dreistrahle ergeben eine bizarre Gewöl beformation, die dem Streben nach komplizierter Form im Chorbereich ent spricht. Das Querschiff wiederum verbindet in sich Formen der frühen Gotik mit sol chen der kathedralen Hochgotik. So er klären sich die auf unterschiedlicher Höhe liegenden Kapitelle der Gewölbe ansätze als eine frühe Reminiszenz, wäh rend das Vierungsgewölbe sein Pendant in Amiens findet. Bevor ich die Betrachtung der Archi tektur des Innenraumes mit der Krypta abschließe, möchte ich noch ein interes santes und, wie ich glaube, einzigartiges Detail erwähnen. Ich spreche von der seltsamen Form der Vierungspfeiler. Sie erschließt sich dem Betrachter sehr schwer und kommt wie folgt zustande; Der Schaft des Pfeilers wird in der ge samten Höhe in drei gleiche Teile geteilt. Zwischen diese Drittel-Säulen werden Dreiviertel-Dienste auf breite, gekehlte Profile gesetzt, die sich in der gedachten Mitte des Pfeilers treffen. Die Krypta nimmt den gesamten Raum unter dem Kapellenkranz ein. Sie demonstriert eine Verbindung aus volu minösen Mauermassen mit der Weiträu migkeit eines gotischen Baues. Breit an gelegte Wege führen von rechts und links kommend in den Kapellenraum, der in seiner Anlage der Votivkapelle entspricht. Der Linzer Dom stellt in seiner Ge samtheit eine Synthese verschiedener in teressanter Einzelheiten dar. Aber nur seinen Formenapparat entlehnt der Bau meister vergangener Epochen. Die Ver wendung und Kombination von „Moti ven" sei „unter der Bedingung erlaubt, daß sie in einem logischen, organischen Zusammenhang verwendet wurden".^^ Ausstattung und Fenster Die Ausstattung Die Ausstattung des Domes ist zum großen Teil aus der Erbauungszeit erhal ten. Besonders bedeutsam ist unter an derem das prächtige Altar-Ziborium, welches gerade in hochrangigen Bauten dieser Zeit Verbreitung gefunden hat. Es handelt sich um einen vierseitig geöffne ten, freistehenden Altarbaldachin, der mit Szenen aus dem Leben Jesu bemalt ist. Darüber, auf einem turmartigen Ge bilde, die Immaculata. Ein ähnliches Werk befindet sich in der Wiener Votivkirche; des weiteren findet sich auch un ter den Entwürfen zur Ausstattung des Kölner Domes ein Entwurf für ein Zibo rium von August Rincklake. Diese Art Ziborium ist im Mittelalter besonders in Italien verbreitet und tritt dort schon ge gen Ende des 13. Jahrhunderts in ähnli chen Formen auf. Die Würde des Bauwerkes unter streichen weiterhin die aufwendigen Mosaiken im Bereich der Votivkapelle. Die Fenster Das scheinbar mittelalterliche Er scheinungsbild des Innenraumes wird in ganz besonderer Weise durch die fast ausnahmslos erhaltene Original-Glas malerei beshmmt. Eine detaillierte Be sprechung der Glasfenster würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, nicht zuletzt, weil der Rang des Domes in er ster Hinsicht durch seine Architektur ausgemacht wird. Die Verglasung ist farbenprächtig und stimmungsvoll und zeigt unter an- ' Weyres, Vincenz Statz, S. 114.
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