scheinung. Alle diese Boote wurden zum Stromabfahren verwendet. Ich aber wollte den Riemenruderern, die stolz stromauf die Donau beherrschten, ein Gegengewicht im Kajak bieten, was auch gelang. Also als Strombezwinger mit ei nem Zweiblattruder muß ich als Grün der angesprochen werden. Meine dies bezügliche Tätigkeit wurde auch gewür digt. Ich erhielt das Landessportehren zeichen, die Goldene Nadel des Oster reichischen Turn- und Sportverbandes sowie verschiedene Ehrenmitgliedschaf ten zuerkannt und kann mich als Grün der der ,Schnecke', des ersten Kajakver eins Österreichs bezeichnen." Da lernte Hans Weinzinger den Sohn des Goldstechers an der Oberen Donaulände, Nirschl, kennen, der ne benbei Bootsdiener beim Ruderverein „Ister" war und der einen Sandalin be saß. Das Wort „Sandalin" ist zurückzu führen auf den türkischen Sandal, ein schmales, langes Boot, das ursprünglich aus Sandelholz hergestellt wurde. In der Türkei werden heute noch Kahnführer „Sandaldschi" genannt. Weinzinger^ be schreibt den Sandalin folgend: „Dieses Vehikel bestand aus einem Bodenbrett sowie zwei Seitenbrettern, war mit Leinwand gedeckt, hatte ein ho hes Waschbord sowie Fußsteuer und wog seine 40 Kilogramm... Nicht ver gessen sei das Doppelruder, das aus ei nem Besenstiel und zwei ungehobelten Brettern bestand... Der Sandalin wurde auch Seelentränker oder Seelenträger genannt. Ersterer Name wohl, weil man cher in solchen Kisten ertrank, zweite Bezeichnung sicher deshalb, weil nur eine Seele darin Platz finden konnte... Mich bestach dieses Ungetüm derart. daß ich dasselbe trotz des hohen Preises von fünf Gulden käuflich an mich brachte..." Das muß noch vor der Jahrhundert wende gewesen sein, weil mit 1. Jänner 1900 die Guldenwährung von der Kro nenwährung abgelöst wurde. Fünf Gul den von 1890 entsprechen 1993 einem Wert von ca. 570 Schilling. Dafür mußte der Bäckergeselle Weinzinger immerhin eine Woche lang arbeiten. Um das neu erworbene Fahrzeug auszunutzen, blieben ihm nur die Sonn tagnachmittage. Er fand dazu einen Ka meraden, seinen Schulfreund aus der ge meinsamen Volksschulzeit, Heinrich Schraml, der später nach Südamerika auswanderte und dort Ländereien er warb. Wie man den Sandalin einsetzte, schildert Weinzinger in seinem Aufsatz P „Wir begannen nun mit Hilfe des Sandalins die Donau stromauf zu erfor schen. Dies geschah auf folgende Art und Weise: Der eine ruderte in der Kiste zirka einen Kilometer weit, während der andere zu Fuß am Ufer mitschritt. Natür lich konnten wir das rechte Ufer nicht verlassen und mußten, abwechselnd ge hend und rudernd, die Schwälle gemein sam übertragen. Das weiteste erreichte Ziel war immer die Wilheringer Sand bank.' Die Rückfahrt unternahmen wir gemeinsam auf die Art, daß ich, als Be sitzer, im Boote saß, während Freund Schraml am Heck hockte und die Füße im Wasser baumeln ließ. Damit war aber auch schon ein Sonntagnachmittag auf die schönste Art vergangen..." 5 Weinzinger 1957, S. 6. ' Weinzinger 1957, S. 6. ' Die Wilheringer Sandbank war etwas unterhalb der Schiffsanlegestelle der DDSG.
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