OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 4

Volkskultur aktuell Veranstaltungsreihe „Erlebnis Volkskultur" - ein großer Erfolg Anfang Oktober stand ganz Ober österreich im Zeichen der Volkskultur. Das „OO. Forum Volkskultur" hatte die erste Dekade des Monats ganz unter das Motto „Erlebnis Volkskultur" gestellt. Zahlreiche Veranstaltungen und Ausstel lungen sollten der Bevölkerung die Volkskultur und ihre Bedeutung für un ser Bundesland nahebringen, aber auch Anregung zur persönlichen, aktiven kul turellen Betätigung geben. Die Volkskultur mit ihrer großen Bandbreite, die von der Musik bis zu den Trachten, von der Kleindenkmal pflege bis zum Brauchtum und zum Lai enspiel reicht, ist besonders geeignet, die kreativen Kräfte im Menschen zu wekken. Wesen der Volkskultur ist ja die Ein bindung des Menschen. Sie ist keine reine Vorführkultur, die von professio nellen Spezialisten einem mehr oder we niger großen Kreis von Interessierten dargeboten wird, sondern Ausdrucks mittel für breite Bevölkerungsschichten. Die Nichtprofessionalität darf jedoch nicht mit mangelnder Qualität, die Ein bindung weiter Bevölkerungskreise nicht mit einer gleichförmigen Massen kultur gleichgesetzt werden. Gerade im Hinblick darauf, daß die Volkskultur auch eine Art Selbstdarstellung unseres Landes ist, kommt dieser große Bedeu tung zu. Volkskultur ist nichts Ober flächliches, keine seichte Berieselung, kein klamaukartiges Anbiedern an Tou risten. Volkskultur ist vielmehr ernsthaf tes Bemühen und die Freude am persön lichen kulturellen Schaffen, an der eige nen Leistung, ist verknüpft mit dem Wunsch nach Weiterbildung und Selbst verwirklichung. Volkskultur ist eng mit dem Begriff „Heimat" verbunden, einem Ausdruck, der gerade in unserer Zeit wieder ver mehrte Beachtung findet. Auf diesen Umstand wies auch Landeskulturrefe rent Dr. Josef Pühringer bei der Eröff nung der Veranstaltungsreihe „Erlebnis Volkskultur" am I. Oktober 1993 im Freilichtmuseum Sumerauerhof hin: „Die schrecklichen Vorgänge im Osten, die zu einem großen Teil auf die Entwur zelung der Menschen zurückzuführen sind, zeigen ebenso wie der befürchtete Identitätsverlust im Zuge der europäi schen Einigung die Bedeutung einer in takten Heimat auf. Wer sich seiner Her kunft bewußt ist, wer so etwas wie Selbstachtung empfindet, wird auch den jeweils anderen respektieren und achten. Volkskultur bildet dadurch eine wichtige Basis eines friedlichen und gedeihlichen Zusammenlebens." Um den Stellenwert der Volkskultur in unserer Zeit, um das Spannungsver hältnis zwischen Tradition und Innova tion ging es bei einer Podiumsdiskus sion am „Runden Tisch", der unter dem Thema „Volkskultur im Zeitgeist" stand. Unter der Leitung von Wolfgang Wink ler nahmen Landesrat Dr. Pühringer, An neliese Ratzenböck, Franz Prieler, Hans Samhaber und der Tübinger Universi tätsprofessor Dr. Konrad Köstlin dazu Stellung. Es kam dabei deutlich zum Ausdruck, daß die Volkskultur keine hi-

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