Nach einem früher weit verbreiteten Volksglauben durfte der als Hausfrie denssymbol ausgewiesene Hausstein nicht entfernt werden, da auf ihm der Haussegen ruhe und durch sein Entfer nen der Segen mit dem Stein verginge. Mußte der Stein z. B. aus verkehrstechni schen Gründen entfernt werden, so wurde er nicht achtlos fortgeworfen, sondern in der Hauskapelle oder direkt im Haus eingemauert. Bis heute sind Sagen und Erzählun gen lebendig, welche von nächtlich um gehenden Lichtern bei Lochsteinen be richten. Diese Lichtlein, machmal auch „Fuchtelmandl" genannt, sollen dem Nachtwanderer den Weg erleuchten und ihm das am Lochstein befestigte Gatter öffnen und schließen. Dankt der Wande rer mit einem „Vergelt's Gott" für die Öffnung des Gatters und verspricht er ein Vaterunser, so ist eine Arme Seele ge rettet und kommt in den Himmel. Dankt er nicht, so wird ihm ein fürchterlicher Schlag versetzt, und die Arme Seele muß weiter auf Erlösung warten. Die Lichter sollen Grenzfrevler gewesen sein, die für ihre Tat durch das nächtliche Um gehen büßen müssen. In Sagen und Erzählungen ist von nächtlich um gehenden Lichtern hei Gattersteinen die Rede. Die Lichter, auch „Fuchtelmandl" genannt, sollen Grenz frevlergewesen sein, die für ihr Tun mit dem nächtli chen Umgehen büßen müssen (Nr. 6). Foto: .W Sighart Der Zusammenhang der Lochsteine mit den Armen Seelen spiegelt sich auch in einer anderen weitverbreiteten Sage wider. Es wird erzählt, daß Lochsteine nicht gerüttelt und an ihnen befestigte Gatter nicht auf- und zugeworfen wer den dürfen, da dies den unter den Stei nen sitzenden Armen Seelen weh tue. Nach einer anderen Sage befinden sich nicht nur die Armen Seelen, sondern auch die Seelen der ungeborenen Kinder unter dem Stein. Auch ihnen soll das Rütteln des Steines Schmerzen bereiten. Durch das Rütteln des Gattersteines soll auch dem Nachbarn Schaden ange wünscht werden können. „Die Seelen der Verstorbenen kehren in den Wind, in das Wasser, in das Feuer und in die Erde zurück. Gibt es darunter mehr böse Seelen als gute, so entstehen Stürme, Überschwemmungen, wildes Feuer und Mißwuchs", berichtet eine Sage. Der Mensch versuchte daher, sich gegen diese Gefahren zu schützen, und brachte den Elementen Opfer dar. Der Ort solcher Opferungen waren haupt sächlich Gattersteine. Im südlichen Oberösterreich wurden Opfer vor allem an den sogenannten Wind- und Wasser tagen (27. 12., 29. 12., 30. 12.) darge bracht. Im nördlichen Landesteil, dem Hauptverbreitungsgebiet der Gatter steine, sind vor allem gelegentliche Op fer bezeugt. Das Opfer hatte dabei meist den Gharakter eines Abwehrzaubers ge gen drohendes Unwetter, Sturm oder Hagelschauer. Bei diesem Brauch, dem sogenann ten „Windfüttern", wurden Brotbrösel, Mehl, Werg oder die Asche des Fron leichnamsbirkenlaubes in die Luke des Gattersteines gelegt. Neben den für den Menschen genießbaren Opfern wurde aber auch Kleie oder Glasscherben ver-
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2