OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 1

Der Neue Dom zu Linz Von Christian Kratz Am 29. April 1924, also vor genau 70 Jahren, fand die feierliche Weihe des Neuen Domes in Linz durch Bischof Dr. Johannes Maria Gföllner statt. Die ses Gotteshaus zählt zu den größten Kir chenneubauten des 19. Jahrhunderts. Die Bezeichnung „Neuer Dom" unter scheidet ihn von der seit der Gründung des Bistums Linz 1785 als Dom benutz ten Jesuitenkirche St. Ignatius, die bis heute „Alter Dom" genannt wird. 1909 wurden die Kathedralfunktionen vom „Alten Dom" auf den „Neuen Dom" übertragen. Die Baugeschichte dieses „Domes des 19. Jahrhunderts"' ist wegen der etwa gleichzeitig sich mit dem Bau beginn verbreitenden Fotografie bei spielhaft dokumentiert. Der entwerfende Architekt Vincenz Statz krönte mit die sem Bau in Linz sein Lebenswerk und setzte gleichzeitig einen Meilenstein in der Kunstgeschichte, des 19. Jahrhun derts. Bauherr imd Baumeister Der Wegbereiter des Domes - Franz Josef Rudigier Der Bau des Linzer Domes ist im we sentlichen ein Verdienst des zwischen 1853 und 1884 amtierenden Bischofs Franz Josef Rudigier und eng mit seiner Person verbunden. Bald nach seinem Amtsantritt trug er sich mit dem Gedan ken, ein Denkmal zu Ehren Mariens bauen zu lassen. Sehr zu fdilfe kam ihm dabei die Ver kündigung des Dogmas von der „Unbe fleckten Empfängnis Mariens" durch Papst Pius IX. am 8. Dezember 1854; im Linzer Dom sollte die überragende Ma rienverehrung Oberösterreichs doku mentiert werden. „Ein schöner und gro ßer Tempel ... soll in Linz erstehen ... und mit seinen hochragenden Türmen und seinem erhabenen Gottesdienste eine ... fortdauernde Lobpreisung dieses großen Geheimnisses werden."^ Etwa zeitgleich fand der Wettbewerb zum Bau einer Marien-Votivkirche in Wien statt, bei dem Statz den zweiten Platz belegte. Dessen Pläne empfahl der Wiener Kardinal Rauscher seinem Amts kollegen Rudigier, der am 15. April 1858 umgehend einen Auftrag an Statz er teilte. Interessant muten die Finanzierungs vorstellungen des Bischofs an: Er er laubte es nicht, einen Kostenvoranschlag zu erstellen, sondern beteiligte das ganze Volk an den Kosten. So gründete er 1858 eine Gesellschaft, die er „Diözesanverein zum Dombau in Linz" nannte. Der Mit gliedsbeitrag betrug zwölf Kreuzer pro Jahr und konnte im Falle des Austrittes oder bei Geldsorgen zurückverlangt werden. Aber gerade die kleinen Spen- ' Erika Doberer, Ein Dom des 19. Jahrhunderts, in: OÖ. Heimatblätter, 5. Jg. (1951), S. 200ff. ^ Zitiert nach Florian Oberchristi, Der MariaEmpfängnis-Dom in Linz a. d. D., Linz 1923, S. 3.

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