Leibspeisen beseitigte, der Fall des mehrfachen Frauenmörders Leutgeb mit Parellelen im In- und Ausland und die Ermordung des „Schloßmichels" in der Ruine Lobenstein. Mit der Wiedereinfüh rung der Todesstrafe 1933 und der Standgerichte kam es zu den ersten Todesurteilen im Berichts zeitraum, welche mit Hilfe des in einem Exkurs geschilderten wenig humanen Würgegalgens voll streckt wurden. In dieses Gerüst sind Berichte über Raufhän del und Gewalttätigkeiten, Eigentumsdelikte, Brandstiftung sowie Abtreibung und Kindestö tung eingefügt. Sittlichkeitsdelikte werden nicht behandelt, zumal die Verhandlungen unter Aus schluß der Öffentlichkeit durchgeführt wurden und der Presse außer pauschaler Entrüstung we nig Konkretes zu entnehmen war. Aufschlußreich sind die Berichte über Schmuggel mit dem Zen trum im günstig gelegenen Dreiländereck des oberen Mühlviertels und über Wilddiebstahl, des sen Motiv mehr in der Not als in der unbändigen Jagdleidenschaft zu suchen war. (Zu diesen krimi nellen Phänomenen gibt es ausführliche Darstel lungen aus der Feder Roland Girtlers.) Fast 30 Sei ten sind politischen Delikten vorbehalten, unter denen als besonders grotesk die „Perger Häusel geschichte" (1926) und der Bericht über den Pro zeß Gierlinger - Starhemberg (1931/32), zu dem sich auch in der heutigen Politik gleichartige Bei spiele finden, zu erwähnen sind. Ein breiter Raum ist den tragischen Ereignissen von Kollerschlag im Rahmen des NS-Putschversuches im Juli 1934 ge widmet. Kurze Berichte über besonders tragische Fälle und „Sonderbares", wie etwa Geistererschei nungen in der Urfahrwänd, finden sich am Schluß. Der reißerisch klingende Titel und die Abbil dung eines Mannes mit drohend erhobenem Messer auf dem Einband erwecken die Neugier des Lesers, welcher bei der Lektüre der Berichte, einer Art „Geschichtsschreibung von unten", auf seine Rechnung kommen wird. Die zum Teil ge ringe Qualität der Abbildungen dürfte auf das Al ter der wiedergegebenen Lichtbilder oder auf das Druckverfahren zurückzuführen sein. Der Ver such Steinmaßls, über die Kriminalgeschichte auch zu einer Sitten- und Sozialgeschichte jener Zeit zu gelangen, kann überdies insofern als ge lungen bezeichnet werden, als das Werk auch Aufschlüsse über die damalige Polizei- und Ge richtspraxis gibt und darüber hinaus auch Medi engeschichte vermittelt. Herbert Bezdek Thomas Karny: Die Hätz. Bilder zur Mühlviertler „Hasenjagd". Grunbach: Edition Geschichte der Heimat, 1993.135 Sei ten. ISBN 3-90094.3-12-5 Das apokalyptische Geschehen in Oberöster reich vor rund fünfzig Jahren hat schon längst ne ben den Zeithistorikern auch die Schriftsteller aufgerufen. Es ist allerdings nicht immer einfach, zwischen Historie und Dichtung eine klare Tren nungslinie zu ziehen. Das gilt auch für den jüng sten Band von Thomas Karny, dem Linzer Stadt schreiber, „Die Hätz", mit folgendem Untertitel: „Bilder zur Mühlviertler Hasenjagd". Der Band ist dem Historiker Peter Kammerstätter gewidmet und geht eigentlich über dessen gründliche Dar stellung des Fluchtversuches sowjetischer Offi ziere aus dem Konzentrationslager Dachau in der Schlußphase des Krieges nicht hinaus. Interessant sind die „Nachbemerkungen" zu verschiedenen Kapiteln, die die weiteren Schick sale der erwähnten Personen kurz schildern. Nur eben leider nicht vollständig. So wird - etwa auf Seite 99 - über Dr. Adolf Dietscher, nicht aber über Dr. Alfred Schramm berichtet. Auch der Quellennachweis ist eher bescheiden. Insgesamt ist der Versuch verdienstvoll, Teil bereiche der jüngeren oberösterreichischen Ge schichte volkstümlich darzustellen. Harry Slapnicka Hans Krawarik (Hrsg.): Heimalbuch Vorderstoder. Vorderstoder: Verlag der Gemeinde, 1992. 191 Seiten, 40 Farhahhildungen, 84 Schwarzweißabbildungen. Fünf Autoren, der Gemeindesekretär Felix Auzinger, der Pfarrer Franz Berger, Prof. Dr. Hans Krawarik, Volksschuldirektor Rainer Schlesinger und Willi Zauner, haben für die über 800 m und damit höchstgelegene Gemeinde von Oberöster reich-Süd die Beiträge für ein Heimatbuch ver faßt, welches sich von den übrigen Heimatbü chern der oberösterreichischen Gemeinden in be sonderer Weise abhebt. Dies liegt zunächst an der Tatsache, daß der Herausgeber Prof. Dr. Hans Kra warik, dessen Vater nach 1945 Tierarzt in Vorders toder war, die Geschichte von Vorderstoder sei nerzeit als Dissertationsthema gewählt hatte und daher als profunder Kenner dieser Gemeinde an zusprechen ist. Prof. Dr. Krawarik hat nicht nur bei der Gestaltung des historischen Teils eine
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