folgende ähnliche Werke zum Vorbild und für Forscher zur Quelle wurden. Diesbezüglich keine Beachtung fand bislang der 1782 erschienene - nicht di rekt zur Reiseliteratur gehörende - Be richt von Johann Bohadsch.' Bohadsch war Professor für Naturwissenschaften an der Universität Prag und unternahm im August 1763 im Auftrag des Gemahls Maria Theresias, Franz von Lothringen, eine Reise ins Salzkammergut, um Fossi lien für das kaiserliche Naturalienkabi nett in Wien zu sammeln. Dementspre chend ist der Inhalt seines Reiseberichtes hauptsächlich geologischer, aber auch botanischer Natur und gilt als erste Pu blikation über die Fauna Oberöster reichs.^ Dennoch finden sich vereinzelt Zeugnisse über das Volksleben der da maligen Zeit. Bohadsch erhielt jeweils ortskundige Führer, etwa in Gmunden einen Gem senjäger zur Traunsteinbesteigung oder in Ebensee den sogenannten „Baderseppl", der als gröl?ter Kräuterkenner der Gegend galt (S. 91, 110). Bei den Exkur sionen kam man oft zu Almen, über die wie folgt berichtet wird: „Alpen werden von den Kammergutbewohnern höl zerne Hütten genannt, welche in einem Tal oder dem hohen Gebirge aufgerich tet sind. Eine derlei Hütte besteht aus ei ner Kammer, einem Stall und einem Milchbehältnis, worin die Magd kocht, die Butter abtreibt und des Nachts ruhet. Vor oder nach dem 24. Juni, je nach Wit terung, wird das Vieh aufgetrieben,^ es bleibt bis Michaelis. Die Tiere werden nur von einer Magd mit einem Mädchen verpflegt, die nur die Sonnabende ins Dorf geht, um sowohl Sonntags dem Gottesdienst beizuwohnen als auch dem Hausvater die Butter abzuführen und Rechenschaft zu legen." (S. 109) Andere Almhütten wiederum „... waren erbaut von zusammengetragenen weißlichen Marmorsteinen, ohne Kalk, ohne Lehm. Obenauf waren einige Bretter gelegt und darauf Steine, die verhinderten, daß sie der Wind wegträgt." (S. 131) Aufgetrie ben wurden vor allem Kühe, auch Zie gen, auf speziellen Almen Pferde. Dane ben wurden im ganzen Kammergut bei den Almen Schweine („etwas Schwein vieh") gehalten. (S. 159 f.)" Für das bergmännische Brauchtum ist eine Schilderung vom Hallstätter Salzberg interessant: „Vor der Ausfahrt aus dem Salzberg erzählte mir der alte Bergmeister, daß man an einer neuen Wöhre baue, die mit einem neuen Na men getauft werden mußte, und wollte. Johann Bohadsch: Bericht über eine auf aller höchsten Befehl im Jahr 1763 unternommene Reise nach dem oberösterreichischen Salzkam mergutbezirke. 5. Band der „Abhandlungen ei ner Privatgesellschaft in Böhmen zur Aufnahme der Mathematik, der vaterländischen Ge schichte und der Naturgeschichte". Prag, Verlag der Gerlischen Buchhandlung, 1782. Franz Speta: Reise nach Prag zur Erkundung botanischer Einrichtungen. In: OO. Museums journal, Jg. 2/1 (Jänner 1992), S. 2. Laut den Forstordnungen für das Salzkammer gut von 1755 bzw. 1756 war der Auftrieb auf die niederen Almen ab dem St.-Urbans-Tag (25. Mai), auf die hohen ab dem St.-Veits-Tag (15. Juni) gestattet. In: OÖ. Weistümer, Teil 2, Graz - Köln 1956, S. 352, 360. Die Ziegenhaltung war wegen der Schädigung des Waldes im Salzkammergut stark einge schränkt und erst ab 1769 wieder verstärkt er laubt, da die Ziegenmilch als Medizin gegen den damals grassierenden Skorbut (auch Bo hadsch berichtet darüber) galt. Nach: Carl Schraml, Studien zur Geschichte des österrei chischen Salinenwesens, Bd. 2, Wien 1934, S. 91, 404. Die Schweinehaltung bei Almen ist auch durch das Banntaiding der Herrschaft Wildenstein aus dem Jahre 1700 belegt (OÖ. Weistümer, Bd. 2, S. 420).
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