OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 2

X XA / VX Bildnis der MuHer der Künst lerin. Keines dieser Menschenbilder - das Wort Porträt gefällt ihr nicht - entsteht, wenn sie den Menschen nicht kennt oder gut kennt. Und trotzdem will sie, wenn sie zeichnet oder wenn das Ölbild entsteht, noch weiter eindringen, durch intensives Gespräch noch mehr Besitz ergreifen von ihrem Gegenüber. Andererseits stört sie die Anwesenheit fremder Menschen beim Malen; sie nehmen ihr Konzentration und Kraft. So entstehen Monumente der menschlichen Seele, fernab einer billigen Ähnlichkeit oder einer schalen Oberflächlichkeit. Auch wenn das Außere eines Menschen nicht ganz unabhängig ist von seinem inneren Wesen, so hat Lydia Roppolt ganz einfach andere Prioritäten. Und wenn sie das Innere eines Menschen zu erkennen sucht und zeichnerisch oder malerisch gestaltet, so bemüht sie sich um das Ebenbild Gottes im Menschen. Und da hat die Künstlerin auch ihre eigenen, beson deren Gesetze und Regeln. „Ich brauche weder Rumpf noch Gliedmaßen, um ein Bild zu malen. Die anderen verzetteln sich in Figuren und vergessen auf den Kopf." Lydia Roppolt malt nur Köpfe. Und diese sind blattfüllend, sie drängt und dringt bis zum Äußersten, bis an die Grenzen vor, so als wolle sie jeden Millimeter des Zei chenpapiers, der Leinwand ausnützen. Dann sind es die Augen, von der die Künstle-

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