OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 4

Aufstandes, den Herzog Heinrich II. von Bayern im Jahre 976 gegen den Kaiser unternahm, in das Gebirge geflohen und habe im Kloster Mondsee gewohnt, das damals zu Regensburg gehörte.^^ Letztere Beifügung ist richtig, das Ordenshaus Mondsee war 833 an Regensburg übereignet worden und hatte sich erst im 12. Jahr hundert davon gelöst. Die Meldung Aventins über die Flucht Wolfgangs nach Mondsee wird von Zibermayr als verläßlich betrachtet, weil ihm noch Quellen, nämlich Mondseer Annalen zur Verfügung standen, die uns heute verloren sind. Sie ist aber trotzdem nicht über jeden Zweifel erhaben, denn zur Zeit, als der bayerische Historiker seine Werke schrieb, gehörten die Berichte über das Einsiedlerleben Wolf gangs zum Allgemeinwissen des gläubigen Volkes, und die Andenken daran, näm lich nicht nur die Eindrücke in den Felsen, sondern auch die in der Kirche aufbe wahrten Reliquien, wie Stab, Kelch und Altarstein, galten als hochberühmte Attrak tionen eines der bekanntesten Wallfahrtsorte. Vielleicht hatte eben auch Aventin keine anderen Quellen für seine Mitteilungen als festgefahrene Traditionen und die am Wallfahrtsort gezeigten angeblichen Hinterlassenschaften. Es gibt aber einen fast sicheren Beweis dafür, daß sich Wolfgang tatsächlich in Mondsee aufgehalten hat, nämlich die Tatsache, daß er an einem 21. August in Teichstätt im Mattigtal eine Urkunde ausfertigte; die Jahreszahl ist uns leider nicht überliefert, so daß wir nicht wissen, ob es sich tatsächlich um das magische Jahr 976 handelte. Teichstätt liegt nur ungefähr 20 Kilometer von Mondsee entfernt und gehörte zu einer dorthin inkorporierten Pfarre, so daß wir praktisch mit Gewißheit annehmen können, daß der Regensburger Bischof damals auch in sein Kloster kam.^^ Weder Otloh noch Arnold berichten von dieser Reise ins heutige Oberöster reich. Bei alledem wissen wir immer noch nicht, ob sich Wolfgang auch zum Aber see begeben und hier eine Kirche begründet hat. Zibermayr streitet dies rundweg ab und meint, daß Gotteshaus am Abersee habe im Jahre 1142 noch nicht bestanden, es könne daher nicht auf den Heiligen zurückgehen, und die Legende habe sich erst im 13. Jahrhundert als Ausfluß der komplizierten Grenz- und Hoheitsstreitigkeiten, die in diesem Gebiet zwischen Salzburg, Regensburg und Mondsee ausgetragen wur den, entwickelt.^^ Zinnhobler widerlegt diese in St. Wolfgang nie recht akzeptierte Meinung und beweist, daß die von Zibermayr herangezogenen Urkunden nicht gegen ein höheres Alter der Kirche am Abersee sprechen.^" Dafür, daß sie von Bischof Wolfgang begründet und erbaut wurde, kann er freilich auch nur Wahr scheinlichkeitsbeweise bringen, nämlich Hinweise auf Grund von Patrozinien und die unregelmäßige Form des Gotteshauses, er meint vorsichtig, man könne der Aberseelegende wohl doch einen historischen Kern zubilligen. " Zibermayr, S. 11 ff. " Zinnhobler, Die Beziehungen des hl. Wolfgang zu Oberösterreich, in: Der hl. Wolfgang und Ober österreich, Linz 1972; OÖ. Urkundenbuch, Bd. I, Wien 1883, S. 89, Nr. 156. Zibermayr, S. 44 ff, Zinnhobler, Wie alt ist die Kirche von St. Wolfgang am Abersee? Mitteilungen d. OÖ. Landesarchivs, Linz 1968, S. 163 ff.; derselbe. Die Beziehungen des hl. Wolfgang zu Oberösterreich (wie Anm. 22).

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