OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 1

maße der größten Kathedralen mit dem schlichten Formenapparat einer Zister zienserabteikirche vereinigt. Darüber hinaus hat Statz am Linzer Dom eine Menge interessanter Einzel heiten verwirklicht, die diesen Bau ein zigartig machen. Es sind dies vor allem die sogenannten Musikemporen, die sich über den Sakristeianbauten befin den und auf der Länge von zwei Chorjo chen den Kapellenkranz einnehmen. Der verbleibende Umgang um den Chor wird von Statz in seinem Plan „Chor weg" genannt. Diese Emporen scheinen mit den Chorumgangsarkaden eine Ein heit zu bilden, da die den Emporen eige nen dünnen Säulen mit den Stützen des Chorumganges abwechseln und sie (die Emporen) so zwischen diese fest einge bunden sind. Die bei Betrachtung des Grundrisses fast störend wirkenden Em poren sind jedenfalls sehr geschickt in den Chor integriert und stören den Raumeindruck keineswegs. Der Archi tektur nach handelt es sich um eine ge wölbte Vorhalle, die sich in spitzbogigen Arkaden zum Chorumgang und mit den Schmalseiten zum Kapellenkranz hin öffnet. Der Gedanke, die Musik im Got tesdienst in den Chorraum zu plazie ren,^' mag wohl liturgisch und auch künstlerisch reizvoll sein, als Ort der Kir chenmusik hat er sich in Linz jedoch nicht bewährt. Eine für eine Kathedral kirche viel zu kleine Orgel steht einem viel zu geringen Platz für Kirchenchor und Orchester gegenüber. Die akusti schen Möglichkeiten einer im Chorum gang buchstäblich versteckten Orgel sind dementsprechend schlecht. So war die Anschaffung einer neuen großen Or gel, die auch für Konzerte benutzt wer den konnte, nur eine Frage der Zeit. Sie wurde, wie üblicherweise die meisten Orgeln, an der Westempore unterge bracht und verdeckt leider den Blick in das architektonisch aufwendig gestaltete Turmgeschoß und auf das Musikfenster an der Nordseite des Turmes. Von Vogts als „eigentliches Kleinod der Kathedrale"^" bezeichnet, stellt die Votivkapelle architektonisch eine Beson derheit dar. Ihrer besonderen Bedeutung als Marienkapelle in einem Mariendom kommt ihre exponierte Anordnung als Achsialkapelle wie auch ihre Zweischiffigkeit als bauliche Extravaganz entge gen.-" Das zweijochige „Langhaus" der Votivkapelle wird durch eine kompli zierte, aber organisch wirkende Gewöl beführung sozusagen zur Apsis zusam mengezogen. Der Raumeindruck mit der achsial stehenden Stütze entspricht - ins Kleine projiziert - dem spätgotischer Hallenkirchen, wie beispielsweise der Spitalkirche in Landshut bzw. der Franziskanerkirche in Salzburg; gewiß ist auch ein Hinweis auf die sogenannten „Lady Chapels" englischer Kathedralen an dieser Stelle angebracht, die in der Regel sogar an der gleichen Stelle pla ziert sind. Eine subjektiv spätere Gewölbefiguration zeigt sich zudem im Chorum gang. Gegeneinandergestellte RippenAuf der linken Seite steht die Orgel, auf der rechten Seite ist der Platz für den Chor. Vogts, S. 45. Zahlreich vertreten ist die Zweischiffigkeit vor allem in der Klosterbaukunst, beispielsweise in Refektorien oder Kapitelsälen. Aber es gibt auch eine Reihe zweischiffiger Großbauten, dar unter die Jesuitenkirche in Trier, die, ursprüng lich zweischiffig, erst im Barock zur dreischiffigen Kirche erweitert wurde. Erhalten in ihrer Zweischiffigkeit ist die Jakobinerkirche in Tou louse.

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