OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 1

Gründungsfeier der katholischen Turn- und Burschenschaft „Stramm", später Katholischer Reichshund, am 6. Juni 1916. Foto: Privatarchiv Ernst Gusenhauer allem die Hinführung zu christlichen Lebenswerten im Zentrum der Erziehungsar beit. Im Jahre 1935 wurde daraus der Katholische Reichsbund. Als Präses (Obmann) fungierte ab Dezember 1937 Michael Kirnbauer. Er galt gegenüber der Jugend als aufgeschlossener und gütiger „Lehrmeister" und machte nie ein Hehl daraus, daß er ein überzeugter Österreicher war.^" Am Nachmittag des 13. März 1938 war im Heim des Katholischen Reichs bundes eine Versammlung anberaumt. Kirnbauer war gerade mit einigen Burschen in den kleinen Saal eingetreten, als plötzlich einige Halbwüchsige in deutlich erkennbarer Hitlermontur, braunes Hemd, weiße Stutzen, über die Garteneinfrie dung kletterten. Sie wurden von einem Erwachsenen angeführt. Er erklärte nun Kirnbauer in barschem Ton, daß das Heim ab sofort beschlagnahmt sei. Dieser ver suchte noch schnell die Kasse des Vereins, es befanden sich darin 400 Schilling, in Sicherheit zu bringen, doch es war vergebens! Unter Androhung von brutaler Gewalt mußte das Geld schließlich herausgegeben werden. Sofort wurde das Doll fußbild von der Wand gerissen und zertrümmert, die Fahnen und Zeitschriften ver brannt und vernichtet. „Das war der Untergang des Reichsbundes, der über 70 Mit glieder zählte beim Anbruch der neuen Ära!"" ' Gedächtnisprotokoll von Reg.-Rat Josef Gusenhauer, 1938, Mitglied des Katholischen Reichsbundes, maschingeschrieben am 18. 12. 1992. Chronik der Pfarre Ried in der Riedmark.

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