OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 1

Schulschwestern betreute Pfarrkindergarten beschlagnahmt werden sollte. Am 5. Mai 1939 erschien in der Pfarrkanzlei ein Beauftragter der Kreisleitung der NSDAP Perg und erklärte, daß hiermit die Anstalt beschlagnahmt sei und Frauen der NSV, der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, alles übernehmen würden. Die Schulschwestern sollten umgehend aus dem Gebäude entfernt werden. Kirn bauer erwiderte daraufhin: „Ich werde nur der Gewalt weichen, ich bin zur Abgabe dieser Erklärung durch die vorgesetzte kirchliche Behörde beauftragt!"^^ Nun begann das bei den Nationalsozialisten bekannte Drohritual. Kirnbauer ließ sich nicht einschüchtern und verlangte, daß zumindest der obere Stock für die Schulschwestern zum Verbleib bereitgestellt werden müßte. Schließlich gab der Abgesandte aus Perg nach, nicht ohne auf weitere Folgen für Kirnbauers Verhalten hinzuweisen. * Auch bei den furchtbaren Ereignissen im Rahmen des Ausbruchs von fiäftlingen aus dem KZ Mauthausen, der sogenannten „Mühlviertler Hasenjagd'V^ spricht das mutige und aufrechte Verhalten des Michael Kirnbauer für seine Persön lichkeit. Im Jahre 1955 wurde Michael Kirnbauer als Pfarrvikar von Ried pensioniert, war dann noch „Meßleser" im Kloster Pulgarn und wirkte von 1959 bis zu seinem Tode 1962 als Lokalkaplan in der Kuranstalt der Marienschwestern in Bad Mühl lacken. Er sprach nie viel über die Jahre zwischen 1938 und 1945. Ein Ausspruch aber bleibt den Schwestern, die ihn noch gekannt haben, im Gedächtnis haften: „Alles, was ich tat und vielleicht noch tun werde, habe ich nur aus dem festen Glauben her aus vermocht!"^® " Chronik der Pfarre Ried in der Riedmark. " Ernst Gusenbauer, „Was man erwischt, wird kalt erschossen". Ried in der Riedmark und die „Mühl viertler Hasenjagd" am 2. Februar 1945. In: OÖ. Heimatblätter, 46. Jg., H. 2, Linz 1992, S. 263-267. " Gedächtnisprotokoll von Schwester Oberin Engelberta, Kuranstalt der Marienschwestern in Bad Mühllacken, Tondbandinterview am 25. 8. 1992.

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