OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 4

Überlegungen zur Frühgeschichte von St. Wolfgang am Abersee Von Peter Pfarl Im Jahre 1994 jährt sich der Todestag des hl. Wolfgang zum tausendsten Mal, der Bischof ist am 31. Oktober 994 in Pupping an der Donau verstorben. Nicht nur durch diese Stätte ist sein Andenken mit Oberösterreich verbunden, sondern viel nachhaltiger noch durch die Legende von seinem Aufenthalt am Abersee, die den Ort St. Wolfgang zu einem Pilgerzentrum sondergleichen machte. Die reichen künstlerischen, religionsgeschichtlichen und volkskundlichen Auswirkungen der hochberühmten Wallfahrt führten dazu, daß ihr Ursprung viel gründlicher unter sucht wurde, als jener der meisten anderen Pilgerstätten. Bereits im 18. Jahrhundert machte man sich Gedanken über den Wahrheits gehalt der Wolfgang-Legende, so, wenn etwa Abt Lidl von Mondsee in seinem Wall fahrtsbüchlein andeutete, die Sage vom geprellten Teufel brauche man schließlich nicht unbedingt zu glauben. Die erste große Untersuchung lieferte Ignaz Zibermayr, der allerdings, wie es seinem Stand als Archivdirektor entsprach, seine Schlüsse fast nur auf den Urkunden aufbaute und die mündlichen Uberlieferungen ziemlich außer Betracht ließ. Andree-Eysn interessierte sich hingegen nur für die volkskundli chen Aspekte, Rudolf Zinnhobler widmete der Geschichte des Ortes mannigfache wertvolle Untersuchungen, etwa im Hinblick auf die Patroziniengeschichte oder auf das Alter der einzelnen Elemente der Legende. Benno Ulm schließlich stellte pro funde Untersuchungen über die Baugeschichte der Kirche an. In der folgenden Arbeit soll der Versuch unternommen werden, in erster Linie aus dem Inhalt der Legende selbst Aufschlüsse über die Entstehung des Ortes zu gewinnen und diese Erkenntnisse in Verbindung zu bringen mit den aus der Frühzeit des Gebietes erhaltenen Urkunden sowie mit den natürlichen Gegebenhei ten, welche die Pilger mit dem Heiligen in Zusammenhang brachten. Die Legende vom hl. Wolfgang Daß sich der hl. Wolfgang an der später nach ihm benannten Örtlichkeit auf gehalten haben soll, erfahren wir erstmals aus einer Urkunde des Jahres 1369.^ Sie berichtet, er habe die gegenwärtige Kapelle mit eigenen Händen erbaut. Ob diese Überlieferung vom Kirchenbau das älteste Element der aberseeischen Wolfgang legende darstellt, wissen wir nicht,^ bestimmt aber war sie nicht die einzige Merk würdigkeit, welche die hiesige Stätte zu bieten hatte, denn schon 1306 und 1314/18 ' OÖ, Urkundenbuch, VIII. Bd., Wien 1883, S. 424, Nr. 430. ^ Vgl. Rudolf Zinnhobler, Die Aberseelegende und ihre Entstehung, in: Der hl. Wolfgang - Ausstel lungskatalog 1976, S. 57 ff.

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