OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 4

David Vinckboons' „Kirmesszene" in den Kunstsammlungen des Stiftes Kremsmünster Zu Fragen der Ikonologie des Bauemstückes und seiner Einordnung in die niederländische Kunsttheorie des 17. Jahrhunderts Von Hans Loinig Nach Jan Brueghels „Vier Elementen" mag der vorliegenden Bauernszene von der Hand David Vinckboons' (1576-1631/33) innerhalb des Bestandes an nie derländischen Werken des 17. Jhs. in den Kunstsammlungen des Stiftes Kremsmün ster die qualitahv wohl höchste Bedeutung zugemessen werden. Wiewohl das Stück weder Signatur noch Datierung trägt, ist an der Autor schaft Vinckboons' nicht zu zweifeln und der Zuweisung an diesen zu folgen. Die selbe erschließt sich aus dem stilistischen Befund und der Tatsache gleichermaßen, daß sich das Kremsmünsterer Werk als erweiterte Fassung eines 1608 datierten Genrestückes dieses Meisters in Berlin darstellt, welches seinerseits auf weiteren Vorstufen in dessen CEuvre gründet. Da sämtliche Werke bäuerlichen Sujets von der Hand Vinkboons' bis auf eine Ausnahme dem ersten Jahrzehnt des 17. Jhs. entstam men, scheint eine Eingrenzung der Entstehungszeit der Kremsmünsterer Bauern szene auf die Jahre 1608-1611 wahrscheinlich. Über den Zeitpunkt der Eingliede rung in die Sammlungen des Stiftes schweigen indes die Quellen. Der aus Mecheln gebürtige Autor entstammt einer alteingesessenen flämi schen Familie, die bereits wenige Jahre nach seiner Geburt in die Metropole Antwer pen übersiedelt war. Ebendort wurde der Jüngling zunächst von seinem Vater, spä terhin von einem nicht näher bekannten Kleinmeister in den Anfangsgründen der Malerei unterwiesen. Der Fall Antwerpens 1586 im Gefolge der spanisch-niederländischen Aus einandersetzungen um die Unabhängigkeit der Nordländer erzwang indes den Wechsel ins nordniederländische Amsterdam, wo Vinckboons fernerhin auch blei benden Aufenthalt nahm. Sohin rechnet der Meister zu jener Vielzahl herausragen der, flämisch geschulter Kräfte, deren gewaltsam veranlaßte Exilierung von nachhal tigem Einfluß für die Herausbildung einer eigenständigen nationalholländischen Malerei werden sollte. In der Tat gründet das CEuvre Vinckboons', der vorwiegend Genreszenen in landschaftlichen Umräumen zur Ausführung brachte, zu beträchtlichen Teilen auf der althergebrachten flämischen Tradition des späten 16. Jhs. Seine Waldlandschaften etwa - wechselnd mit höfischer, mythologischer oder biblischer Staffage versehen - schließen eng an die Manier Gillis van Coninxloos und J. Saverys an; seine bäuerlichen Genreszenen, deren eine hier vorliegt, las sen das unmittelbare Vorbild Bieter Brueghel d.Ä. u.J. sowie Hans Bols unzweifel-

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