fachkundige Hand gehabt, sondern mit dem Text der Beiträge und der Bebilderung eine überaus glückliche Einheit geschaffen. Man liest über „Schwaighöfe", Almen, Wilderer und Jäger, über Bauern und Bauernhöfe und das gesamte bäuerli che Leben im Wandel der Zeit. Mit dem Bäcker Gottfried Riedler (19451976) und Ernst Lindbichler (ab 1976) verzeichnet die Gemeinde nur zwei Bürgermeister seit dem Kriegsende 1945. Auf die derzeit rund 700 Einwohner kommen acht Vereine (Musikverein, freiwillige Feuerwehr, Bergrettungsdienst, Landjugend, Trachtenverein, Goldhaubengruppe, Sportverein „Union", Osterr. Alpenverein, Ortsgruppe Vorderstoder). Nahezu 500 Zweitwohnungsbesitzer weisen die Gemeinde als Fremdenverkehrsgebiet aus. Mehr als die Hälfte des Gemeindegebietes (55 Prozent) besteht aus Wald. Hans Sperl Hugo Schanovsky: Hommage an Adalbert Stif ter, Prosagedichte. Linz: Verlag Denkmayr, 1992. 88 Seiten. ISBN 3-901123-20-2 Die Fotografie von Stifters Totenmaske auf dem Buchdeckel kündigt es an: Des 125. Todes tages von Adalbert Stifter (Todesjahr 1868) ge dachte Hugo Schanovsky mit einer Gedichte sammlung zu dessen Lebens- und Schreibsitua tion. Zwischen den Zeilen des Eingangsgedichtes „Sanft gaben sie nach / die Buchstabenhalme / dem Schöpferatem / des Dichters" und dem Ge dicht „Totenmaske" auf Seite 81, „eingegangen war er in die graphitenen Wälder seiner Schriften", entstehen vor dem Auge des Lesers Stifter-Bilder, die von Hugo Schanovsky lyrisch knapp oder, dem Stil des Dichters angepaßt, in epischer Lang form entworfen werden. Wenn nun in Schanovskys Gedichten der Stifter-Liebhaber, und welcher oberösterreichische Literaturfreund ist nicht Stif ter-Liebhaber!, so manches Bekannte wiederfin det, so erfreut er sich doch an der Anschaulichkeit des Stifters Lebensumstände auslotenden Materi als, am dichterischen Nachempfinden seiner Nöte und am Aufzeigen von bisher noch nicht erkann ten Zusammenhängen. Wie Schanovsky zum Bei spiel auf Seite 12 ein Stifter-Zitat - eine Grau-inGrau-Wienskizze - als Beginn von Stifters Dichtertum deutet, leuchtet dem Leser ein. Und er fragt sich darüber hinaus, ob das Grau-in-GrauWienskizzen-Zitat nicht auch maßgebend war für die Wahl der grauen Farbe zur Gestaltung der Buchdeckel der „Hommage". Schanovskys Buch beginnt mit Gedichten zur Kindheit und Gymnasialzeit Adalbert Stifters. Die Jugendliebe Fanny Greipl und die Anpas sungsschwierigkeiten an die Großstadt Wien be handelt Schanovsky in nur wenigen Gedichten. Den Großteil seiner Sammlung, 46 Gedichte, wid met er Stifters Linzer Zeit: den „Körben voll Nich tigkeiten", die Stifter „ausräumen" mußte; den „bedeutungslosen Menschen", von denen Stifter „nach links und rechts befohlen wurde"; Stifters Ehe, Gefängnis und Ort der Zuflucht gleicherma ßen; dem tragischen Tod der Ziehtochter Juliane; seinem Drang nach „Feinschliff" bei der schrift stellerischen Arbeit; seiner Krankheit, seinem Tod. Einige letzte Gedichte wie „Stifters Zylinder", de ren darin eingeschlossene schwarze Gedanken Stifter „nicht ins Freie ließ", sind Ausklang, andere Vorausblick in die heutige Zeit. Rechnung trug Schanovsky auch Stifters Ver bundenheit mit dem Böhmischen. Stifter hing in seinem Romanwerk „Witiko" dem Traum einer übernationalen Staatsidee, die gegen National staatstendenzen gerichtet ist, nach. Vor einigen Jahren, mit dem Umbruch im Osten und der Öff nung der Grenzen, erlebte der mitteleuropäische Witiko-Traum eine Renaissance. Das Auseinan derfallen der Tschechoslowakei in zwei Staatsge bilde führte allerdings zu einem Erwachen. „Stifter wäre erschüttert gewesen" heißt das Gedicht, in dem Schanovsky sich mit Zeitgeschichte ausein andersetzt. Heide Stockinger EG-Kulturdokumentation. Wien: Osterr. Kulturdokiimentation. Internationales In stitut für Kulturanalysen (Hrsg.), 1992. 138 Seiten (zu beziehen bei der Österr. Kulturdokumentation. 1010 Wien, Schullergasse 5/15). „Man kann Europa nur kulturell definieren." Diese Aussage des Intendanten der Salzburger Festspiele, Gerard Mortier, bei einer Ansprache Anfang des Jahres findet - so scheint es - bei der laufenden Diskussion über eine europäische Inte gration kaum Beachtung. Wirtschaftliche Aspekte bilden den Kernpunkt aller Überlegungen und Verhandlungen. In der Tat wurde ja die EG als reine Wirtschaftsgemeinschaft gegründet und be faßte sich lange Zeit nicht mit Kulturagenden. Erst
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