OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 2

bildet und 923 zum Bischof seiner Hei matstadt geweiht. Er ließ Augsburg mit einer Steinmauer befestigen und leitete erfolgreich die Verteidigung gegen die Ungarn 955. Seine Teilnahme in der Schlacht am Lechfeld ist nur legendär. In politischen Streitfällen konnte er ge schickt vermitteln. Er war ein eifriger Seelenhirte und ein Anwalt der Armen und Kranken. Sein Freund Bischof Wolf gang von Regensburg bestattete ihn bei St. Afra - nach dem Neubau 1064-1071 „St. Ulrich und Afra" genannt.^ Eine kurze, aber durchaus treffende Lebensbeschreibung ist in der 1493 - also vor genau 500 Jahren - erschiene nen Weltchronik des Nürnberger Huma nisten und Geschichtsschreibers Hart mann Schedek enthalten, die von den Hagiographen immer noch zuwenig be rücksichtigt wird. Der dem Text beige fügte Holzschnitt zeigt den Heiligen be reits mit seinem individuellen Attribut, einem Fisch, als Sinnbild seiner Mäßig keit bzw. in Anlehnung an eine Legende, nach der einem Verleumder ein von Bi schof Ulrich bereits an einem Freitag mitgegebenes Stück Fleisch in einen Fisch verwandelt worden war. Auch mehrere andere Heilige haben einen Fisch als individuelles Attribut, so z.B. der hl. Benno, Bischof von Meißen (gest. 1106), der hl. Berthold, erster Abt von Garsten (gest. 1142) oder der hl. Zeno, Bischof von Verona (gest. um 371)." „Ulrichs ,sanctitas' leuchtet über ganz Europa", stellte Othlo von St. Em meram in Regensburg in seiner Vita Sancti Wolfgangi, der übrigens von Ul rich die Priesterweihe erhalten hatte, fest. Dementsprechend groß war daher schon im 11. Jahrhundert die Anzahl der Viten, die über ihn verfaßt wurden, so etwa vom Augsburger Dompropst Ger hard, von der auch ein Exemplar in der Stiftsbibliothek Wilhering (Cod. 109) vorhanden ist; jüngere Abschriften da von befinden sich auch in St. Florian und Mondsee. Darin scheinen auch mehrere Wundertaten des hl. Ulrich auf, die ihn als Wasserpatron ausweisen, was F. Zoepfl® mit dem Fischattribut in Zu sammenhang bringt. Patroziniumsgeschichtlich auffallend ist die Tatsache, daß der hl. Ulrich wie kaum ein anderer Heiliger im Hoch- und Spätmittelalter besonders häufig als Titular auch in Osterreich und Südtiroh aufscheint. Er ist insgesamt etwa gleich oft vertreten wie die hll. Stephanus Erzm., Laurentius, Jakobus d. A. oder Michael.^ Nahezu ein Drittel der Ulrichs kirchen Österreichs liegt in Oberöster reich. Die älteste Ulrichskirche Österreichs befindet sich zwar in Niederösterreich, ist aber jahrhundertelang mit Oberöster reich, und zwar mit dem ehemaligen Be nediktinerstift Mondsee, verbunden ge wesen. Es handelt sich um Wieselburg an der Erlauf, welches Gebiet bereits 976/ 979 von Kaiser Otto II. dem Bistum Re- - Vgl. Friedrich Zoepfl, in: Lexikon f. Theologie u. Kirche, Bd. 10, Sp. 454f. ' Die Schedelsche Weitchronik. Nachdruck der deutschen Ausgabe von 1493 (= Die bibliophi len Taschenbücher, 64), 2. Aufl., Dortmund 1979, fol. CLXXXL Otto Wimmer - Hartmann Melzer; Lexikon der Namen und Heiligen, 4., erw. Aufl., Innsbruck 1982, S. 808. ' Friedrich Zoepfl: Das Fischattribut des hl. Ul rich. In: Christi. Kunstblätter, 81. Ig., Linz 1940, S. 24 ff. Ferdinand Grell: Die Verehrung des hl. Ulrich in Osterreich und Südtirol. In: wie Anm. 1, S. 134 ff. ' Ernst Fietz: Österreichs Kirchenpatrone, Dannstadt-Schauernheim 1983, S. 5.

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