OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 4

Die Griindergeneration Um 1830 kam der Lederergeselle Wolfgang Vogl auf der Walz nach Mattighofen und fragte in der Gerberei Lirk nach Arbeit. Ob der Meister Bernhard Lirk, der am 23. Dezember 1830 starb, zu dieser Zeit noch gelebt hat oder ob Vogl von dessen Witwe Theresia aufgenom men worden war, kann nicht mehr fest gestellt werden. Es war damals allgemein üblich, daß eine Witwe einen für den meisterlosen Betrieb erforderlichen tüch tigen Gesellen heiratete, damit die Arbeit weitergeführt werden konnte und die hinterlassenen Familienmitglieder ihr Fortkommen hatten. Es wird nicht im mer eine Liebesheirat gewesen sein, aber eine Lösung der sozialen Probleme war es auf jeden Fall. Bernhard Lirk, am 10. August 1778 als Sohn eines Lederermeisters in Rot thalmünster geboren, war seit dem 29. Oktober 1817 mit Theresia Springer, geboren am 11. Jänner 1797 und Tochter eines Fleischhackermeisters in Friedburg, verheiratet. Sie hatten zehn Kinder, von denen aber fünf im Säuglingsalter star ben. Wie aus einer Seelenbeschreibung aus der Zeit nach 1820 zu ersehen ist, waren in der Lirk'schen Gerberei fünf Lohgerbergesellen beschäftigt. In der Beichtbeschreibung von 1747 wird im fJaus Nr. 63 eine Maria Plaumbauerin als „lödterin" angeführt, und es wurde auch als Plaumbauerhaus be zeichnet. Im angrenzenden Haus Nr. 62, das Lirk erworben haben muß, findet man die Gerberfamilie Schendl. Die Lage dieser Ledereien war recht günstig, fließt doch dort der Kühbach vorbei, und Wasser wird ja zum Gerben reich lich benötigt. Wolfgang Vogl (1802-1869) Doch nun zurück zu Wolfgang Vogl. Er heiratete am 6. August 1832, gut ein einhalb Jahre nach dem Tode von Bern hard Lirk, die Witwe Theresia, geb. Springer. Im Trauungsbuch ist eingetra gen, daß Wolfgang Vogl am 29. Juli 1802 in Engelsitt bei Lam, Landgericht Kötzting, im Bayerischen Wald geboren wurde. Er war der Sohn eines Bauern, er lernte in Eferding das Gerberhandwerk und arbeitete in Wels als Geselle. Er wird als angehender Lederermeister in Mattighofen Nr. 63 bezeichnet. Aus dieser Ehe gehen sechs Kinder hervor, drei davon starben nach späte stens zwei Jahren. Wolfgang Vogl hatte somit neben seiner Ehefrau auch für neun lebende Kinder zu sorgen. Und dazu war er dank seiner Fähigkeiten und seines Fleißes in der Lage. So brachte er seine Erzeugnisse meist noch mit dem Pferdewagen auf die Märkte, und sie fanden dort guten Absatz. 1859 soll er damit sogar bis in die Lombardei ge-

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