Buchbesprechungen Andrea Euler-Rolle: Zwischen Aperschnalzen und Zwetschkenkrampus. Oberösterreichische Bräuche im Jahreskreis. Linz: Veritas-Verlag, 1993. 160 Seiten, Schwarzweißillu strationen im Text, Farbfotos und -reproiuktionen im An hang, S 398,-. ISBN 3-85214-548-1 Spätestens seit Amand Baumgarten, dem Kremsmünsterer Benediktiner, verlockt die unge heuer reichhaltige Volkskultur in den oberöster reichischen Landschaften immer wieder zu litera rischen Bestandsaufnahmen. Namen wie Depiny, Burgstaller, Commenda ragen in dieser Reihe leuchtend hervor. Mag sein, daß noch zu ihren Zeiten die Handlungen und Gestalten der ange troffenen Bräuche von jenen sie Ausübenden noch geglaubt wurden, indessen der überwiegende Teil der Bräuche heute lediglich veranstaltet, vor geführt wird. Doch trotz dieses Wandels, der wohl zu einem nicht geringen Teil in der starken Verän derung einst herkömmlich geprägter Gemein schaften seinen Grund hat, hängt man letztlich doch - wenigstens noch - an den Formen und ist bemüht, sie zu erhalten. Auch das ist erfreulich und sollte nicht oberflächlich einem bloßen kom merziellen Denken zugeschrieben werden. Denn es gibt ja außerhalb unseres Landes manche Ge biete, die inzwischen völlig „brauchleer" gewor den sind. Insofern ist die Erarbeitung eines „Brauchkalenders", wie er hier vorgelegt wird, be grüßenswert, ja notwendig. Auf diese Bedeutung des Buches zielt Anneliese Ratzenböck in ihrem Vorwort ab, wenn sie schreibt: „Überall im Lande besinnt man sich auf die verschiedenen Aktivitä ten, mit denen die Feste im Jahresablauf gefeiert wurden. Und so sind in vielen Gegenden, in Ge meinden, Ortschaften, aber auch im städtischen Bereich alte und neue Jahresbräuche zur festste henden Einrichtung geworden, die mit Freude be gangen werden." Die Verfasserin erklärt einleitend, daß mit ih rem „Lesebuch" versucht werde, „die längst über lebte romantische Wissenschaftsauffassung von einer ungebrochenen Kontinuität zurück bis ins Altertum zu überwinden". Damit hat sie nun si cherlich recht, doch daß Brauchgedanken ir gendwo ansetzen mußten, sich aber - wie zugege ben wird - „eingebunden in soziale Zeit und so zialen Raum", gewandelt haben, schließt ja eine Kontinuität nicht aus. Wenn nun die heute ab und zu etwas scheel angesehenen „romantischen Wis senschaftler" nicht bei bloßen Deskriptionen ge blieben sind und „mythologiefreundliche Inter pretationen" angeboten haben, dann sollte dieser Wert nicht übersehen werden. Immerhin dürfte es gerade dadurch gelungen sein, „alte Bräuche" zu erhalten, weiterzuführen, weil ihrer ursprüngli chen Absicht ein bestimmter Sinn zugrunde ge legt wurde, und „Sinnvolles" hat Aussicht auf Be stand. Wir hoffen, die Autorin nicht mißverstanden zu haben, doch es fällt die Tendenz des Buches auf, die meisten darin angeführten Bräuche zu be schreiben, doch nur selten zu erklären. Doch ge rade in diesen Dingen den Sinn aufzudecken wäre insofern wünschenswert, weil so das Weiterbeste hen eines Brauches doch eher gesichert werden kann. Mit viel Fleiß hat sich die Verfasserin nach Zi taten aus früheren Berichten, nach Beobachtun gen, Zeitungsartikeln und vor allem nach Berich ten und Erinnerungen von Gewährsleuten (über 80) umgesehen, diese Aussagen als Marginalien genützt, was allein schon dem Satzbild der einzel nen Seiten sehr zustatten kommt. Gewährsleute und Berichte schildern im wesentlichen die Brauchabläufe, wie sie diese zu ihrer Zeit erlebt haben, fraglich werden sie nur dann, wenn sie doch Erklärungen über den Ursprung wagen, ob gleich viele unter den örtlich bestens informierten Personen auch gute geschichtliche oder volks kundliche Kenntnisse verraten. Unter den ein wenig irreführenden Meinun gen der Gewährsleute wäre z. B. die der ortsansäs sigen Ebenseer (S. 28) über die Mutzen zu erwäh nen, die ihre Verkleidung sicherlich nicht wegen herrschender Armut gewählt haben, was im Wi derspruch zu den kostspieligen Holzmasken stünde, andererseits Fetzen und Fransen als Maske vom Harlekin u.a. bis zu den schwäbi schen Fasnachtsgestalten u.a. reichen. Unklarheit herrscht auch über die Einführung des Mutterta ges, wie es die Leonfeldnerin meint (S. 73). Der durchwegs genau recherchierenden Autorin des Buches ist leider nicht bekannt geworden, daß das sogenannte Sternspielen, Sternausspielen nicht „nur noch" in Krenglbach stattfindet, sondern daß man es im Machland und in der Eben bei Sandl ebenfalls betreibt. Eine kleine Verwechslung er gibt sich beim Valentinstag, wo zum 14. Februar
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