OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 1

nämlich die Kajaks. Bilder, Pläne und Skizzen neben den Beschreibungen er möglichten den Nachbau dieser Kajaks. Und tatsächlich wurde nun auf Anre gung Weinzingers von einem Freund, dem Geschäftsdiener Leopold Hofer, mit primitiven Mitteln so ein Kajak nachge baut. Am 17. August 1907 ist es endlich soweit: der Kajak ist fertig und wird von Hofer am Königsweg herunter zur Do nau getragen. Uber die erste Ausfahrt und die bald danach erfolgte Gründung des ersten Kajak-Rudervereins durch ihn lassen wir wieder Hans Weinzinger sprechen:" „Ich war als erster dazu ausersehen, das für unsere Begriffe verdammt labile Fahrzeug zu besteigen und zu versuchen. Aber schon nach den ersten Ruderschlä gen wußte ich: Das war das Fahrzeug, welches im Sinne unsrer stillen Hoff nung stromauf lief. Allerdings im Ver gleich zu einem heutigen Kajak ein wah res Ungetüm! Die Spanten nicht gebo gen, sondern aus dickem Holze heraus geschnitten, so daß die Schenkel einge preßt waren und Krämpfe in den Beinen die rasche Folge waren. Genau sechs Meter lang, die beiden Steven hoch aus dem Wasser ragend und daher im Wel lengang vorzüglich geeignet. Aber der Fortgang im heutigen Sinne gleich Null, dem Sandalin gegenüber phantastisch! Die Montage erfolgte durchwegs mit ei sernen Nägeln. Längsleisten waren acht an der Zahl, so daß die Bootshaut, wel che aus grober Leinwand bestand, fast ungeschützt äußeren Verletzungen aus gesetzt war. Imprägniert wurde mit Karbolineum, und da ja immer einiges Was ser im Bootsinnern stand, bekam man am Gesäß brennende Streifen, die an das Fell eines Zebras gemahnten. Wichtige Utensilien bei jeder Ausfahrt waren Na del, Zwirn und Stoffflecken sowie Un schliff, und man sah im Laufe der Zeit Kameraden der ,Schnecke' am Ufer sit zen und mit Nadel und Zwirn wie ge lernte Schneider hantieren. Seibold und Harnisch versuchten jeder nur einmal, das labile Fahrzeug zu besteigen. Beide erreichten nicht die nötige Balance und schieden aus unserer Runde. Einige Zeit stand ich dann wieder allein mit Hofer und Ernst. Dann aber kamen schnell hin tereinander neue Anhänger, und Hofer hatte Hals über Kopf zu tun, um seinen Aufträgen gerecht zu werden. Zwölf Mann waren die Gründer der ersten Ka jak-Rudervereinigung, nicht nur im alten Osterreich, sondern weit über die Gren zen des großen Reiches hinaus, und wohl die ersten, die den Kajak zum Stromauffahren benutzten..." Das war im Jahre 1907. Aus diesen Zeilen geht hervor, daß Weinzinger der Begründer des Kajaksportes in Öster reich ist. Zuerst fuhr man nur von Linz bis Ottensheim. Der Gasthof Riener, im Grundbuch steht er als „Traubenwirts haus", seit dem vorigen Jahrhundert bis 1953 im Besitz der Familie Harrer-Riener, zuvor schon das Einkehrhaus der Schif fer, Zillenfahrer und Wassersportler, wurde nun auch das Stammgasthaus der Kajakfahrer. Der angesehene Gasthof hatte auch einen Glassalon, und bevor es in Ottensheim noch ein Kino gab," fan den hier Lichtbildervorträge statt, z.B. am 18. Februar 1913 einer über das " Weinzinger 1957, S. 8. " Ein Kino (Leeb-Fischerlehner) gab es in Ottens heim seit 1919 (vgl. dazu R. Kutschera: Ge schichte des Kino- und Filmwesens in Linz und Oberösterreich. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1961. Linz 1962, S. 255).

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