OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 4

Peter Klammer: Auf fremden Höfen: Anstiftkin der, Dienstboten und Einleger im Gebirge. Wien - Köln - Weimar: Böhlau, 1992. 289 Seiten, Ab bildungen. ISBN 3-205-98017-4 „Damit es nicht verloren geht..." nennt sich die bemerkenswerte Reihe des Böhlau-Verlages, in der als 26. Band dieses Buch erschienen ist, und es ist wirklich einer fast schon ausgestorbenen und vergessenen Bevölkerungsgruppe gewidmet: den ländlichen Dienstboten. Noch Anfang unse res Jahrhunderts gab es rund 400.000 davon in Österreich, 1930 immer noch fast 300.000. Doch nicht nüchterne Zahlen, statistische Aufstellungen und Tabellen sind der Hauptinhalt des Buches, sondern die Menschen und ihr Schicksal, das bis lang kaum aufgearbeitete Schicksal der ländlichen Unterschicht. Im Rahmen des „Medienverbundprogramms Alltagsgeschichte" entstand 1987 in Mariapfarr im Lungau eine Gesprächsrunde unter der Leitung von Peter Klammer. Die meisten der zwischen 60 und 90 Jahre alten Teilnehmer waren selbst zeitlebens Knechte und Mägde gewesen, keinem war die Dienstbotenarbeit fremd. Ihre Be richte sind ein teilweise erschütterndes Beispiel der damaligen Lebensverhältnisse; eines Lebens, das von frühester Kindheit (als „angestiftetes" Ziehkind bei fremden Leuten) bis zum hohen Al ter (als wandernder „Einleger", der für jeweils ei nige Tage aufgenommen werden mußte) größten teils nur aus Arbeit, Armut und Not, ja Elend be stand. Auszüge aus Chroniken, Gemeinderats protokollen u. ä., in ihrer knappen Sachlichkeit oft ungeheuer bestechend, ergänzen und erläutern die persönlichen Schilderungen. In vorbildlicher Weise ist es gelungen, die Aussagen des Archiv materials nicht nur zu kommentieren, sondern mit den subjektiven, individuellen Schilderungen der Betroffenen zu einem gehaltvollen Ganzen zu verbinden. Wenngleich sich die Darstellungen auf den Salzburger Lungau - der verhältnismäßig einen der höchsten Dienstbotenanteile in Österreich aufwies - beschränkt und regionale Unterschiede sicherlich zu berücksichtigen sind, ist dieses Werk doch über die geographischen Grenzen hinaus bedeutsam; zum einen, weil es Einblick in das Los und den Alltag einer doch sehr großen Bevölke rungsschicht bietet, zum anderen, weil die gelun gene Aufarbeitung durchaus Anregung sein kann, sich auch anderen Ortes mit diesem Thema zu be schäftigen. Gerhard Gaigg Berg 93 - Alpenvereinsjahrbuch München: Bergverlag Rudolf Rother Ges.m.b.H., 1993. 304 Seiten, zahlreiche Abbildungen. ISBN 3-7633-8056-6 Das diesjährige Karten- und Schwerpunkt gebiet „Dachstein" ist für uns Oberösterreicher natürlich besonders interessant: kompetente Au toren wie Schreder, Lukan Hoi u.a. beleuchten den Dachstein aus den verschiedensten Blickwin keln (Geschichte der Erschließung, Kultur rund um den Dachstein, Geologie und natürlich die vielfältigen Möglichkeiten für den am Bergsport Interessierten) und schaffen es dabei, die Faszina tion, die dieses Gebirge ausübt, auch auf nichtbergsteigende Leser zu übertragen. Natürlich bringt die derzeitige Explosion des Bergtourismus eine Vielzahl von Problemen mit sich, zu denen die Autoren teils sehr persönliche Stellungnah men abgeben. Wie auch schon im letzten Jahr wird der Sportkletterbewegung bis hin zum Wettkampfklettern breiter Raum gewidmet. Zum Teil sehr kontroversielle Standpunkte werden als Diskussi onsgrundlage sicher neue Anregungen bieten. Bernd Arnold beweist in seinem Artikel, daß die Sportkletterei gar keine so junge Sportart - zu mindest in der Sächsischen Schweiz - mehr ist. Daher gibt es heute schon wieder eine Aufgliede rung in mehrere Sparten, wie Wolfgang Pohl (Ent wicklung des Wettkampfkletterns) und Tilmann Hepp (Entwicklung des Schwierigkeitskletterns) in ihren Beiträgen aufzeigen. Wie ein roter Faden zieht sich der Streit, ob für den Klettergarten ent wickeltes Sicherungsmaterial auch in alpinem Ge lände Anwendung finden soll, durch diese Arti kelserie. Reiselustige Leser finden im nächsten Buch teil Anregungen, z. B. fürs Wandern in Italien, aber auch Extreme kommen bei der Beschreibung einer DAV-Expedition nach Baffin Island zwischen Ka nada und Grönland von Christoph Krah auf ihre Rechnung. Alle 29 Dreitausender Neuseelands in nerhalb eines Winters nahmen sich Gottlieg Braun-Elwert und Erica Benzenberg vor, und über Obichigon, dem schönsten Tal des Pamir, berich tet Günter Jung. Schließlich erinnert sich Fritz März an die Beschwerlichkeit des Reisens auch in die nähere Umgebung vor nicht allzulanger Zeit. Im Abschnitt Kultur, Wissenschaft, Ge schichte werden den Bergfiimen Arnold Francks, Luis Trenkers und Leni Riefenstahls 16 Seiten gewidmet. Sehr persönliche Ansichten über alpine Literatur und Alpinjournalismus äußert

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