OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 2

der Portallösung, wo die Kettenträger zu einem Bogenportal verbunden waren und neben einem mittleren Haupttor zwei kleinere Nebentore vorgesehen waren, wurde Oberbaurat Leo von Klenze von Ludwig 1. mit der Erstellung eines verbesserten Ent wurfs beauftragt. Am 4. Juni 1828 gab Ludwig 1. die grundsätzliche Erlaubnis für den Bau und schrieb „genehmigt, wenn befragliche Kettenbrücke nicht über 50.000 Gul den zu stehen und das Eisen (was zu erproben) einer keine Gefahr kommenden Beschaffenheit ist". Der Portalentwurf mußte nochmals überarbeitet werden, dann kam die Zustimmung des Königs (10. Juni 1828). Innerhalb von 18 Monaten wurde die Brücke auf Staatskosten errichtet. Bei einer Spannweite von 64,26 Metern trugen je zwei Spannketten auf jeder Seite (in Saaz waren es drei Spannketten) die Brücken bahn. Sie bestand aus 41 eichenen, durch schmiedeeiserne Schienen verstärkten Unterzügen und sieben Streckbäumen mit den Querbojen für die Fahrbahn sowie den Bojen für die 14 Zentimeter erhöhten Fußwege. Die Ketten führten in die Pylone, welche auf Stützpfeilern am Ufer standen. Dahinter befanden sich Stützmauern, die zugleich den einhüftigen Bogen spannten, durch welche die Ketten in die Tiefe gin gen, um dort verankert zu werden. Die feierliche Einweihung fand am 31. Dezember 1829 statt, die Brücke gab den Anstoß für den Bau weiterer Kettenbrücken, angeb lich sogar für die Brooklynbrücke in New York. 1891 wegen Baufälligkeit abgetra gen, befindet sich nunmehr an dieser Stelle eine Spannbetonbrücke. Die für seine Zeit längste Drahthängebrücke in Europa baute 1832 Chaley über das Saane- oder Sarinetal zu Freiburg (Fribourg) in der Schweiz. Sie hatte einen Abstand von 273 Meter Weite von Mitte zu Mitte der Kabelpfeiler. Die Kabel liegen auf jeder Seite der 6,46 Meter breiten Brückenbahn, je zwei nebeneinander, und tra gen eine 246,26 Meter lange, 21 Meter über dem Wasserspiegel des Flusses liegende Brückenbahn. Sie sind in ausgemauerten Schächten hinter den Kabelpfeilern veran kert. In der technischen Beschreibung heißt es, daß jedes der Drahtkabel zwanzig Stränge enthält, zwölf von 56 und acht von 48 Drähten, also zusammen 1.056 Drähte von je 7,44 mm^ Querschnittsfläche und 610 Kilogramm Zugfestigkeit. Die Brückenbahn bestand aus den erwähnten, an den Hängeseilen aufgehängten, in der Mitte höheren Querbalken, welche in der Mitte den doppelten Bodenbelag der Fahrbahn, an den Seiten je zwei Langschwellen zur Unterstützung der Fußwege und zur Längsverbindung aufnehmen. Über den äußeren Langschwellen sollte ein stark versteiftes Geländer die Vertikalschwankungen vermindern.^^ Noch im selben Jahrzehnt begann man in Prag mit der Errichtung von zwei kleineren Kettenbrücken mit einem gemeinschaftlichen Verankerungspfeiler auf der Insel in der Mitte der Moldau in Prag. Die Kaiser-Franzens-Kettenbrücke wurde in den Jahren 1838 bis 1842 errichtet. Ihre Planung geht auf einen Entwurf von Friedrich Schnirch zurück, der diese 1827 zum erstenmal vorgeschlagen hatte. Schnirch war damals in den Staatsdienst eingetreten. Der englische Brückenbauingenieur Clark Nerdinger, Romantik (wie Anm. 14), S. 163 f., Nr. 16. " Heinzerling (wie Anm. 8), S. 200 f. Dort der Hinweis auf Schnirch, Beschreibung der Kettenbrücke zu Prag, Prag 1842.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2