Selbstverständlich kommt die „Geschichte" des hl. Koloman, der 1012 bei Stockerau als an geblicher Spion auf seiner Pilgerreise ins Heilige Land hingerichtet wurde, nicht zu kurz. Ob es sich - wie üblicherweise angenommen - um einen irischen Königssohn oder aber um einen Sohn des schottischen Königs Malcolm (II.) handelt, bleibt weiterhin eine Frage; „Scotia" war nun ein mal auch die Bezeichnung für Irland. In einer Art Gefälligkeitsgutachten von Prior Adam Forman von Dunfermline (fälschlich immer Dunfermeline geschrieben) von 1524 wird er sogar zum Sohn der hl. Königin Margarete, die aber erst um 1046 geboren ist und mit Malcolm III. verheiratet war. In Irland gibt es übrigens an die hundert Heilige namens Colman (vgl. L. Flanagan: A Chronicle of Irish Saints, Belfast 1990), einer, nämlich „unser" Koloman, wird wie bei uns am 13. Oktober gefei ert. So ausführlich und durchaus auch kritisch der historische Teil bis zum Abschnitt „Koloman in der Geschichtsschreibung des Hoch- und Spät barock" geraten ist, das letzte Hauptkapitel „Die Verehrung des hl. Koloman - Uberblick über die wichtigsten Kolomanpatrozinien", übrigens nicht einmal drei Seiten umfassend, wäre in dieser Aus führung besser weggelassen worden. Einige Bei spiele: Als einer der prominentesten Wallfahrer wird „Abt Berthold, nachmals der Selige, von Garsten" bezeichnet. Bei der üblichen Darstellung des hl. Koloman heißt es u. a. „vereinzelt auch mit einem Kürbis als Hinweis auf das Wachsen und die Vergänglichkeit alles Irdischen", wobei viel eher auf die übliche kürbisförmige Pilgerflasche hinzuweisen wäre. Seine „Funktion als Schutzhei liger für die Tiere" ist keineswegs so allgemein; die sonst so reichlich zitierte Literatur hätte auch hier weitergeholfen (H. Fielhauer, Blatt 54 im Österreichischen Volkskundeatlas). Was die Kolomanpatrozinien betrifft, werden für Oberösterreich richtig die Stadtpfarrkirche Steyr (gemeinsam mit Ägidius) und die Pfarrkir che Altenhof (nicht Altenhofen) a. H. genannt; weiter heißt es Eggeisberg (hier ist wohl der Kolomanischacher bei Gundertshausen gemeint) und Schildern, wo einst eine unter Joseph II. abgebro chene Kolomanikapelle war (vgl. Pillwein IV, S. 375). Die „rege Wallfahrtstätigkeit" auf den Ko lomansberg bei Mondsee ist schon ziemlich lange Vergangenheit, und das „berühmte Kolomanpatrozinium" im Land Salzburg heißt nicht „in Taugl", sondern St. Koloman (in der Taugl). Der in der Volksfrömmigkeit bedeutende „Kolomanistein" (ein großer Schalenstein mit einer Koloma nikapelle darüber) bei Eisgarn im nördlichen Waldviertel wird nicht erwähnt, dafür aber die be kannte Wieskirche (liegt bei Steingaden, nicht „bei Schongau"), die aber nichts mit dem hl. Kolo man zu tun hat; weiter unten wird richtigerweise die Kolomanskirche in der Nähe der Wies ge nannt. Der relativ umfangreiche Anhang bringt nicht nur verschiedene Textquellen, z. B. die „Passio sancti Gholomanni" in der jüngeren Admonter Fassung, verschiedene Vitafassungen, auch die Vita des sei. Gothalm, der auf der Suche nach dem verschollenen Koloman um 1017 in Mauer bei Melk gestorben ist, sondern auch jeweils gute und interessante Einführungen. Schließlich sei auch das ausführliche Personen- und Ortsregister hervorgehoben. Dietmar Assmann Erika Kaftan: Wanderungen in der Sagenwelt des Mühlviertels. Linz: OÖ. Landesverlag, 1991. 208 Seiten, S 149,-. ISBN 3-85214-560-0 Erika Kaftan: Wanderungen in der Sagenwelt des Salzkammergutes. Linz: OÖ. Landesverlag, 1992. 232 Seiten, S 198,-. ISBN 3-85214-563-5 Dem 1991 erschienenen Landesverlagsband „Wanderungen in der Sagenwelt des Mühlvier tels" folgte bereits 1992 ein gleich geschmackvoll ausgestattetes Taschenformat „Wanderungen in der Sagenwelt des Salzkammergutes". Ihre 38 Mühlviertler Wandervorschläge ergänzte damit Erika Kaftan um 37 Routen zwischen Irrsse, Krip penstein und Almsee, wobei sie durch Beschrei bung und Planskizzen den Wanderablauf weitge hend sichert. Was aber diese beiden Tourenbücher von etlichen ähnlichen unterscheidet, ist der Um stand, daß die Autorin ihrem Sohn zuliebe von Zeit zu Zeit innehält, um ihm eine passende orts gebundene Geschichte zu erzählen. Diese Kombi nation zweier höchst unterschiedlicher Vergnü gungen, Wandern und Geschichtenerzählen, ist eine bislang literarisch kaum genützte Textform, die jedoch als Volltreffer zu werten ist; nicht bloß weil damit gemeinsame Aktionen im Familienver band gefördert werden, sondern auch weil die Heimatkunde in neuer Mannigfaltigkeit unter Be weis gestellt wird. Nur muß dabei ein doppeltes Vorurteil aus dem Weg geräumt werden. Wander-
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