für 13. März anberaumt war, stand zur Debatte. Die Beratungen begannen um die Mittagszeit und dauerten bis zum frühen Abend. Schon waren Weisungen für den Wahlablauf in der Gemeinde festgelegt worden, da wurde gegen 18.30 Uhr bekannt, daß die österreichische Regierung vor einer schweren Krise stand. Um 19.30 Uhr gab Bundeskanzler Schuschnigg durch das Radio seine Demission bekannt, und Pfarrer Kirnbauer vernahm ebenso wie viele andere Rieder Patrioten ergriffen die Schlußworte: „Gott schütze Osterreich!" „Am nächsten Tag, es ist Samstag, der 12. März, ein sonniger, aber kalter Märztag, rattern in den Vormittagsstunden unaufhörlich deutsche Flugzeuge über den Ort. Das Schauspiel dauert bis zum Abend. Das Radio meldet aus Linz eine wahre Begeisterungswelle. Man wartet auf die Ankunft Hitlers. Nun ist auch die Zeit gekommen für all jene, die sich bisher mehr oder weniger zu verstellen vermochten. Ganz ungeniert zeigen sie sich mit dem Hakenkreuz und erheben die Hand zum teu tonischen Gruß als Zeichen der Bewegung."® Eine nationale Versammlung wurde für den Abend in das Gasthaus Mayr einberufen. Der Redner erntete tosenden Applaus, als er diesen Tag als historisches Ereignis für die gesamte Ostmark bezeichnete.^ Am 13. März begann auch in Ried jenes Szenario, das bald im gesamten Bundesgebiet schrecklicher Alltag werden sollte. Die Nationalsozialisten gingen nun daran, vermeintliche oder tatsächliche politische Gegner zu verhaften. Ihr erstes Opfer war der als Mensch und Politiker im Ort hoch angesehene Landesrat und Bürgermeister Josef Mayrhofen Dieser war seit dem Jahre 1919 christlich-sozialer Abgeordneter im OÖ. Landtag. Im Februar 1934 übernahm er kurzzeitig die Geschäfte des Landeshauptmannes, nachdem Dr. Schlegel auf Druck der Heimwehr demissionierte. Seit dem Jahre 1936 widmete er sich als Landesbauernführer den Anliegen seines Berufsstandes mit größter Hingabe. Als Bürgermeister wirkte er ab dem Jahre 1922 zum Wohle der Rieder Bevölkerung.® „Es war späte Abendstunde, etwa halb zehn Uhr. Ein Lastauto rattert durch den Markt und fährt den Riedberg hinauf. Macht Halt beim Riedbergerhofe des Landesrates und Bürgermeisters Josef Mayrhofen Viele Neugierige aus der Nach barschaft und des Marktes laufen am Hofe zusammen. Die geheime Staatspolizei durchsucht die ganzen Wohnräume nach geheimen Akten. Sie führt ihn zum Schluß aber nicht im Auto ab. Die Verhaftung ist nur aufgehoben, sie erfolgt am übernäch sten Tag. Es ist eine seltsame Zeit! Nicht einmal das Band der Blutsverwandtschaft hält sie zurück, um der Bewegung ihre ,Dienste' zu leisten."' Das Heim des Katholischen Reichsbundes wird gestürmt Im Jahre 1926 wurde in Ried eine Abteilung des katholischen Turn- und Bur schenvereins „Stramm" gegründet. Neben der körperlichen Ertüchtigung stand vor ' Chronik der Pfarre Ried in der Riedmark. ' Chronik der Pfarre Ried in der Riedmark. ® Harry Slapnicka, Oberösterreich - Die polifische Führungsschicht, Linz 1976, S. 186 f. ' Chronik der Pfarre Ried in der Riedmark.
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