OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 2

aufwärts. Am 25. Dezember 1830 trat plötzlich Tauwetter ein," der Eisstoß setzte sich in Bewegung und nahm die gesamte Brücke bis auf drei Joche mit. Das war nun der erste Anlaß dazu, eine andere Konstruktion als eine Holzbrücke in Erwägung zu ziehen.^^ Wahrscheinlich war der Planungszeitraum zu kurz, die Materialien für den Wiederaufbau in herkömmlicher Form waren ja seit Jahrhunderten im sogenannten Bruckstadl vorbereitet," es blieb also bei der Holzbrücke, die allerdings verstärkt und verbreitert wurde und nur noch 13 Joche zählte. Links und rechts erhielt sie einen Gehsteig, in der Mitte wurde später der Fahrweg mit dem Gleis der Pferdeei senbahn angebracht. Die Überlegungen wurden aber weitergeführt. Aus dem Jahre 1843 liegt ein ausgearbeitetes Kettenbrückenprojekt von Johann Kurz von (Thum und) Goldenstein vor. Der „Situationsplan der zu erbauenden Kettenbrücke über die Donau in Linz" läßt erkennen, daß man damals die Planungen der Nibelungen brücke in nationalsozialistischer Zeit in gewissem Sinne vorweggenommen hatte. Die Auffahrt zum Hauptplatz wurde erhöht und auf der Urfahrer Seite ein Platz geschaffen. Zur Biographie des Entwerfers Johann Kurz von (Thum und) Goldenstein sei vermerkt: Im „Schematismus von Oesterreich ob der Enns und Salzburg für das Jahr 1843" wird unter „Baudirektor Hr. Wolfgang Hagenauer, w(ohnhaft) in der Her rengfasse) 813" genannt: Als „Straßenbau-Inspector: August Schemerl Ritter v. Leythenbach, Herr und Landmann im Herzogthume Krain, w(ohnhaft) an der Land straße 763"^'' (das ist Landstraße Nr. 14), als „Amts-Ingenieurs" erscheinen: „Hr. Aloys Puchberger, w. in der Altstadt 51, (Hr.) Johann Kurz von Goldenstein, wohnt in der äußern Herrengasse 545" (das war das ehemals Starhembergische Freihaus Nr. 39, das damals Anton Karl Hafferl besaß), „(Hr.) Aloys Mühlauer, w. in der Her rengasse 800". Über die Familienverbindung zu dem Salzburger Bibliothekar und Archivar Patritius Gajetan Franz von Kurz zu Thum und Goldenstein (1758-1829) und den Malern Franz Seraph (1807-1878) sowie Ludwig (1850-1939) von Kurz zu Thum und Goldenstein ist nichts bekannt." Zurückkommend zur Kettenbrücke hätte in Linz beinahe doch noch eine Brücke dieser Art errichtet werden sollen: Paul Bonatz (1877-1956), Spezialist für Vgl Witterung und Klima von Linz, Wien 1959. Die Witterung 1830 bei Georg Wacha, Die Tage bücher Franz de Paula Haslingers 1818-1833 (Anhang, Band 2), Linz 1964, 5.421 f., wo ab 10. Februar Tauwetter, am 26. „wieder viel Eis durch" und am 28. „Donau beim Hauptthor herein" verzeichnet ist. ' Hanns Kreczi, Die Linzer Donaubrücke (Linz Erbe und Sendung), Linz 1942, S. 35. ' Hertha Awecker, Das Bruckamt der Stadt Linz, in: Jahrbuch der Stadt Linz 1953, S. 167-214, auf S. 205 f. das Verzeichnis der Holzvorräte 1774, S. 208 f. Übergabe an das Mautoberamt 1778. ' Kreczi, Donaubrücke (wie Anm. 24), Abbildungen auf S. 16 f. (Situationsplan, Profilplan u.a.). Siehe auch die Gesamtwiedergabe des Schreibheftes mit der Darstellung der Hängebrücke bei August Zöhrer, Alt-Linz, Geschichte der Stadt in Ansichten von 1594 bis 1860, Brünn - Wien - München 1942, S. 152, dazu S. 23. ' Josef Schemerl Ritter von Leythenbach (1752-1837) lieferte den Entwurf für die technische Hoch schule in Wien. Vgl. Thieme-Becker, 30, 1936, S. 23. ' Vgl. dazu ÖBL 4, 1969, S. 368.

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