Feste und Feiern Bei all den vorigen Äußerungen zum Thema „Folklorismus" darf selbstverständich der durchaus positive Unterhaltungswert vieler Ausdrucksformen, sei es im Theater, sei es in anderen Bereichen, nicht außer Acht gelassen werden. Er kommt natürlich auch bei vielen Festen und Feiern nicht zu kurz. Wenn auch heutzutage ein wenig schwulstig klingend, sei hinsichtlich ihrer Bedeutung aus dem Vorwort von fi. Commenda zu seinem „fiandbuch der best und Feiergestaltung für alle" zitiert: „Festtage und Feierstunden! Sie begleiten den Menschen vom ersten bis zum letzten Tag, sie leuchten als strahlende Gipfel ins graue Einerlei des Alltäglichen, verklären ihm die Erinnerung mit warmem Schein und erneuern wie ein Jungbrunnen seine Kräfte für den Daseinskampf. Ihr ein drucksvolles Begehen bildete immer eine Hauptaufgabe des geselligen Lebens und erscheint heute wichtiger denn je.""" Die Ausformung von Festen und Feiern ist dabei stark an die jeweilige Volks kultur gebunden und kann dementsprechend regional mitunter sehr unterschiedlich sein. Es ist, wenn man den Ausdruck gebrauchen will, die „organisierte" Volkskultur schlechthin. Feste und Feiern sind vor allem in Zusammenhang mit dem jeweiligen Lebens- und Jahresbrauchtum zu sehen, wozu auch Jubiläen, andere besondere Anlässe und dergleichen zählen. Feste und Feiern organisieren selbstverständlich nicht nur die volkskulturellen Verbände und ihre Mitgliederorganisationen, sondern auch viele andere weltliche wie kirchliche Vereinigungen und - sollten es jedenfalls im Hinblick auf ihre gemeinschaftsfördernde Bedeutung - Familien, Sippen, Freundes kreise, Nachbarschaften usw. Nicht von ungefähr lautet der Untertitel eines neuen Werkes über Lebensbräuche in Oberösterreich „Familienfeste und Feiern",im Vor wort von A. Ratzenböck heißt es dazu: „Es ist gut, dieses Brauchtum zu pflegen, das unserem Leben Rhythmus und Bindung verleiht. Die lebendige Beziehung vom Gestern zum Morgen gibt Sicherheit und Selbstvertrauen, und sie gibt unseren Festen in den Familien eine wohltuende Beständigkeit."^^ Ein Gutteil unserer Volkskultur geschieht also durchaus „organisiert"; selbst jedes noch so kleine Familienfest bedarf einer entsprechenden Vorbereitung. Feste und Feiern - und nicht nur diese - werden bewußt gestaltet und erlebt. Das steht in gewissem Widerspruch etwa zu L. Schmidt, der das Volksleben als „Leben in über lieferten Ordnungen" bezeichnete und dabei feststellte: „Diese Überlieferungen wer den in einem eigentümlichen Zustand der Unbewußtheit empfangen und gelebt.""®^ Der im Brauchtum verwurzelte Anlaß einer Festesfeier mag gelegentlich tatsächlich unbewußt wahrgenommen werden, „weil es halt so Brauch ist", die Durchführung kann aber gar nicht unbewußt erfolgen. Den Ausführungen von Schmidt hielt schon Hans Commenda: Festtage und Feierstunden. Ein Handbuch ..., Wien 1959, S. 3. Rudolf Fochier - Anneliese Ratzenböck: Lebensbräuche, Linz 1991. Ebenda, S. 4. Leopold Schmidt: Die Volkskunde als Geisteswissenschaft. In: Mitt. d. Österr. Ges. f. Anthropologie, Ethnologie und Prähistorie, Bd. 73/77 (1947), S. 115 ff.
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