OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 1

er auch schließlich die Ernennung zum Privatbaumeister durch König Wilhelm sowie den Titel eines königlichen Baura tes 1866, entsprechende Prüfungen hatte er nämlich nicht abgelegt. Seine Werke entstanden in der Mehrzahl im Erzbistum Köln, daneben aber vor allem in den Bistümern Mün ster, Paderborn und Trier. Für die künst lerische Qualität seiner Entwürfe spre chen darüber hinaus zahlreiche Wettbe werbe, an denen er meist recht erfolg reich abgeschnitten hat. So kam es auch zum Auftrag für den Linzer Dom. Sein Vertrag verlangte mehrmals im Jahr eine Visite zwecks Bauüberwachung; sein Kölner Mitarbeiter Otto Schirmer leitete die Linzer Dombauhütte. Der Linzer Dom sollte als sein Hauptwerk erst 25 Jahre nach seinem Tod (1898 in Köln) nach den Originalplänen fertiggestellt werden. Unter seinen berühmteren Bauten befinden sich die Wallfahrtskirche in Ke velaer am Niederrhein, die Mauritiuskir che in Köln und die leider kürzlich abge brochene Marienkirche in Aachen. Mit nach eigenem Bekunden mehr als 500 (!) Werken^" hat er ein immenses Werk hinterlassen. Neben den Kirchen neubauten sind vor allem seine Restau rationen zu nennen, die gerade heute nicht immer unumstritten sind,^^ aber auch eine ganze Reihe Profanbauten wie Schlösser, Krankenhäuser, Denkmäler und nicht zu vergessen: ganz normale Wohnhäuser. Die Dombaupläne von Vincenz Statz 1859 kamen elf von Statz entworfene Pläne in Linz an, die zum großen Teil von seinem Mitarbeiter Otto Schirmer gezeichnet worden waren. „1. Grundriß der Fundamente und der Krypta, H 117 cm, B 83 cm. 2. Haupt Grundriß. 3. Grundriß über den Dächern (linke Hälfte), Grundriß unter den Dächern (rechte Hälfte). Linz, Neuer Dom, vordere Ansicht, Heliographie, gez. .V Statz. Diözesanarchiv, Linz " Er scheint sämtliche Varianten, auch nicht aus geführter Entwürfe, mitgezählt zu haben. " Koblenz, Liebfrauenkirche: Trier, Paradieschen zwischen Dom und Liebfrauenkirche. Diese starke Beteiligung Schirmers am Linzer Dom-Projekt hat Bernhard Prokisch zu der These veranlaßt, die Einflüsse Schirmers am Dom seien größer als bisher vermutet. Beson ders während seiner Amtszeit als Dombaumei ster sei eine eigenmächtige Abänderung der Pläne möglich gewesen. Eine Vermutung, die - wenn überhaupt - nur sehr schwer zu widerle gen ist. Hierzu müßten Plan und ausgeführter Bau im Bereich des Langhauses, des Querschif fes und der oberen Turmpartien (diese Teile fal len in die Amtszeit Schirmers) detailliert unter sucht und gegenübergestellt werden.

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