OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 4

fiele. Freindaller hätte denn doch insgeheim die vom kaiserlichen Hof ursprünglich vorgesehene Verwendung seines Handbuches erwartet: „Mit vielem Vergnügen überschicke ich Dir in einem unversiegelten Umschlag das Kay. Decret, das ich gestern abends erhielt mit Deinem Leitfaden und Erinnerungen der Sachverständigen. Es mag wohl die Besorgnis des Erzbischofs den Hof, der ebenso gestimmt ist, veranlaßt haben, die Ausgabe des Leitfadens so zu bestimmen und einzuschränken. Indessen zeiget doch die Remuneration in Wiener Währung die Zufriedenheit des Hofes an. Ob es ratsam sey, eine Auflage - die ich sehr wünsche - ohne Prenumeration drucken zu lassen, weiss ich nicht, auch weiss ich nicht, an welche Bischöfe Du Dich vorzüglich verwenden sollest. Wäre es nicht etwa vortheilhafter, den Leitfaden - omissis omittendis als eine Zugabe der Linzer-Monathschrift in Linz und Wien und Gräz in die Zeitung auf eine Prenumeration drucken zu lassen, um die Zahl der Prenumeranten inne zu werden? In Bayern wird vielleicht so ein Werk entweder nicht geduldet, oder selten anwendbar seyn. So viel ich aus den Erinnerungen, die ich raptim durchlas, entnahm, sind sie von einem verständigen, und gut meinenden Mann geschrieben, und Du wirst nicht Abstand nehmen, seine Winke zu benützen. Ich wünsche bald zu wissen, was Du zu thuen entschlossen seyest."^^ Im Gutachten der Hofstelle war allerdings keine Rede mehr von dem ursprünglichen Auftrag. Freindaller läßt Alois Sandbichler wissen: „Der vor drei Jahren von mir auf Befehl des Kaysers verfaßte Leitfaden zum gesetzlich vorgeschriebenen Unterricht der zu einer tolerirten Gonfession übertre tenden Katholiken ist nun zurückgekommen. Das Hofdecret ist ganz schmeichel haft. Seine Majestät, heißt es, haben mit Wohlgefallen den reinen Eifer, und die viele Einsicht des Verfassers aus seinem Werke ersehen; jedoch finden Allerhöchstdie selbe als zu einem vorzuschreibenden Leitfaden nicht geeignet: indeß habe der Ver fasser zur Belohnung seiner guten Absicht 200 fl Wiener-Währung - wie man mir sagte, in Einheitswährungsscheinen - beym Zahlamt in Linz zu erheben. Es würden die Erinnerungen, welche die aufgestellten Censoren darüber gemacht haben, und die sehr gut sind, beygeleget, zugleich das Imprimatur ertheilt, wenn ich das Werk selbst wollte drucken lassen, auch erlaubt, daß ich mich an die österreichischen Bischöfe um die Anempfehlung des Buches an ihren Klerus wenden dürfe. Ich bin mit diesem Ausgang der so lange unentschiedenen Sache ganz wohl zufrieden. Wie gut ist es, wenn man sich niemahl viel verspricht. Wollte ich das Werk drucken las sen, was es vorzüglich in Ansehung der von Ihnen geschehenen Beyträge verdiente, so müßte ich demselben eine ganz andere Form geben: und dazu kann ich dermahl unmöglich Zeit finden."^^ Daß die politische Situation auch eine der Ursachen war, dem Handbuch nicht jenen ursprünglich zugedachten Dienst, nämlich in den österreichischen StaaStAF, Briefe an Franz Joseph Freindaller, Michael Ziegler, 6. November 1811. SLA, H. 140, Briefe Franz Joseph Freindallers an Alois Sandbichler, 23. Dezember 1811.

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