte weitge hend Bekanntes, konnte jedoch in diesem kompri mierten Überblick verschiedenen bedeutenden Fakten Geltung verleihen. Von den oberösterrei chischen Komponisten werden hier nur wenige vorgestellt. Franz Zamazal legt eine sehr umfas sende Biographie des vielseitigen und vielbeschäf tigten Linzer Dirigenten, Organisten und Kompo-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2