OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 1

Brust. Die Stelle, wo gestern das Un glück geschah (bei Straßenkilometer 6, Stromkilometer 12), heißt der ,Abgefal lene Stein'; es ist dies ein hef in der Do nau liegender Felsblock, der je nach der Höhe des Wassers stärkere oder gerin gere Wellenbildung hervorruft. Außer dem ist gleich unterhalb dieses Schwal les eine Bucht, das sogenannte ,Hinterwasser', sodaß ein stromaufwärts fahren des Boot dort gezwungen ist, das gegen die Strommitte hin reißende Wasser an zufahren. Hiebei dürfte das leichte, aus Leinwand und Holzverspreizungen be stehende Boot, das, weil nicht auf Kiel gebaut, leicht hin und hergeschleudert wird, von einer Welle seitlich erfaßt und umgeworfen worden sein... Eine Zeit lang hielt sich Thorwartl an dem umge kippten Boot fest, plötzlich aber verlie ßen ihn die Kräfte und er verschwand in den Wellen... Von den beiden hiesigen Rudervereinen ,Ister' und ,Wiking' wer den wir ersucht, festzustellen, daß der Ertrunkene keinem dieser beiden Ver eine angehörte, und daß er ein Boot be nützte, wie es bei den genannten zwei Vereinen nicht in Gebrauche steht." Offenbar muß noch ein anderer Arti kel publiziert worden sein, in dem der Kajaksport abwertend beurteilt wurde und in dem Hans Weinzinger seinen Ru derverein „Schnecke" angegriffen sieht.^" Er verfaßt gleich einen Gegenartikel und will ihn in der Tages-Post unterbringen. Sein Bericht wird dort aber nicht ange nommen. Also geht er zur „Wahrheit", ei ner Vorläuferin des „Linzer Tagblattes". Dort erscheint eine Woche später seine Erwiderung, die wir auszugsweise hier wiedergeben „...Es ist vor allen Dingen unwahr, daß der Kajak-Sport in den letzten Jah ren öfter zu Unfällen führte, da die uns bekannten vier Unfälle einerseits das Kentern eines primitiv gebauten Blech bootes betrafen, welches mit Auslegern und Riemen versehen war, andererseits ein canou-ähnliches Fappendeckelboot. In drei der erwähnten Fälle kam der be treffende Wasserfahrer selbst ans Land. In einem Falle wurde das Boot von Mit gliedern des Rudervereines ,Ister' unter halb Ottensheim aufgegriffen und der Fahrer vom Überführer Kramer in Mar garethen geborgen... Der Kajak aber, der vor nun acht Jahren als tatsächlich primitives Fahrzeug auf der Donau in Er scheinung trat, ist heute zu einer gedie genen Werkstättenarbeit emporgeho ben ... Die ,wilden Ruderer' rekrutieren sich seit längeren Jahren aus zehn Perso nen, und sind bis auf den nun ertrunke nen Thorwartl, der im dritten Jahre dem Kajaksport oblag, die gleichen geblie ben ... es lag uns immer fern, unseren kleinen Kreis zu erweitern. Der kleine Kreis aber, welcher vorhanden ist, be steht aus Leuten gesetzteren Alters, wel che den Kajak vollkommen beherrschen, und jedem einzelnen sind die Verhält nisse der Donau von Linz bis hinaus nach Bayern sehr wohl bekannt... Thor wartl war ein muskulös sehr gut ausge bildeter junger Mann und von Mitglie dern des Rudervereins ,Ister' kraft seiner kräftigen Entwicklung aufgefordert wor den, für diesen Verein zu trainieren. Da ' Diesen Artikel in der Linzer Tages-Post konnte ich leider nicht finden. Hans Weinzinger: Gegenartikel zum Bericht in der Tages-Post über den Thorwartl-Unfall, ver faßt von Hans Weinzinger, veröffentlicht in: Wahrheit. Sozialdemokratisches Volksblatt für Oberösterreich. Linz, Montag, den 23. März 1914, S. 3.

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