OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 2

in Attnang-Puchheim, seinem Haupt werk. Diese grandiose Figur kann als ein einzigartiges Beispiel der Kreuz-ChristiDarstellungen in der österreichischen, ja der gesamteuropäischen Kunstge schichte gelten, denn noch nie wurde der Corpus Christi am Kreuz in lebendem Zustand gezeigt; Forsters Crucifixus schaut offenen Auges - sich vom Kreuzes stamm wegstemmend - in die Menge des Kirchenvolkes, als wollte er rufen: Wachet und betet, denn ihr wißt nicht die Stunde. Die Zeitbezogenheit - die Figur ent stand 1940, in der Kriegszeit des Zweiten Weltkrieges - ist hier nicht in einem ver krampften, äußeren „Formbewußtsein" gegeben, sondern durch inneren Ge haltswert einer tiefempfundenen Aus sage (In te. Domine speravi: Non confundar in aeternum!) von allgemeiner Gültigkeit. Müssen nicht Figur und Auf fassung für die Nachgeborenen beson ders eindringlich - im zeitgeschicht lichen und interdisziplinären Sinne - wirken? So sehr Forster Einzelgänger in sei ner Kunst war, so sehr war er gesellig in der Familie und unter Freunden. Für ihn war die Familie (mit Gattin und fünf Kin dern) Grund und Ferment seines Schaf fens und die Bindung an sie - nicht nur christlich-humanitär - selbstverständ liche Tat am Nächsten. Schwierige Zeitabschnitte in seinem Leben ließen ihn die Schwere des Alltags analog der Schwere des Materials, mit dem der Bildhauer zu arbeiten hat, in vertrauensvoller Gläubigkeit überwin den. Für den Bildhauer erwächst hier eine doppelte Schwere: Die Schwere des Materials und die Schwere des Daseins, von Aufträgen meist nicht überhäuft. Der Bildhauer Franz Seraph Forster hat diese doppelte Schwere zeitlebens erfahren und in aufopferndem Standhal ten durchlitten, bis ihm letzten Endes die Schwere leicht wurde und er am GhristiHimmelfahrts-Tag, dem 20. Mai dieses Jahres - fünf Tage vor seinem 97. Ge burtstag -, um 23 Uhr in schwereloser Leichtigkeit zum ewigen Vater zurück kehren durfte. Mir persönlich ist mit dem Tode des „Bildhauers Forster" eine seit meiner Kindheit verehrte künstlerische Vaterge stalt entglitten. Zu seinem 95. Geburts tag konnte ich ihm in der im Vorjahr bei Ennsthaler in Steyr erschienenen BildMonographie (vgl. OÖ. Hbl., 46. Jg. 1992, S. 455) ein bleibendes Denkmal und beharrliches Andenken setzen, das ihm auch die Verehrer seiner Kunst be wahren mögen. Fritz Feichänger

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