OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 4

und von da mit dem Schiff nach Linz. Für die Unkosten berechnet er den Betrag von 400 fl., ohne die Kosten für das Gastgeschenk für Herrn Khügler in Regensburg, der ihn sechs Wochen gastfrei gehalten hat. Die Spesen für die Reise des Konrektors Heningus Zigemair, den er auf Wunsch der Stände mitgebracht hat, belaufen sich gar auf 620 fl. Kaum wieder an der Schule, gehen die alten Kalamitäten wieder los. Das Geld reicht hinten und vorne nicht. Eine Köchin muß eingestellt werden, die 12 fl. jährlich kostet, der Wein aber, der ihr zusteht (1 Maßl täglich, macht 91 Kandl im Jahr) zusätzlich 9 fl. Ahnlich geht's mit einem neuen Kellner (der alte wurde „wegen Saufen" fortgejagt) und mit den Waschweibern für Bett- und Tischwäsche. Festliche Mahlzeiten und Examensessen kosten zusätzlich, so daß insgesamt 381 fl. fehlen. Die Räume sind zu eng, der Knecht muß in der Speisekammer schlafen. Es gibt Schwierigkeiten bei der Versorgung erkrankter Zöglinge und die Köchin steht in der Früh nicht auf, so daß die Schüler morgens mit einer gar dünnen Suppe vorlieb neh men müssen! Alle diese Klagen spielen sich vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Umschichtung im Lande ab, die ein Ansteigen der Preise beim Übergang von der überwiegenden Natural- zur überwiegenden Geldwirtschaft bedingen, und die schließlich auch ein wesentliches Element bei der Entstehung des großen Bauern krieges von 1626 darstellen. Es gibt aber auch innerschulische Schwierigkeiten. Am 5. August 1614 erwä gen die Stände, den Rektor Dr. Anomäus, der zwar ein sehr fähiger Mann sei, bei dem sich aber unübersehbar die Mängel des Alters bemerkbar machen, seines Postens zu entheben und ihm eine lebenslängliche Provision zu geben. Damit wären gleichzeitig die Differenzen zwischen ihm und den verschiedenen Präzeptoren aus der Welt geschafft. So weit ist es nicht gekommen, denn am gleichen Tage meldet die Frau Barbara Anomäin den evangelischen Ständen im Lande ob der Enns, daß ihr Mann um 4 Uhr nachmittags an einem Schlagfluß zu Steyr, wohin sie sich zur Hochzeit ihres Sohnes begeben hätten, verstorben ist. Sie bittet, ihn nach Linz über führen und dort bestatten zu dürfen. Die Stände bewilligen die Überführung, aller dings in aller Heimlichkeit, um einen Auflauf des Volkes zu vermeiden. Am 22. Juni 1616 ist die Überprüfung der Schulrechnungen beendet und für gut befunden wor den. Am 31. Jänner 1630 (!) wird der Sohn zum Einnehmeramt nach Linz beschie den, um Darlehen und Schulden des Dr. Matthias Anomäus zu regeln. Dieser Sohn, Dr. Hans Joachim Anomäus, wird 1584 über Verwendung des Abtes von Garsten als Medicus Ordinarius der Stände in Steyr installiert, es wird allerdings gefordert, daß er sich wirklich zur katholischen Religion bekennt und einen ordentlichen Beichtzettel beibringt. Er stirbt am 14. Dezember 1630 zu Steyr. Johannes Kepler, wohl der berühmteste Wissenschaftler dieser Generation in Linz, kam 1612 über Vermittlung des damaligen Präsidenten der Stände, Helmhart Jörger, nach Linz, nachdem er mit Dekret vom 20. November 1611 als Landschafts mathematiker verpflichtet worden war. Zusätzlich zu seiner Arbeit an der Landauf nahme sollte er Schülern der Landschaftsschule Privatunterricht erteilen. Er war mit Dr. Amonäus befreundet und ebenso mit Johannes Memhart, dem vorherigen Rek-

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