OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 2

Ein „Gesamtkunstwerk" in Neuzeug bei Steyr In Oberösterreich gestaltete die Künstlerin den Meditationsraum des Stifts gymnasiums Schlierbach, wo zwei Zimmer zu einem einzigen großen Raum wur den, in den man eine Barocktür einfügte. Hier durfte Lydia Roppolt alles entwerfen und die Wände bemalen. Später folgten die Arbeiten in der Kapelle im Bildungs haus Schloß Puchberg bei Wels und im Bildungsheim St. Georgen am Längsee in Kärnten. Auch ein Teppich für das Erholungsheim der Gebietskrankenkasse in Bad Ischl, „Haus Tisserant", läßt im Eingangsvestibül sofort die Handschrift der Künstle rin erkennen. In der Kirche von Neuzeug bei Steyr entstand ein „Gesamtkunstwerk": ein prachtvoller Wandteppich, ein überlebensgroßes Kruzifix, eine der seltenen plashschen Arbeiten der Künstlerin, das anfänglich maßlos angefeindet wurde, und der in einem tiefgründigen Blau und Rot eingerichtete Raum. Es folgten weitere Glasfenster der Künstlerin und wieder für das Mühlviertel zehn verschiedene Rundbogen- und Maßwerkfenster für die Pfarrkirche St. Stephan am Walde. Von den Fenstern „Das große Halleluja" geht eine fröhliche Verzauberung des mittelalterlichen Kirchenraumes aus. Weiters ist die Pfarrkirche St. Nikolaus in Mauthausen zu erwähnen, für die Lydia Roppolt drei der vier Maßwerkfenster gestaltete, dann die schon genannte Christkönigskirche in Linz-Urfahr, die noch 1933 von Peter Behrens und Alexander Popp errichtet worden war, mit elf Rundbo genfenstern für die Taufkapelle. In hellen Farben wurden die Wasser, herabstürzend in Wasserfällen und in Becken ruhend, und die darüber schwebenden Feuerzungen dargestellt. Werke in Wien - zuletzt für die älteste Kirche Wiens - zeigen das weiter wache Interesse der Künstlerin für die Glasfenster an. Aber der Schwerpunkt von Kirchenneubauten und Kirchenerweiterungen, der etwa zehn Jahre nach Kriegsende eingesetzt hatte, ist rund vierzig Jahre später im wesentlichen vorbei. Köpfe - nicht „Porträts" Ein gewisser Schwerpunkt ihres heutigen Schaffens sind ganz einfach Men schenbilder, Köpfe. Das kam nicht von heute auf morgen und hat die Künstlerin schon immer bewegt. Man kann dies schon auf ihren frühen Glasfenstern deutlich verfolgen. Aus dem Jahre 1970 stammt ein wunderschönes Selbstporträt der Künst lerin in kraftvollen Farben („Das Gesicht, das in die Sonne sieht"). Aber schon im Jahre 1960 fertigt sie eine beeindruckende Kreidezeichnung ihrer Mutter. Zwischen durch sind es immer wieder Oberösterreicher, etwa der aus Ebensee stammende Wiener Kirchenhistoriker Dr. Franz Loidl, dessen Kopf Heiterkeit und Lebensfreude ausstrahlt und dessen hellblaue Augen sie einfach durch ein Vergißmeinnicht aus drückt. Bildnisse von Anneliese Ratzenböck, dem Direktor des Schlierbacher Gym nasiums, P. Dr. Ludwig Keplinger, des früheren Landeshauptmannes Dr. Gleißner, des Dichters Eduard Christoph Heinisch, der Gleißner-Enkelin Ella Gleißner seien nur beispielhaft erwähnt.

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