Pädagoge E. Spranger: „Heimat gehört zu dem Subjektivsten des Menschenlebens. Der Gehalt dieser Gefühlswerte scheint sich jeder Mitteilung zu entziehen. Aber es sind doch nicht nur Gefühlswerte. Das Stück Welt, das wir Heimat nennen, hat auch seine ganz beshmmte, im Wissen erfaßbare sachliche Beschaffenheit. Aus der Hefe ren Kenntnis dieses ihres Wesens baut sich erst die echte und Hefere Heimatliebe auf."^^ Bereits kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges formulierte A. Depiny in der Einleitung zum ersten Heft der Zeitschrift „Heimatgaue", der Vorgängerpublikation unserer OÖ. Heimatblätter: „Wie weit auch sonst unsere Wege auseinanderführen, die Heimatliebe ist uns gemeinsam. Sie bleibt aber bloße Schwärmerei, wenn sie nicht Sachkenntnis zur Grundlage hat."^^ Dank vieler, die sich um Traditions- bzw. Volkskulturpflege bemühen, hat sich seit Depinys programmaHschem Geleitwort einiges geändert, das zeigen z. B. Äußerungen wie „Sitte und Brauch wird zurückgedrängt. Sang und Sage leidet unter dem Einfluß der Großstadtgasse, alten Bauernmöbeln könnte man nun schon Denkmalschutz angedeihen lassen ... Das Kopftuch der Bauerndirnen und -frauen, noch vor zwanzig Jahren der schmucke Stolz Oberösterreichs, schwindet mehr und mehr, von sonsHger Tracht ist ja fast nichts mehr geblieben'V^ Zum „Heimatschutz" zählt Depiny auch den Naturschutz, dessen Sinn und Ziel es sei, „das kennzeich nende Landschaftsbild, die heimische Tier- und Pflanzenwelt nicht sinnloser Ver nichtung preiszugeben'^ Was einst unter dem Begriff Heimatschutz subsumiert wurde, wird heutzutage vom Naturschutz, vom Umweltschutz und den Bemühun gen der volkskulturellen Verbände getragen. Die Gewichtung der Aufgaben in der Öffentlichkeit und insbesondere in den Medien fällt leider sehr zuungunsten der Volkskultur aus, auch wenn sich hierin einiges bereits zum Besseren gewandelt hat, wie nicht zuletzt die Gründung des „OÖ. Forums Volkskultur" aus dem vom Land Oberösterreich eingerichteten „InsHtut für Volkskultur" beweist. Hier sei aber auch der vielen bereits geleisteten Arbeit im Rahmen der Heimatpflege^' gedacht, auf örtlicher Basis von den vielen Heimat- und Kulturvereinen getragen, die ebenfalls im OÖ. Forum Volkskultur durch den Verein OÖ. Volksbil dungswerk vertreten sind. Die oben erwähnte Anerkennung anderer Kulturen - insbesondere und gerade im Bereich der jeweiligen Volkskultur - setzt ebenfalls eine intensive BeschäfHgung damit voraus. Sie darf sich keinesfalls auf eine primiHve Nachahmung eini ger folklorisHscher Besonderheiten bei einem Auslandsurlaub und in seligem Gedenken daran dann zu Hause beschränken, sondern, wie W. A. Mitgutsch tref fend formulierte: „Es bedarf vieler Jahre intensiven Studiums, um irgendeine Kultur zu verstehen, es bedarf auch der Kenntnis der Sprache. Aber keiner verlangt " Eduard Spranger: Vom Bildungswert der Heimatkunde, 3. Aufl., Stuttgart 1952, S. 5. " Adalbert Depiny: Wege und Ziele, In: Heimatgaue, 1. Jg. (1919/20), S. 1. " Ebenda, S. 5 Ebenda. Vgl. Katharina Dehler: Heimatpflege in Oberösterreich. In: OÖ. Heimatbll., 35. Jg. (1981), S. 33f.
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