OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 2

Mitis vorgehalten, daß die Verwendung von Stahl den Preis einer Brücke verteuern würde, daß aber dadurch das Gewicht auch geringer werden müßte. Wenn man annimmt, daß das Gewicht der Ketten acht Tonnen 910 Pfund und das Gesamtge wicht der Brücke 39 Tonnen wäre, die geschätzte Belastung aber bis zu 79 Tonnen - also mehr als doppelt so hoch als das Gewicht der Brücke - angenommen wird, so wären die Vibrationen und die Schwingungen durch starken Wind zu bedenklich.^ Zur gleichen Zeit war aber der zweite bedeutende Vorkämpfer des Ketten brückenbaues in Osterreich schon tätig: Friedrich Schnirch, zwanzig Jahre jünger als Mitis (* Patek, GR, 2. Dezember 1791, t Wien, 25. November 1868) besuchte die Gymnasien in Krems und fJorn und dann bis 1820 die polytechnische Schule in Wien. In den Diensten des Grafen Magni in Mähren erbaute er 1824 auf den Gütern des Grafen die erste Kettenbrücke über die March. Diese hatte allerdings nur eine Spannweite von 15 Meter.^ Die Fachliteratur bestätigt, daß dies die erste Ketten brücke im deutschen Sprachraum gewesen zu sein scheint: F. fJeinzerling beschreibt sie als Brücke über einen Arm der March bei Schloß Straßnitz in Mähren, errichtet 1824.® Auch Mitis konnte damals an die Verwirklichung seiner Brückenprojekte gehen. Im Jahre 1825 wurde die Sophienbrücke an der Stelle der heutigen Rotun denbrücke eröffnet, Ignaz Edler von Mitis legte zwei Jahre später eine „Beschrei bende Darstellung der ersten Kettenbrücke in Wien" vor.' Im Jahre 1828 konnte Mitis'" ein fJandbuch der populären Mechanik herausbringen, 1829 publizierte er eine „Beschreibung der ersten Stahl-Kettenbrücke in Wien", nämlich des Karlsket- ^ Charles Stewart Drewry, A memoir on Suspension bridges, comprising the history of their origin and progress, and of their application to civil and military purposes; with descriptions of some of the most important bridges ..., London 1832, p. 134 f. (gegen Mitis), p. 208 (Vorteile einer Hängebrücke). Die Brücke in Clifton war bei zwei Wettbewerben 1829 und 1831 geplant, aber erst 1863/64 gebaut worden, siehe Geoffrey Body, Clifton Suspension Bridge, Bradford on Avon 1976. ' Georg Wacha, Ferdinand Schnirch, in: ÖBL 10 (in Druck). - Die von Schnirch 1847/48 zwischen Tabor und Pisek bei Podolsko über die Moldau gebaute Kettenbrücke mußte dem Stausee von Orlik weichen; sie wurde 1975 als Schauobjekt und technisches Denkmal in Städlec (Bez. Tabor) wiederer richtet. Siehe Johannes Jetschgo, Südböhmen, ein Natur- und Kunstführer, 2. Aufl. 1991, S. 135, mit Farbabb. nach S. 96. ® F. Heinzerling, Die Brücken in Eisen. Baumaterial, technische Entwicklung, Konstruktion und stati sche Berechnung der eisernen Brücken (Die Schule der Baukunst, Handbuch für Architekten, Inge nieure und technische Schulen, 2. Band, 4. Abth.), Leipzig 1870, S. 197 ff.: Die schmiedeeisernen Hän gebrücken Deutschlands und der Schweiz. ' Ignaz Edler von Mitis, Die Sophienbrücke oder beschreibende Darstellung der ersten Kettenbrücke in Wien, Wien 1826 (Stadtbibl. 6756 A), weitere Literatur bei (Gustav Gugitz), Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien 3, Wien 1956, S. 43, hier auch die zweite Auflage von 1830 (Folio?) verzeichnet. Mechtler, Mitis, ÖBL 6, S. 321.

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