über „Volkskulhar als Ausdruck der Heimat" schrieb bereits U. Kammerhofer kürzlich in dieser Zeitschrift in einem größeren Zusammenhang, wobei sie die Volkskultur als Teil der Heimat, die „eine ganz wesentliche psychische und soziokulturelle Größe darstellt'V^ bezeichnete und diese Bedeutung eben auch der Volkskul tur beimißt. „Heimat" zu definieren ist mindestens genauso schwierig wie Volkskultur. Wir verdanken der „Arge Region Kultur" eine wertvolle Zusammenstellung^' der verschiedensten Definitionsversuche und Äußerungen zu diesem Thema. Als Bei spiel sei zunächst wieder Hermann Bausinger zitiert: „Heimat kann ... ganz überwie gend als eine Form der inneren Einstellung verstanden und weithin an Erinnerungen festgemacht werden, kann aber auch, als ein Ausdruck von Lebensqualität, an äußere Bedingungen gebunden werden. Heimat kann begründet werden in der Tra dition und den Traditionen, kann aber auch als Ergebnis gegenwärtiger Aneignun gen und Auseinandersetzungen verstanden werden."^® Häufig wird auch der leider immer wieder - wenn auch nach verschiedenen Richtungen - vorkommende Mißbrauch des Begriffes Heimat erwähnt. Konrad Buchwald formulierte: „Kaum ein Begriff ist in den letzten hundert Jahren so strapa ziert, so kommerziell und politisch mißbraucht, so sentimentalisiert und verflacht worden wie der Begriff der ,Heimat'. Kein Begriff ist aber für die Millionen Heimat vertriebenen ... bis zum heutigen Tag so Problem, so Realität geworden wie die,Hei mat' ... Aber gerade dieser abgewirtschaftete Begriff gewinnt in der heutigen Krise des Humanen eine unheimliche Bedeutung und Wiedergeburt - und zwar umso mehr, je rapider die Heimatqualität unserer Umwelt absinkt. Sicherung und ständi ges Neuschaffen von Heimat wird zu einer der vorrangigen gesellschaftspolitischen Aufgaben."" Diese Aufgabe erfährt in Blickrichtung gemeinsames Europa unter dem Schlagwort „Europa der Regionen" und damit einer Hervorhebung der Regionalkul turen gegenüber dem „Einheitsbrei Europa" einen neuen Stellenwert. Gleichzeitig machte U. Kammerhofer in ihrem obzitierten Beitrag mehrmals auf damit verbun dene neuerliche Gefahren einer Abschottung der eigenen gegenüber anderen Kultu ren aufmerksam, was schon einmal in einer furchtbaren Katastrophe endete. Sie for dert daher die „Anerkennung der absoluten Gleichwertigkeit anderer Sprachen und Kulturen",'" was die selbstbewußte Anerkennung der eigenen Sprache und Kultur voraussetzt. Hier ist noch ein weites Feld der Arbeit vor uns, etwa auch in einer Neube sinnung auf eine zeitgemäße Heimatkunde. Schon 1923 schrieb der Psychologe und Ulrike Kammerhofer-Aggermann: Volkskultur als Grundlage kultureller Entfaltung - vom Kleinen zum Großen. In: OÖ. Heimatbll., 47. Jg. (1993), S. 105. " U. Derschmidt, H. Haid, V. v. Hazebrouk: Lebens-Mittel. Materialien zu den Themen Kultur und Hei mat, Salzburg 1989. - Vgl. dazu auch den Sammelband „Heimat" (= Schriftenreihe d. OÖ. Volksbil dungswerkes, Bd. 26), Linz 1981. Lebens-Mittel, wie Anm. 17, S. 86; aus: Die Ohnmacht der Gefühle, 1986. " Ebenda, S. 76; aus: Heimat heute. Wege aus der Entfremdung, 1983. Wie Anm. 16, S. 112.
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