OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 2

„Es ist ein nüchterner Tag über der Welt angebrochen" Warnung bei Hammerstein, Ahnung bei Hofmaimsthal, Angst bei Kubin, Zuversicht bei Gertrud Fussenegger Von Josef Demmelbauer Im ersten Teil seiner unter dem Titel „Im Anfang war der Mord" von Harry Slapnicka vor mehr als zehn Jahren herausgegebenen Erlebnisse als Bezirkshaupt mann von Braunau (und als Sicherheitsdirektor von Oberösterreich) schildert Hans von Hammerstein das Auftauchen eines „Vorboten" der einige Jahre darauf macht voll auftretenden NS-Bewegung im Frühjahr 1926 bei ihm. Dies, so schreibt er, war „eine Warnung, die meine Sinne schärfte und auf jeden Fall mein tiefes, gefühlsmäßi ges Mißtrauen wachrief gegenüber einer Bewegung, die sich der Sympathien bür gerlicher und nationaler Kreise versichern wollte, indem sie sich ,deutsch' und ,national' nannte." In seiner Rede vom März 1932 zur Goethefeier des Landes Ober österreich wandte er sich in aller Schärfe gegen den aufkommenden Führerkult und die mit ihm einhergehende Brutalität. Erscheinungen jener Zeit scheinen heute in gewandelter Form wiederzukeh ren. Damals hatte ein Dichter, dessen Schaffen bis zum Ersfen Weltkrieg fast aus schließlich dem rein ästhetischen Bereich gewidmet gewesen war, von dem Richard Billinger schrieb: „...der Scheue fürchtete meine Bauernnacktheit", aus dem „der österreichische Mensch, weltgeöffnet und doch wie in gesicherten Grenzen ruhend, leuchtete", damals hatte Hugo von Hofmannsthal die Zeichen der Zeit gleichsam seismographisch gespürt. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie entwickelte Hofmannsthal seine Idee von einem Österreich, das „der katholischen Kirche, der großen Fortsetzung des römischen Imperiums verwandt ist", getragen von den „Ideen der Versöhnung, der Synthese ..." Neben dem „Jedermann" tat er dies durch das durchaus politische Züge tragende „Salzburger Große Welttheater", ein geist liches Festspiel nach Calderons „El gran teatro del mundo". Das „Salzburger Große Welttheater" Die Figuren des Spieles sind entsprechend der Überlieferung des Barocktheates Gott, Welt, Engel, Tod, ein König, ein Reicher, ein Bettler, die Schönheit, die Weisheit. Das Neue, das Hofmannsthal dem überkommenen Stoff hinzugefügt hat.

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