OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 2

tenstegs." Von den Vedutenmalern wurden diese Motive sogleich angenommen, es gibt verschiedene Ansichten von Wien, die diese Kettenbrücke im Bilde zeigend^ 1830 entstanden zwei Stege über den Wienfluß. Franz Xavier Ritter von Sickingen in seiner „Darstellung der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien" sagt in seiner Beschreibung der Vorstadt Laim grübe an der Wien; „Es bestehen über den Wienfluß drei Brücken, worunter zwei Kettenbrücken, die die Comunicahon mit der Wieden erhalten."" Am 4. August 1830 wurde ein eigenes „Circular über die Fertigstellung eines Kettensteges über die Wien bei der Bärenmühle" publiziert. In Nürnberg hatte man schon 1824 einen Kettensteg am Pegnitzausfluß eröffnet. Das war die erste Anlage dieser Art in Deutschland, sie galt zu ihrer Entste hungszeit als Beweis für die Leistungsfähigkeit der 1822 noch als städtische Unter nehmung gegründeten polytechnischen Schule von Nürnberg. Der Konstrukteur, „Mechanikus" Konrad Georg Kuppler, war seit 1823 dort als Lehrer für Mathematik und Maschinenzeichnen tätig. Der Kettensteg entstand an der Stelle des alten Trokkenstegs aus reichsstädtischer Zeit, der im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts abgerissen und zunächst durch einen wenig dauerhaften Holzsteg ersetzt worden war. Kuppler errichtete einen aus Eichenholz bestehenden Brückengang über die beiden Arme des Pegnitzausflusses am Maxplatz an vier Ketten, die durch eiserne Stangen mit Bügelhalterungen verbunden sind, in denen die Traghölzer der Brücke liegen. Die Ketten werden von pyramidenartigen Stützen getragen, die mit Eisen in einem Steinfundament verankert sind. In seiner Beschreibung des Bauwerks 1825 vermerkt der Konstrukteur, daß das Gesamteisenwerk 73 Zentner wiege und die Brücke 3.620 Gulden gekostet habe." ' Ignaz von Mitis, Die Carlsbrücke oder Beschreibung der ersten Stahl-Kettenbrücke in Wien, Wien 1829 (Stadtbibl. 9642 A) mit weiterer Literatur bei (Gugitz), Bibliographie 3, S. 41 (und S. 40, FranzKarls-Kettensteg?). Daß 1823 Oberst G. de Traitteur fünf Kettenbrücken zur Verbindung der von Ka nälen durchschnittenen Stadtteile Petersburgs entwarf, wovon 1824 die Panteleimonsbrücke über die Fontanka und die sogenannte Postbrücke über die Moika ausgeführt wurden, s. Heinzerling, S. 207. Französische Hängebrücken aus dieser Zeit (1824 Tournon über die Rhone, 1827 Jarnac über die Gharente, 1829 Argentat über die Dordogne) beschreibt Marcel Prade in seinem instruktiven Werk: Ponts et Viaducs au siede. Techniques nouvelles et grandes realisations franqaises (Arts et Patrimoine 5), Poitiers 1987, p. 107-122: Les ponts suspendus. ' Franz Hubmann, Wien. Metamorphosen einer Stadt, 1992, bringt Fotos des 1830 eröffneten Schika nedersteges über den Wienfluß (etwa beim heutigen Verkehrsbüro), S. 120, sowie des Karls-Kettensteges von 1828 (heute Salztorbrücke), S, 152 f., und der Kettenbrücke anstelle der Franzensbrücke (1848-1898) und Aspernbrücke (bis 1913), S. 150. Vgl. auch die Ansicht des Schikanedersteges von Johann Varrone als Tafel 115 bei Alfred May, Wien in alten Ansichten (Österreich in alten Ansich ten 2), Salzburg 1965, sowie die Bilder von Karlssteg, Sophien- und Aspernbrücke in Wiener Brükken, hg. von Rudolf Gerlich, Wien 1982, S. 23 und 27. ' Franz Xavier (Schweikhardt) Ritter von Sickingen, Darstellung der k. k, Haupt- und Residenzstadt Wien 3, Wien 1832, S. 226, vgl. auch Viertel unter dem Wiener-Wald 2, S. 19. Weitere Literatur unter „Kettensteg über die Wien" bei (Gugitz), Bibliographie 3, S. 41. ' Winfried Nerdinger - Antonia Gruhn-Zimmermann, Romantik und Restauration. Architektur in Bayern zur Zeit Ludwigs I. 1825-1848 (Ausstellungskatalog der Architektursammlung der Techni schen Universität München und des Münchner Stadtmuseums 6), München 1987, S. 165, Nr. 17.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2