OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 2

mehr in Vergessenheit. Tempora mutantur. Trotz dieses bedauerlichen Umstandes - als mögliches Generationsproblem innerhalb der Kunst-,,Szene" und der Einflußnahme cleverer Manager auf den „Kunst"-Markt - blieben die Werke der „erratischen Blöcke" für viele Kunstlieb haber wie Felsen in der Brandung orien tierungsloser, mechanisierter Zeitkunst zeitlos im Ablauf der bildenden Kunst - die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang (Goe the, Faust) - und schlugen Brücken zum kunstinteressierten Publikum und prä sentierten diesem eine naturnahe „Kunst für das Auge" (Cornelius Gurlitt), die erst ein vertieftes, schauendes Kunster lebnis im Erkennen der geistig-seeli schen Dimensionen eines Kunstwerks förderte. Diese geistig-seelischen Dimensio nen über handwerklich-meisterlicher Grundlage dominierten auch im langen Leben des Franz S. Forster. Der stand feste Bildhauer aus St. Florian muß uns schon deshalb im Gedächtnis bleiben, weil er - wie kein anderer der letzten Jahre - das unversehrte Menschenbild in sei ner Kunst hochhielt und sein Gredo es war, der menschlichen Gestalt in Büste und Statue als „Maß aller Dinge" und übersinnlichem Ausdruckswillen Dauer haftigkeit zu geben. Eine humanitäre Tat, die in unserer durch Egoismus und Bru talität erschütterten Zeit durchaus nicht selbstverständlich und aktuell ist. Am 25. Mai 1896 in St. Florian gebo ren, wuchs Forster in einem zum Teil dem Stift verpflichteten religiös-katho lisch gestimmten Elternhaus auf, das ihn, wie auch die Kunstschätze des pracht vollen Barockstiftes zeit seines Lebens prägte. Aus dieser Grundhaltung heraus sind auch seine religiöser Kunst zuge ordneten Werke zu verstehen; sie bilden den flauptanteil seines künstlerischen Schaffens in Terrakotta, Holz, Stein, Marmor und Bronze, in Relief und Voll plastik. Selbst die vielen über ganz Oberösterreich verstreuten Brückensta tuen sind Heiligengestalten. Und ein weiterer Schwerpunkt in seinem Lebens werk: Die Anton-Bruckner-Bildnisse (1923-1987, vgl. OÖ. Hbl. 41. Jg. 1987, 354 ff.) entsprangen der gleichen Quelle religiöser Glaubensfestigkeit, die in einer vielschichtigen Affinität zu Bruckners tiefer und nahezu kindlichreiner Glau benseinfalt eine kongeniale Entspre chung fand. Forster war ausgeprägter Individua list, voll auf sein künstlerisches Werk konzentriert, ohne Kompromisse „mo dernen" Strömungen gegenüber. Sein Gestaltungsprinzip war die auf anatomi schen Kenntnissen aufgebaute, reali stisch-stilisierte, den Materialgegeben heiten konforme Holz- oder Steinfigur, die, im „Block" gebunden, immer wieder durch neue Formbezüge (sei es eine Ge wandfalte, eine Glied- oder Körperdre hung) verlebendigt wurde. Handwerkliche Vorbereitung im Modellieren und Holzschnitzen an der „K. k. Fachschule für Holzindustrie" in Hallstatt (1909-1913) kamen ihm beim Studium an der Akademie der bilden den Künste in Wien bei den Professoren Josef Müllner und Edmund Hellmer zu gute und beschleunigten seine Fort schritte. Exaktes Naturstudium war Vor aussetzung für schöpferische Tätigkeit. Die vorbildhafte Funktion der stark aus geprägten Kunst der Gründerzeit, be sonders in der Bildhauerei, war trotz ei niger Jugendstilversuche maßgebend für den Akademiebetrieb.

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