Der kalte Februar 1934 Von Kurt Cerwenka Seit dem März 1933 steuern die Regierungsparteien in Österreich einen besonders scharfen Kurs gegen alle linken Gruppierungen, die Kommunishsche Par tei wird schon im Mai aufgelöst. Die triste wirtschaftliche Lage trifft vor allem die kleinen Leute sehr hart; so gibt es im Dezember 1933 316.000 unterstützte Arbeits lose und zusätzlich eine große Anzahl von „Ausgesteuerten" Ende Jänner 1934 ver zeichnet man außerdem einen neuen zahlenmäßigen flöhepunkt nahonalsozialistischer Sprengstoffanschläge. Am 9. Februar 1934 ruft daher Leopold Kunschak verzweifelt zum gemeinsa men Kampf gegen „die Entartung des deutschen Geistes im Nationalsozialismus" auf.^ Heimwehrführer Vizekanzler Emil Fey zeigt sich auch am 11. Februar unver söhnlich: „.. .Wir werden morgen an die Arbeit gehen, und wir werden ganze Arbeit leisten!"^ Am gleichen Tag verfaßt der Linzer Schutzbundführer Richard Bernaschek mit seinen engsten Mitarbeitern einen folgenschweren Brief an die Wiener Partei führung. Anton Mayr, ein pensionierter Eisenbahner, und Alois Jalkotzy, der Sekretär der Kinderfreunde, übernehmen die heiklen Kurierdienste. Gegen 23.30 Uhr erhalten die sozialdemokrahschen Parteiführer die Nachricht. Das Schreiben informiert sie über den Beschluß des Linzer Schutzbundes, bei neuerlicher „Waffen suche" und Verhaftungen „vom Widerstand zum Angriff" überzugehen." Otto Bauer, damals die Führungspersönlichkeit der österreichischen Sozial demokratie, schickt Anton Mayr zurück nach Linz und will die geplante Aktion des Schutzbundes verhindern.' Noch in der Nacht zum 12. Februar gibt der oberösterreichische Sicherheits direktor Hammerstein nach Erhalt von Informationen seines Geheimdienstes den Befehl, zuerst im Hotel „Schiff", der roten Parteizentrale, mit der Waffensuche zu beginnen.^ Das Kommando der vierten Brigade des Bundesheeres und das Landesgendarmeriekommando werden umgehend verständigt.^ Im Hotel „Schiff" treffen die Schutzbündler aus Linz und Umgebung fieberhafte Vorbereitungen für einen ' Walter Kleindl, Österreich (Daten zur Geschichte und Kultur). Sonderausgabe, Wien 1978, S. 343. ^ Kleindl, S. 342. ^ Helene Maimann, Siegfried Mattl (Hrsg.), Die Kälte des Februar. Wien 1984, S. 73. ' Josef Weidenholzer, Brigitte Perfahl, Hubert Hummer, „Es wird nicht mehr verhandelt...". Der 12. Februar 1934 in Oberösterreich. Linz 1984, S. 36. ® Weidenholzer, S. 36. ' Weidenholzer, S. 36. ' Helmut Fiereder, Der republikanische Schutzbund in Linz und die Kampfhandlungen im Februar 1934. Linz 1983, S. 12.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2