OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 1

er manchmal an Sonntagen seinen klei nen Buben mit. Die Fahrt ging von Ot tensheim bis Linz. Stromauf wurde die Zille beim Gasthof „Zum Roten Kreb sen" an die sogenannte „Fließstein" ange hängt. Diese „Fließstein" war eine Plätte, auf der eine fiütte stand. Die fiütte konnte ungefähr dreißig Reisende fassen, die dort auf roh gezimmerten fiolzbänken Platz fanden. Vorne auf der Plätte stand das „Schöfpferd". Außer dem Personen verkehr oblag der „Fließstein" noch der Frachtenverkehr. Eine Zeitlang wurden auch die Statuen des Ottensheimer Bild hauers Kepplinger mit der „Fließstein" nach Linz zum Vergolden gebracht. Die Dreiviertelstundenfahrt von Ottensheim nach Linz kostete für eine Person 15 Kreuzer.^ Bei der heutigen Anschluß mauer mußte der „Fließstein"-Führer Maut zahlen. Beim „Roten Krebs" auf der Oberen Donaulände wurde ange legt. Bei der Rückfahrt zog das Schöf pferd die Plätte mittels Seil von Linz nach Wilhering. Diese Rückfahrt war durch das manchmal noch fast ungang bare Ufer mit Schwierigkeiten verbun den und dauerte über zwei Stunden.^ Weinzinger und Sohn fuhren von Wilhering mit der Drahtseilfähre, der so genannten „Überfuhr", nach Ottensheim, kehrten im Gasthof Riener zu einem kleinen Imbiß ein, badeten oder schwammen in der Rodl und ruderten dann mit der Zille am späten Abend ge mächlich wieder nach Linz zurück. Das Zillenfahren aber war nicht nach Weinzingers Geschmack. „Echter Was sersport war nur das Riemenrudern, galt aber damals hierzulande noch als Reser vat der Begüterten, und der 1876 ge gründete Ruderverein ,Ister' repräsen tierte einen eng umgrenzten Kreis aus Die „Fließstein" zwischen Ottensheim und Linz. Die Linzer Zillenfahrer, später die Linzer Paddler, hängten ihre Wasserfahrzeuge in Urfahr an die „Fließstein" und ließen sich bis Wilhering stromauf ziehen. Am Ufer ging das „Schöfpferd", das mittels eines starken, jährlich zu erneuernden Seiles die „Fließstein" zog. Ein Mann mußte das Seil über Hindernisse heben, ein anderer steuerte, am Dach des Gefährtes stehend, ein dritter stieß mit einer langen Stange die „Fließstein" vom Ufer ah. Zeichnung nach zeitgenössischen Darstellungen: Ing. Hans Weinzinger der bürgerlichen Gesellschaft".^ Kanus besaßen vor 1900 in Linz nur der Bäcker meister Meisinger und der Magister Sepp Melichar. Weinzinger erzählt über das Kanu auf dem Tonband: „Das Kanu sowie der Kanadier, Boote, die von den Ureinwohnern Süd amerikas gebraucht wurden, sah man schon viel früher in veränderter Form in Europa. Aber das Boot der Eskimo trat erst im Jahre 1880 in Dänemark in Er- ' Das sind nach heutigem Wert ungefähr zehn Schilling. ' O. Kampmüller: Die Ottensheimer Fließstein. Zur Geschichte der Schifferfamilie Trauner in Ottensheim. In: OÖ. Heimatblätter, Linz 1947, H. 3, S. 264ff. ' H. Weinzinger: Die freie Rudervereinigung „Schnecke". In: Festschrift 50 Jahre KajakRuderverein „Schnecke" 1907-1957 Linz 1957, S. 5.

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