OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 4

wenn ich einverstanden, meinen Namen beilegen. Ich bewilligte, weil ich dachte, die Taufe bestehe nur in einem kleinen Trankgeld. Als wir aus dem Berg waren, erfuhr ich einen ganz anderen Gebrauch der Taufe. Zwei starke Bergmänner er griffen mich und trugen mich gegen den Wasserkasten, wo der Bergmeister mit einem Glas voll Wasser stand, das er auf mich gegossen hatte." (S. 169) Breiten Raum nehmen, wie erwähnt, die Pflanzen bzw. deren Verwendung ein, wobei Bohadsch bemängelt, daß die Menschen viele Kräuter weder zu benen nen noch zu gebrauchen wissen und „... die Bergbewohner sich im Gegen satz zu anderen Alpenbewohnern nicht viel Mühe geben, die heilende Wirkung der Gewächse zu erlernen." (S. 101, 141) Als fleilkräuter werden erwähnt der Attich (Zwergholler), aus dessen Beeren ein Saft gegen die Wassersucht bereitet wird, die Wurzeln des (Alpen-)Ampfers als Abführmittel sowie ein magenstär kender Tee aus Heidelbeerblättern. (S. 99, 149, 153) Licht auf die hygieni schen Verhältnisse wirft die Verwendung von Flohkraut: „Die Einwohner von Hallstatt gebrauchen Flohkraut (Salvia glutinosa - auch Pechnessel genannt), um in den Zimmern die Flöhe auszurot ten. Aus den Stengeln und Blüten dün stet ein wohlriechender dicker Saft, der wie Leim fest klebt. Wenn das Kraut in voller Blüte ist, nehmen die Hallstätter einige Stücke davon und legen dieselben hin und wieder in ihre Zimmer. Die Flöhe springen auf den Saft, bleiben kle ben und werden mitsamt dem Kraut ver brannt." (S. 94f.) Eher im Bereich des Volksaberglaubens ist die Aussage anzu siedeln, wonach manche die aus der Ta mariskenstaude (Tamarix germanica, auch Beinweiderich genannt, ähnlich dem Sadebaum) hergestellten Röhren der Tabakspfeifen für besonders gesund halten. (S. 234) Wenngleich die Kenntnisse über die Verwendung von Pflanzen von Bo hadsch als gering eingeschätzt wurden, scheint doch das Wurzelgraben zu Er werbszwecken eine gewisse Bedeutung gehabt zu haben. So werden seine Be gleiter fast durchwegs als eifrige Wurzel gräber beschrieben. Verkauft wurden demnach Beerwurz, Ampfer als Abführ mittel und Enzian, die beiden letzteren besonders auch an Apotheken. (S. 129, 149,173) Einen besonderen Rang nimmt die Siegwurz (Allermannsharnisch) ein. Bohadsch begegnet einem Mann und zwei Frauen, die „stark mit Siegwurz be laden waren", und erfährt von seinem Begleiter, „daß sie an verschiedene Leute verkauft werden, weil sie wider die He xerei gut wären". (S. 151)' An nicht zu Heilzwecken verwende ten Gewächsen scheinen besonders der Sadebaum und die Stechpalme als Be standteile der Palmbuschen, die in den Fenstern der Häuser zu sehen waren, so wie der Speik (Alpenwermut), der „nur gebraucht wird, daß die Bauernknechte es am Hut, die Weiber an die Brust des Geruchs halber stecken", auf. In großen Mengen gesammelt wurde wilder Schnittlauch, der zum Speisenwürzen diente. (S. 92 f., 152)' Von den Gesteinen erregte vor allem der Himmelsstein das Interesse von Bo- ' Laut Heinrich Marzell: Die heimische Pflanzen welt im Volksbrauch und Volksglauben, Leipzig 1922, S. 97, wurde noch Anfang unseres Jahr hunderts in einem Berliner Kaufhaus Siegwurz angeboten, ^ Plätze mit wildem Schnittlauch sind noch heute bekannt, z. B. der „Schnittlauchboden" im Toten Gebirge.

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