Maria Holzinger, eine begnadete Malerin „Schaut's die an, da droben", so mochte mancher Ausruf von Vorbeige henden an einem Baugerüst geklungen haben, wenn hoch oben eine zarte Frau im Maurergewand wie ein Mann arbei tete. Diese „Maurerin" war die Kunstma lerin Maria Holzinger (geb. am 30. Mai 1909 in Graz, aufgewachsen in Lembach) bei ihrer Tätigkeit als Restauratorin und zugleich schöpferische Künstlerin in Ar beitsgemeinschaft mit dem Maler Otto Götzinger. Es war in den Jahren nach dem gro ßen Krieg, wo für reine Kunst wenig In teresse und Geld vorhanden war. Da mußte man schon auf andere Weise sein Brot verdienen. Und was hat sie alles mit ihrem Kollegen gemeinsam in emsigem Fleiß geschaffen, bis es ihr gegönnt war, ihre große Liebe und ihr Können der Blumenmalerei zuwenden zu können. Begonnen hat diese gemeinsame Ar beit mit dem Fresko auf dem Schloßtor in Steyr, wo seit Jahrzehnten die „Beiden Ritter" (nach alter Sage) die Wand zieren. Dann kam der Auftrag, das „Schnallen tor" zu restaurieren, wo von dem schö nen Sgraffitoschmuck nicht mehr viel zu sehen war. Hernach wurden einige Hausfassaden von Steyr vom alten Ver putz befreit, worunter reizvolle Sgraffitoverzierungen zum Vorschein kamen. Gewiß erinnern sich die Zeitgenos sen auch an die Restaurierung der Sgraffiti am „Stohlhaus", dem ältesten Lebzel terhaus in Steyr, und an die Wiederher stellung der zierlichen Kratzputzmuster in der Häuserzeile des Marktes Weyer. Dort erreichte die Künstler der Ruf des Denkmalamtes, nach Vöcklabruck zu kommen, um die Restaurierung des „Unteren Stadtturmes" zu übernehmen. Und wiederum stand Maria Holzinger hoch droben an der Turmwand und half, den Verputz abzuklopfen, worunter die hochinteressanten Fresken aus dem Jahre 1502 zum Vorschein kamen, die vielleicht mehr als hundert Jahre verbor gen waren. Es war ein Wappenfries des „Burgundischen Länderkreises", in des sen Mitte Kaiser Maximilian 1. steht, über ihm die Wappen der österreichi schen Hausmacht. Während dieser Re staurierungsarbeiten untersuchte die Künstlerin auch die Wand über der Em pore in der Kirche Maria Schöndorf, wo nach Entfernung späterer Überfärbelungen eine gemalte Architektur als Fortset zung des Kirchengewölbes sich zeigte, in deren Mitte das Wappen Vöcklabrucks und zwei Figuren von Kirchenvätern sichtbar wurden, gemalt vom gleichen Künstler der Turmfresken. Diese Entdekkungen bewirkten großes Interesse der Bevölkerung und ebenso der Fachwelt. Der Wirt des Gasthofes „Schwarzes Rössel" in Windischgarsten wollte sein Haus mit Bildern verzieren lassen, doch als die Mauer untersucht wurde, kamen Sgraffih zum Vorschein, die sich über die ganze Fassade erstreckten und zur Restaurierung anboten. Ein gewonnener Wettbewerb für Freskomalereien in der Hauptschule Windischgarsten mit dem Thema: „Die große Welt wirkt auf uns ein" stellte die Künstler vor neue Aufga ben, die in völlig neuer Sicht der Thema tik gelöst werden konnten. Auch bis Graz war der Ruf der bei den gedrungen, denn Professor Dr. Pött-
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