OÖ. Heimatblätter 1993, 47. Jahrgang, Heft 2

'L V OBEROSTERREICHISCHE 47. Jahrgang Heft 2 Herausgegeben vom Institut für Volkskultur Georg Simnacher Das Land Oberösterreich und der Bezirk Schwaben in kultureller Partnerschaft 79 Dietmar Assmann Kultstätten und Verehrung des hl. Ulrich in Oberösterreich ^ Ulrike Kammerhofer-Aggermann Volkskultur als Grundlage kultureller Entfaltung - vom Kleinen zum Großen 104 Georg Wacha Die Linzer Kettenbrücke - Ein Projekt der Biedermeierzeit und seine zeitgenössischen Vorbilder 115 Josef Demmelbauer „Es ist ein nüchterner Tag über der Welt angebrochen" Warnung bei ffammerstein, Ahnung bei Hofmannsthal, Angst bei Kubin, Zuversicht bei Gertrud Fussenegger 127 Harry Slapnicka Eine Frau wandelt ein Land - Eine Wanderung durch Oberösterreich anhand der Werke von Lydia Roppolt 135 Helmuth Huemer Franz Carl Lipp - Zur Vollendung des achtzigsten Lebensjahres 143 Friedrich Weichselbaumer Ein vergessener Perger Maler der Barockzeit 149 Werner Friedrich Ziedek Drei wiederentdeckte Steinkreuze im Innviertel 151 Fritz Feichtinger Die Schwere wurde leicht - Zum Tode des Bildhauers Professor Franz S. Forster in St. Florian 154 Volkskultur aktuell 158 Buchbesprechungen

Medieninhaber: Land Oberösterreich Herausgeber: Institut für Volkskultur Leiter: W. Hofrat Dr. Dietmar Assmann Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexem plare) und Bestellungen sind zu richten an den Schriftleiter der OÖ. Heimatblätter: Dr. Alexander Jalkotzy, Institut für Volkskultur, Spittelwiese 4, 4010 Linz, Tel. 0 73 2/27 20-56 43 Jahresabonnement (4 Hefte) S 190,- (inkl. 10% MwSt.) Hersteller: Druckerei Rudolf Trauner Ges.m.b.H., Köglstraße 14, 4020 Linz Grafische Gestaltung: Mag. art. Herwig Berger, Rosenstraße 14, 4040 Linz Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der jeweilige Verfasser verantwortlich Alle Rechte vorbehalten Für unverlangt eingesandte Manuskripte über nimmt die Schriftleitung keine Haftung ISBN 3-85393-064-6 Mitarbeiter: W. Hofrat Dr. Josef Demmelbauer, Parkgasse 1, 4910 Ried Prof. Fritz Feichtinger, Finkstraße 2, 4040 Linz Prof. Dr. Helmuth Huemer, Landstraße 31, 4020 Linz Dr. Ulrike Kamm erhofer-Aggermann, Plainstraße 32/17, 5020 Salzburg Bezirkstagspräsident Dr. Georg Simnacher, Hafnerberg 10, D-8900 Augsburg Prof. Dr. Harry Slapnicka, Stockbauernstraße 6, 4020 Linz Dr. Georg Wacha, Büchlholzweg 48, 4040 Linz Friedrich Weichselbaumer, Auhof 2a, 4320 Perg Werner Friedrich Ziedek, Rottersham 5, 5252 Aspach 00 KULTUR UNDESKUUURREFERAT Titelblatt: Aus der Schedelschen Weltchronik, Nürnberg 1493.

Das Land Oberösterreich und der Bezirk Schwaben in kultureller Partnerschaft Von Georg Simnacher Das Land Oberösterreich und der bayerische Bezirk Schwaben haben sich auf einen gemeinsamen Weg zu einem kulturell geprägten kommenden gemeinsa men Europa der Regionen gemacht. Dabei bringen sie in partnerschaftlicher Ver bundenheit ihre jeweilige Volkskultur als Wesensbestandteile eines Europas kultu reller Vielfalt ein. Vor zehn Jahren, am 3. Juli 1983, unterzeichneten Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck und Bezirkstagspräsident Dr. Georg Simnacher im Kaisersaal der Abtei Ottobeuren das Abkommen über die Pflege einer Kulturpartnerschaft. Dem feierlichen Akt waren jahrelange intensive Kontakte im Bereich der Volksbil dung und der Brauchtumspflege vorausgegangen. Ohne diese bewußte und gesuchte Begegnung in der Heimatpflege und der Volkstumsarbeit hätte der Bezirkstag von Schwaben nicht den Mut gefunden, nach dem Beispiel oberösterrei chischer Stifte, insbesondere von Reichersberg, das stark verfallene ehemalige Bene diktinerkloster Irsee zu einem heute allseits bewunderten schwäbischen Bildungs zentrum zu restaurieren. Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen Oberösterreich und Bayerisch-Schwahen durch Lan deshauptmann Dr. Josef Ratzenböck und Bezirkstagspräsident Dr. Georg Simnacher in Ottoheuren am 3. Juli 1983. Foto: Siegel

Oberösterreich und Schwaben haben vieles gemeinsam: ihre georgraphische Ausdehnung von der Donau zu den Alpen mit jeweiliger Donauüberschrei tung in den nördlichen Bereich hinein ebenso wie die wirtschaftliche Struktur, die Größe und die Einwohnerzahl. Der große Europafluß Donau, heute mit neuem Frie densauftrag zu den östlicheren europäischen Völkern, verbindet unsere zwei Gebiete. Die historischen und kulturellen Beziehungen zwischen Schwaben und Oberösterreich besitzen natürlicherweise nicht die Dichte wie die zwischen zwei benachbarten Regionen, wie etwa zwischen Schwaben und Tirol oder Vorarlberg. Dennoch hat es im alten Reich bis 1806 und auch noch im 19. Jahrhundert eine Reihe von kulturellen Beziehungen gegeben, die über das Zufällige, das manchen von ihnen anhaftet, hinaus auf strukturelle Verbindungslinien hinweisen und überra schende Kontinuitäten aufzeigen. Zum einen unterstanden Schwaben und Ober österreich letztlich einem Herrn, und zwar dem Kaiser, der seit dem 15. Jahrhundert stetig aus dem Hause Habsburg kam. Die vorderösterreichischen Lande lagen schwerpunktmäßig im heutigen bayerischen Schwaben. Nur ungern trennten sich unsere Vorfahren zu Napoleons Zeiten von der Donaumonarchie. Zum anderen waren Schwaben und Oberösterreich stiftisch geprägt und besaßen eine reiche, kul turell ausstrahlende Klosterlandschaft. Zwischen den Klöstern der Benediktiner, Prämonstratenser oder Zisterzienser bestanden auf Ordensgebiet und in kulturell künstlerischer Hinsicht mannigfaltige Kontakte, die in unterschiedlicher Intensität nie abrissen. Zum dritten war Oberösterreich durch die Donau, seine zahlreichen Märkte und durch die wirtschaftliche Mittlerstellung zu Böhmen und Ungarn ein wirtschaftlich bedeutender Handels- und Umschlagplatz, zu dem die süddeutschen, besonders die Augsburger Kaufleute, viele Geschäftsbeziehungen aufwiesen. Auf grund dieser Strukturen lassen sich historische Bande, aber auch Verknüpfungen auf dem Gebiet der Politik, Kunst, Kultur, Kirche und Wirtschaft feststellen. PJSfpK Schwäbisches Bildungszentrum Irsee.

Die historischen Beziehungen wurden bisher noch nicht systematisch unter sucht. Folgendes kann daher nur einen ersten Forschungsüberblick geben: Im Zuge der habsburgischen Machtübernahme nach dem Aussterben der Babenberger kommen immer wieder schwäbische Beamte und Adelige mit hohen Dienstaufgaben nach Oberösterreich, z.B. im 13. Jahrhundert die Herren von Wall see, im 15. Jahrhundert Georg von Stain aus dem Augsburger Domkapitel, der Lei ter der landesfürstlichen Kanzlei in Linz wurde, oder im 17. Jahrhundert der Syndi kus Dr. Joachim Enzmillner, der 1669 in den Grafenstand erhoben wurde. In Kunst und Kultur stellen wir folgende Schwerpunkte fest Im Barockzeitalter wird die Weilheimer Bildhauerschule in Oberösterreich führend (Hans Krumper, Hans Degler, Hans Spindler). Die aus dem Bodenseegebiet einwandernden Gebrüder Martin und Michael Zürn prägen wesentlich die Barock kunst Oberösterreichs. Im Bereich der Malerei ist der aus Einsiedeln stammende Meinrad Guggenbichler (1649-1723) hervorzuheben. Weitere schwäbische Künstler, von denen Werke in Oberösterreich stam men, sind: Johann Georg Bergmüller aus Augsburg, Franz Josef Feichtmayr, Johann Michael Feichtmayr aus Wessobrunn/Augsburg, Johann Georg Üblher (Wesso brunn), Gregor Erhart (Ulm), Josef Hauber (Augsburg). Die berühmte Sammlung von Kunstschränken in St. Florian stammt von dem Tischler Stephan Jegg aus Schernegg und dem Bildhauer Leonhard Sattler aus Altstätten bei Sonthofen. Einflüsse der spätgotischen Bildhauer Schwabens sind an verschiedenen oberösterreichischen Schnitzaltären festzustellen. Die meisten (mindestens 30) der auswärts gefertigten kostbaren späten mit telalterlichen Bucheinbände des Stifts St. Florian stammen aus Augsburg. Das Schloßmuseum Linz birgt zahlreiche schwäbische Schätze: Arbeiten von Hans Degler, Johann Heinrich Schönfeld, Hans Burgkmair d. A., Christoph Amberger, die Flügel von Johann Andreas Stein, eine Geige des Augsburgers Tho mas Edlinger, eine Laute des Füsseners Jakob Langenwalder, Gold- und Silber schmiedearbeiten, auch Uhren, aus Augsburg. Auch kirchlich bestanden enge Verbindungen Der Augsburger Diözesanpatron, der hl. Ulrich, wird in Oberösterreich ebenfalls öfters als Kirchenpatron verehrt; der hl. Florian aber auch in Schwaben. Infolge Priestermangels kamen nach dem Dreißigjährigen Krieg zahlreiche Priester aus Schwaben nach Oberösterreich. Einer der führenden Männer der Gegenrefor mation war Abt Burkhart Furtenbach von Lambach aus Augsburg (1585-1598). Der aus Schwaben vertriebene Martin Boos (1762-1825), der Gründer der Allgäuer Erweckungsbewegung, kommt auf Vermittlung des aus der Augsburger Diözese stammenden Bischofs Johann Michael Salier nach Oberösterreich, wo er bis 1815 Pfarrer von Gallneukirchen ist und eine weit ausstrahlende Tätigkeit entwickelt. Der Einzer Bischof Thomas Ziegler (1827-1852) wurde 1770 in Kirchheim in Schwaben geboren, trat bei den Benediktinern in Wiblingen ein und war nach der

Säkularisation Theologieprofessor in Wien. Er war einer der führenden romtreuen, antijosephinischen Reformkatholiken und stand in Korrespondenz mit dem Theolo gieprofessor, Bibelübersetzer und Augsburger Domkapitular Allioli. Die oberöster reichischen Protestanten wanderten im Zuge der Rekatholisierung des Landes im Dreißigjährigen Krieg u.a. nach Augsburg und Nördlingen aus. Der Benediktiner Eugen Dobler aus Irsee errichtete in Kremsmünster die naturwissenschaftliche Sammlung und lehrte Mathematik und Physik (18. Jahrhundert). Ein Pater aus Kremsmünster wurde 1835 erster Prior von St. Stephan in Augsburg. r ^ ■ • ^W. '' \4A. Thomas Gregorius Ziegler, Bischof von Linz. Foto: Erich Widder, Diözesanhildstelle In Wirtschaft und Handel war der Konnex eng Seit dem 15. Jahrhundert sind Augsburger und Kemptner Textilgroßhändler auf den oberösterreichischen Märkten belegt. Der ungarische Ochsenhandel nach Süddeutschland, z.T. durch Augsburger Kaufleute finanziert, wird über Oberöster reich abgewickelt. Oberösterreichisches Salz wurde noch im 19. Jahrhundert nach Schwaben vermarktet. Im 18. Jahrhundert importierte Oberösterreich in Notzeiten Getreide aus Schwaben. Augsburger Kaufleute besuchten im 18. Jahrhundert regel mäßig die oberösterreichischen Messen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtete die Augsburger Firma Epple & Buxbaum (Landmaschinenfabrik) in Wels eine Filiale. In den Jahren 1705 und 1717 wurden oberösterreichische Silber- und Goldmünzen in Augsburg geprägt. Mit der Auflösung des alten Reiches und der

Herausbildung nationalstaatlicher Strukturen im 19. Jahrhundert werden diese Beziehungen dünner, wenn sie auch nie ganz aufhören. Die heutigen wirtschaftli chen Beziehungen zwischen Schwaben und Österreich können als dicht angesehen werden. Nach dem letzten Weltkrieg erlitten Schwaben und Österreich ein ähnliches Schicksal bezüglich der Aufnahmevon Heimatvertriebenenaus dem Sudetenland, die 1947 19 Prozent der Bevölkerung in Oberösterreich und ca. 25 Prozent in Schwa ben stellten und die dem beidseitigen Wirtschafts- und Kulturleben wesentliche Impulse vermittelten. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Rückkehr der Tschechen nach Europa ergeben sich neue Möglichkeiten der kulturellen Zusammenarbeit zwischen Schwaben und Oberösterreich, die an dem gemeinsamen Interesse an Böhmen anknüpfen können. Oberösterreich versteht seine Regionalkultur heute als einen offenen Dialog mit dem böhmischen Nachbarn, die Zusammenarbeit und der Aus tausch wachsen. Hingewiesen sei auf die gemeinsame Pflege des Erbes von Adalbert Stifter, kulturhistorische Ausstellungen und Tagungen sowie Unterstützungen Oberösterreichs im Bereich der Denkmalpflege. Der hohe sudetendeutsche Anteil an der schwäbischen Bevölkerung ließe sich hier zu einer Drittverpflichtung entwikkeln. Die Kulturpartnerschaft zwischen Schwaben und Oberösterreich kann also an zahlreiche historische und kulturelle Begebenheiten anknüpfen. Die ersten zehn Jahre dieser Kulturpartnerschaft dienten vor allem der Pflege des Austausches der Heimatpflege und Volksbildung. Durch die bewußte Auf nahme großer Bruckner-Symphoniekonzerte, etwa in Ottobeuren, wurde aber auch die Musikpflege als ein gemeinsames Fundament mit hohem Interesse einbezogen. Auch die moderne Kunst in Malerei und Bildhauerei schloß sich durch Ausstellun gen an, ebenso die Fotografie und das Amateurtheater. Gegenseitige kulturelle Besu che, heimatpflegerische Zusammenarbeit in Mundart, Volksmusik, Volkstanz, Brauchtum und Laienspiel haben sich selbständig entwickelt; oberösterreichischschwäbische Kulturtage in Ottobeuren erfüllten impulsgebend die vertraglich ver einbarte Kulturpartnerschaft. Das Land Oberösterreich und der Bezirk Schwaben sind Kulturregionen Europas. Ein lebendiges gemeinsames Europa kann nur verwirklicht werden, wenn den Bürgern bewußt wird, daß die geistige Infrastruktur, die kulturelle Identität in ihrer Heimat, also in den Regionen, in denen sie leben, bewahrt bleiben können. An diesem gemeinsamen Auftrag arbeiten beide, Oberösterreich wie Schwaben. Dabei fühlen sie sich gemeinsam auch aufgrund der gegenseitigen ideellen Austausch möglichkeiten als Partner der wichtigen Laienkulturarbeit. Europa muß von unten her aufgebaut werden, von seinen Regionen mit ihrer eigenen Geschichte und ihrer eigenen Kultur. Die kulturelle Vielfalt Europas ist zugleich sein größter Schatz und damit das Fundament, auf dem das gemeinsame europäische Haus errichtet werden kann. Die Bewahrung kultureller Eigenständigkeit muß gewährleistet bleiben. Kul tur läßt sich zum Glück nicht abgrenzen wie ein Territorium; sie hat überlagernde, verzahnende und verbindende Wirkungen. Die regional-kulturelle Europa-Idee

bedeutet somit auch Dialog und Begegnung innerhalb der kulturellen Vielfalt. Sie läßt nationalstaatliche Interessen unberührt und verbindet grenzüberschreitend die Menschen. Dabei geht es auch darum, den Begriff Volkskultur einzubinden. Es gibt nur wenige Begriffe, mit denen in so großem Umfang Etikettenschwindel und Miß brauch getrieben wird wie mit diesem. In dem fruchtbaren Dialog unserer Gebiets körperschaften haben wir gemeinsam die Aufgabe, durch Annäherung wie durch Sicherung den Begriff der Volkskultur unverfälscht zu erhalten. Volkskultur ist der Gegenentwurf zur Massenkultur der Industriegesellschaft. Sie entsteht aus dem Wunsch, begrenzte und überschaubare Systeme und Zusammenhänge, kurzum Heimat, zu schaffen. Volkskultur beinhaltet mehr als das bloße Konservieren von Traditionen. Dies ist in einer schnellebigen Zeit wie der unseren zunächst unbestrit ten eine wichtige Aufgabe. Man denke nur an die Wiederbelebung der sinnstiften den Feste. Der „museale" Begriff der Volkskultur hat bis heute Bestand, Wert und Bedeutung. Man muß allerdings darüber nachdenken, ob er allein ausreichend ist. Sendungsbewußtsein und Gralshütertum mit Exklusivanspruch sind meistens gefährlich. Deswegen muß Kulturpflege vielfältig, demokratisch und kommunikativ sein, damit sie sich auch für Neues öffnen und sich mit ihm auseinandersetzen kann. Kultur war stets einem Wandel unterworfen. Die Volkskulturpflege darf sich deshalb nicht auf das Brauchtum, die Trachten, die Volksmusik oder das Volkstheater beschränken, sie muß sich auch bemühen, neue Entwicklungen zu fördern, gerade auch im Bereich der Jugendkultur. Volkskultur ist auch keine heile Welt; sie muß sich anderen Kulturen öffnen. Dies gilt gerade in unserer Zeit, in der das Fremdlän dische oft mit besonderem Argwohn, ja mit Feindschaft angegangen wird. Am Bei spiel der wieder beliebt gewordenen Mundartpflege wird dies deutlich. Der Dichter Martin Walser, übrigens ein Schwabe, spricht vom Dialekt als „Goldwährung". Die eigene Sprache kann aber auch ein Akt der Ausgrenzung sein all derer, die diese Sprache nicht sprechen. Deswegen ist Begegnung auch über den Dialekt zugleich ein Akt der Menschenwürde und der gegenseitigen Anerkennung. Kultur - das zeigt jeder Blick in die Geschichte - ist immer dynamisch, ist immer eine Mischung von Altem und Neuem, von Eigenem und Fremdem. So gese hen ist der Auftrag, regionale Kultur zu fördern und zu pflegen, heute von hoher politischer Bedeutung. Es geht nicht um Ausgrenzung, sondern eher um das para digmatische Element, d.h. um die Besonderheit einer Region, in der wie in einem Brennglas die allgemeinen zeitlichen Phänomene, die aktuellen menschlichen Pro bleme und die gesellschaftlichen Anliegen deutlich werden. Wir sollten auch in die sem Sinne Kultur als ein gesamtheitliches Anliegen verstehen, zu dem die Pflege der Landschaft, der Baukunst, der Denkmäler, der Kunst- und Brauchtumstraditionen, der Lebensart, der Bildung und der künstlerischen Aktivitäten gehören. Alles zusammengenommen bildet den Begriff der Heimat, in der sich die Welt spiegelt. Darin könnte die Wiederentdeckung Europas als ein Gefüge stammes- und land schaftsgepflegter Kulturregionen liegen. Das gemeinsame Verständnis von Kultur Oberösterreichs und Schwabens füllt eine Lücke. Diese Kulturauffassung entspricht

einem Bedürfnis des Menschen nach einer greifbaren, miterlebbaren, von der gesamten Bevölkerung einer Region mitgetragenen kulturellen Aktivität im klassi schen europäischen Sinne. Insoweit ist sie nicht von gestern und konservierend, sondern im modernen Sinne kultivierend, weil sie auf die Zukunft hin stetig weiter gestaltet wird. Zum zehnjährigen Jubiläum der Kulturpartnerschaft zwischen Oberöster reich und Schwaben haben wir also einen wichtigen, zeitgemäßen Zukunftsauftrag zu erfüllen. Wir sollten ihn gemeinsam mutig angehen, denn die Zeit wartet nicht. Aus Anlaß des zehnjährigen Gedenkens hat der Bezirk Schwaben soeben entschie den, daß der Sitz der Kulturpartnerschaft in seinem heutigen schwäbischen Bil dungszentrum Irsee, der ehemaligen Benediktinerabtei, sein soll. Mögen durch die Kulturpartnerschaft von Oberösterreich und Schwaben auch in Zukunft wichtige Impulse für menschlich-kulturelle Begegnungen im Sinne des Europaauftrages erlebbar bleiben.

Kultstätten und Verehrung des hl. Ulrich in Oberösterreich Von Dietmar Assmann Heuer vor genau tausend Jahren er folgte auf einer Lateransynode die erste formelle und feierliche Heiligsprechung in der Geschichte der katholischen Kir che, und zwar erhob Papst Johannes XV. den zwanzig Jahre zuvor, am 4. Juli 973, verstorbenen Bischof Ulrich (Udalrich) von Augsburg zur Ehre der Altäre. Die diesbezügliche Urkunde - nur in Ab schriften erhalten - wurde am 3. Februar 993 ausgestellt.' Ulrich wurde 890 in Augsburg als Sohn eines alemannischen Edelings ge boren, in St. Gallen zum Kleriker ausgeDie Attribute (Buch und Fisch) des hl. Ulrich; sein Pectorale hier als „Ulrichskreuz" gestaltet; Altarfigur in St. Ulrich i. M. Foto: Kurt L. Hoff, Linz ' Walter Pötzl: Die Anfänge der Ulrichsvereh rung im Bistum Augsburg und im Reich. In; Bi schof Ulrich von Augsburg und seine Vereh rung. Festgabe zur 1000. Wiederkehr des Todes tages (= Jb. d. Vereins f. Augsburger Bistumsge schichte, 7. Jg., 1973), S. 91.

bildet und 923 zum Bischof seiner Hei matstadt geweiht. Er ließ Augsburg mit einer Steinmauer befestigen und leitete erfolgreich die Verteidigung gegen die Ungarn 955. Seine Teilnahme in der Schlacht am Lechfeld ist nur legendär. In politischen Streitfällen konnte er ge schickt vermitteln. Er war ein eifriger Seelenhirte und ein Anwalt der Armen und Kranken. Sein Freund Bischof Wolf gang von Regensburg bestattete ihn bei St. Afra - nach dem Neubau 1064-1071 „St. Ulrich und Afra" genannt.^ Eine kurze, aber durchaus treffende Lebensbeschreibung ist in der 1493 - also vor genau 500 Jahren - erschiene nen Weltchronik des Nürnberger Huma nisten und Geschichtsschreibers Hart mann Schedek enthalten, die von den Hagiographen immer noch zuwenig be rücksichtigt wird. Der dem Text beige fügte Holzschnitt zeigt den Heiligen be reits mit seinem individuellen Attribut, einem Fisch, als Sinnbild seiner Mäßig keit bzw. in Anlehnung an eine Legende, nach der einem Verleumder ein von Bi schof Ulrich bereits an einem Freitag mitgegebenes Stück Fleisch in einen Fisch verwandelt worden war. Auch mehrere andere Heilige haben einen Fisch als individuelles Attribut, so z.B. der hl. Benno, Bischof von Meißen (gest. 1106), der hl. Berthold, erster Abt von Garsten (gest. 1142) oder der hl. Zeno, Bischof von Verona (gest. um 371)." „Ulrichs ,sanctitas' leuchtet über ganz Europa", stellte Othlo von St. Em meram in Regensburg in seiner Vita Sancti Wolfgangi, der übrigens von Ul rich die Priesterweihe erhalten hatte, fest. Dementsprechend groß war daher schon im 11. Jahrhundert die Anzahl der Viten, die über ihn verfaßt wurden, so etwa vom Augsburger Dompropst Ger hard, von der auch ein Exemplar in der Stiftsbibliothek Wilhering (Cod. 109) vorhanden ist; jüngere Abschriften da von befinden sich auch in St. Florian und Mondsee. Darin scheinen auch mehrere Wundertaten des hl. Ulrich auf, die ihn als Wasserpatron ausweisen, was F. Zoepfl® mit dem Fischattribut in Zu sammenhang bringt. Patroziniumsgeschichtlich auffallend ist die Tatsache, daß der hl. Ulrich wie kaum ein anderer Heiliger im Hoch- und Spätmittelalter besonders häufig als Titular auch in Osterreich und Südtiroh aufscheint. Er ist insgesamt etwa gleich oft vertreten wie die hll. Stephanus Erzm., Laurentius, Jakobus d. A. oder Michael.^ Nahezu ein Drittel der Ulrichs kirchen Österreichs liegt in Oberöster reich. Die älteste Ulrichskirche Österreichs befindet sich zwar in Niederösterreich, ist aber jahrhundertelang mit Oberöster reich, und zwar mit dem ehemaligen Be nediktinerstift Mondsee, verbunden ge wesen. Es handelt sich um Wieselburg an der Erlauf, welches Gebiet bereits 976/ 979 von Kaiser Otto II. dem Bistum Re- - Vgl. Friedrich Zoepfl, in: Lexikon f. Theologie u. Kirche, Bd. 10, Sp. 454f. ' Die Schedelsche Weitchronik. Nachdruck der deutschen Ausgabe von 1493 (= Die bibliophi len Taschenbücher, 64), 2. Aufl., Dortmund 1979, fol. CLXXXL Otto Wimmer - Hartmann Melzer; Lexikon der Namen und Heiligen, 4., erw. Aufl., Innsbruck 1982, S. 808. ' Friedrich Zoepfl: Das Fischattribut des hl. Ul rich. In: Christi. Kunstblätter, 81. Ig., Linz 1940, S. 24 ff. Ferdinand Grell: Die Verehrung des hl. Ulrich in Osterreich und Südtirol. In: wie Anm. 1, S. 134 ff. ' Ernst Fietz: Österreichs Kirchenpatrone, Dannstadt-Schauernheim 1983, S. 5.

* Ulrichsberg . \b -j VHofkirchen i.M. X ?' ^ \ St.Ulrich i,M. Haibach \ J . Weite^sfelden'■^ 'St.ULrich b.S.] Oberwödling ^St.Ulrich Wendling ßreitwiesai O Dörnbach . ) St.Ulrich b.c. \L j t Hilfberg Vöcklabruck. Eberstalzell O ( O Pfarrkirche ■ (ehem.)Filialkirche, Kapelle Ulrichspatrozinien in Oberösterreich. St.Ulrich b.Steyr gensburg übergeben wurde; der dama lige Bischof, der hl. Wolfgang, ließ zu nächst eine Fliehburg und schließlich auch eine Kirche erbauen, die er, wie fiertha Ladenbauer-Orel® ausführt, 993 oder 994 zu Ehren seines verehrten Leh rers dem hl. Ulrich geweiht hat. Zusam men mit der Pfarre Steinakirchen am Forst, aus der die Ulrichskirche von Wie selburg 1235 selbständige Pfarre wurde, war dieses Gebiet von 1107 bis 1787 dem Stift Mondsee inkorporiert,' das, wie aus dem Wirken des hl. Wolfgang im Mondseeland hinlänglich bekannt, ein regensburgisches Eigenkloster war. ® Ausstellungskatalog „Der hl. Wolfgang in Ge schichte, Kunst und Kult", St. Wolfgang 1976, S. 29. ' Rudolf Büttner, in: Handbuch der historischen Stätten Osterreich, Bd. 1 (= Kröners Taschen ausgabe, Bd. 278), Stuttgart 1970, S. 619 und 566f. - OÖ. Urkundenbuch, 2. Bd., S. 127.

Dörnbach Die Pfarrkirche von Dörnbach (Ge meinde Wilhering) ist weniger als Ul richskirche denn vielmehr als regional bedeutende Wallfahrtskirche zu „Maria vom Guten Rat" bekannt. Kultgegen stand ist aber nicht das diesen Titel tra gende Marienbild von Genazzano bei Rom, sondern eine spätgotische Ma rienstatue, vor der man betete, um guten Rat zu erhalten; sie wurde 1749 von Schönering, wohin Dörnbach pfarrlich einst gehörte, hierher gebracht. Eine Nachbildung des Genazzano-Bildes wurde 1876 in der Kirche angebracht und stammt angeblich aus der ehemali gen Stiftskirche von Spital am Eyhrn.'" Die gotische Außenkanzel verweist jedoch auf eine viel ältere Bedeutung dieser Kirche als Wallfahrtskirche, die nach Gugitz wahrscheinlich ohnehin zum Kirchenpatron, dem hl. Ulrich, ge führt hatte." Nach Kolb „bestand in Dörnbach wohl schon seit dem elften Jahrhunderte eine Kapelle des h. Ulrich, die eine Beziehung zu den Schloßherren von Wilhering vermuten läßt"." Dörn bach ist seit 1784 eine Lokalie und wurde 1891 zur Pfarre erhoben." An den Kir chenpatron erinnert eine Ulrichsstatue am linken Seitenaltar aus der Zeit der neuromanischen Einrichtung (um 1880). St. Ulrich hei Friedburg In der Pfarre und Gemeinde Lengau liegt eine Ortschaft namens St. Ulrich (nordöstlich von Friedburg) mit einer ehemaligen Ulrichskirche. Sie wurde um ca. 1100," an anderer Stelle heißt es im 12. Jahrhundert,''-' erbaut, und zwar vom Stift Mondsee aus, das hier schon sehr früh einige Besitzungen hatte. Im Zuge der josephinischen Reformmaßnahmen wurde das Kirchlein 1786 gesperrt und 1791 demoliert. An die einstige Kirche erinnert heute noch eine Kapelle. St. Ulrich bei Steyr St. Ulrich (Gemeinde und Pfarre), südöstlich der Eisenstadt Steyr gelegen, ist eine josephinische Pfarre (1784). Die Kirche wurde 1493 zu Ehren der hll. Ul rich, Vitus und Sebaldus geweiht und 1511-1518 über Initiative von Abt Ul rich IV. von Garsten erweitert. 1505 wurde eine Statue des hl. Ulrich in der Kirche aufgestellt. Das barocke Hoch altarbild von Johann Reslfeld (1727) wurde 1858 durch ein neues ersetzt, das den hl. Ulrich bei der Betreuung von Kranken zeigt. Das Gebiet kam 1100 zum Kloster Garsten. Ein Mönch dieses Klosters hat sich, wie die Pfarrchronik berichtet, hier her in die Einsamkeit zurückgezogen, eine kleine Kapelle erbaut und mit einem Bild des hl. Ulrich geschmückt. Diese Kapelle stand der Überlieferung nach dort, wo heute das Presbyterium der Kir che ist. 1411 wurde, da die alte kleine Holzkapelle baufällig geworden war, ein Georg Kolb: Marianisches Oberösterreich, Linz 1889, S. 299 ff. Gustav Gugitz: Wallfahrten in Oberösterreich (= Schriftenreihe d. Inst. f. Landeskunde v. OÖ., 7), Linz 1954, S. 8. G. Kolb, a.a.O., S. 301. Rudolf Zinnhobler - Margit Lengauer: Beiträge zur Geschichte der kirchlichen Organisation in Oberösterreich (= Veröff. z. Atlas v. OÖ., 8), Linz 1970, S. 48. Franz Sonntag: Heimatbuch der Gemeinde Lengau, 1982, S. 180. Ebenda, S. 77 ff.

/ HochalinrhÜd von Tremier (1858) in St. Ulrich bei Steyr. Foto: Kurt L. Hoff, Linz Neubau errichtet.^'' Zur Erinnerung an die alte Einsiedelei befindet sich in un mittelbarer Nähe das Restaurant „Ul richsklause". Gugitz'^ nimmt es als gege ben an, daß ein Ulrichsbründl ausschlag gebend für die Kirchengründung war, „wenn auch von dem Brunnen nichts mehr zu sehen ist". Die Gemeinde St. Ulrich ist vor al lem als „Friedensgemeinde" bekannt. Das 1977 feierlich enthüllte und ge weihte Friedensdenkmal trägt u.a. einen Ziegelstein der Schüler der Augsburger Sonderschule St. Ulrich, in den eine Nachbildung des hl. Bischofs Ulrich als Reiter eingemeißelt ist.^® Das 1971 verliehene Gemeindewap pen zeigt auf blauem Grund einen gol denen Bischofsstab und einen silbernen Huchen, beides als Attribute für den Orts- und Pfarrpatron, wobei allerdings der Fisch auch an die einstige große Fischarche und der Krummstab an die Gründung durch das Stift Garsten hin weisen sollen." Anläßlich des Gedenkens an den Tod des hl. Ulrich vor tausend Jahren wurde 1973 von der Gemeinde St. Ulrich 'Johann Blumenschein: Chronik der Pfarre St. Ulrich. In; 200 Jahre Pfarre St. Ulrich 17841984, S. 13 ff. G. Gugitz, Wallfahrten, a.a.O., S. 43. ' Festbroschüre St. Ulricher Kulturtage 6.-10. Juli 1977. ' Herbert Erich Baumert: Die Wappen der Städte, Märkte und Gemeinden Oberösterreichs, 3. Nachtrag. In: OÖ. Heimatblätter, 27. Jg. (1973), S. 15.

eine neue Ulrichskapelle an der Kreu zung Ulrichstraße/Sportplatzstraße er baut und von einem Augsburger Dom herrn geweihtd" St. Ulrich hei Senftenhach In der ehemaligen Altpfarre St. Ge orgen b. Obernberg befand sich einst die alte Ulrichskirche, und zwar in der Ort schaft St. Ulrich, westlich von St. Martin i. I. gelegen (Gemeinde Senftenhach). Bi schof Ulrich (!) v. Passau weihte am 4. März Illö hier eine Kapelle. Im herr schaftlichen Gut zu St. Martin i. I. ist noch ein Gemälde erhalten, auf dem im Hintergrund diese einstige Ulrichska pelle zu sehen ist. 1790 wurde die von den Schaunbergergrafen neu erbaute Kapelle über kaiserliche Anordnung ge schlossen und abgetragen.^' Das Ulrichskirchlein war auch ein zumindest lokal bedeutender Wallfahrts ort; der hl. Ulrich wurde von der bäuerli chen Bevölkerung um Hilfe bei Fieberlei den sowie gegen Ungeziefer, namentlich gegen Ratten, angerufen. Als besonderes Mittel dagegen wurde Wasser aus dem Ulrichsbrunnen verwendet.^^ Samesleiten Auch die ehemalige Ulrichskirche in Samesleiten (Gemeinde und Pfarre St. Florian bei Linz) wurde 1116, am 25. September, von Bischof Ulrich von Passau geweiht. 1287 wurde den Gläubi gen, die an bestimmten Tagen diese Kir che besuchten, ein Ablaß verliehen; 1298 erfolgte die Bestätigung dieses Ablasses durch Bischof Wernhard von Passau." Laut „Topographia Florianensis"" wurde das Kirchlein „in Salmanslutin, vulgo Samasleithen" unter Propst Leopold Die ehem. Ulrichskirche von SamesleUen in der To pographia Florianensis von 1743, Stiftsarchiv St. Florian. 1644 renoviert. Eine handschriftliche Er gänzung berichtet, daß es „anno 1787 execrirt, gespert, verkauft, und demolirt" wurde. Eherstalzell Dem Benediktinerstift Kremsmün ster ist die Pfarre Eberstalzell inkorpo riert. Die Kirche wird 1179 als Filiale von Steinerkirchen unter den Besitzungen des Stiftes Kremsmünster erwähnt; 1249, in einer weiteren Bestätigung der Stiftsbesitzungen, wird auch der Kir chenpatron, der hl. Ulrich, genannt." E)ie 1492-1494 neu erbaute spätgoti sche zweischiffige Kirche wurde 1774 Johann Aigner: Die Kapellen der Pfarre St. Ul rich. In: wie Anm. 16, S. 30. Hermann Edtbauer: Das Gesicht eines Dorfes. St. Georgen bei Obernberg, o.]., S. 69. - Sankt Martin im Innkreis, hrsg. v. d. Marktgemeinde, 1984, S. 113. G. Gugitz, Wallfahrten, a.a.O., S. 32. " Alois Zauner: Die „Kirchweihchronik" des Stif tes St. Florian. In: Mitt. d. OÖ. Landesarchivs, Bd. 10 (1971), S. 102, 114, 118. " „Topographia Florianensis", 1743, Blatt LVI; im Stiftsarchiv St. Florian, Hs. 78. Für den Hinweis danke ich Herrn Univ.-Prof. DDr. Karl Rehberger. " OÖ. Urkundenbuch, Bd. 11, S. 365; Bd. III, S. 156.

Pfarrkirche.^^ Sie erhielt 1879-1891 an stelle der barocken eine neugohsche Ausstattung durch Johann Untersberger in Gmunden.^'' Wohl vom einstigen ba rocken Hochaltar stammen die überle bensgroßen Figuren des Kirchenpatrons und des hl. Nikolaus an der nördlichen Presbyteriums- bzw. Langhauswand. Bei der 1989 sehr sorgfältig durchgeführten Restaurierung wurden auch die neugoti schen Altäre miteinbezogen. In der Mitte des Hochaltares befindet sich ein Holzrelief des hl. Ulrich, drei Engel tra gen seine Attribute: Bischofsstab, Buch mit Fischen und Kreuz, legendär das Sie geskreuz in der Lechfeldschlacht; darun ter eine Ortsansicht und ein Spruchband „H. Ulrich Schutzpatron von Eberstall zell". Seitlich sind die beiden Nebenpa trone Valentin und Erhard dargestellt; im Aufsatz stehen Figuren der hll. Wolf gang und Gotthard. St. Ulrich bei Altheim Einer St.-Ulrichs-Bruderschaft ver dankt die Ulrichskirche in der Ortschaft St. Ulrich nördlich von Altheim ihr Ent stehen; sie wurde im Jahre 1180 erstmals urkundlich erwähnt^® und vermutlich zum Dank für die Errettung vor der Un garngefahr erbaut.^' Sie diente bis 1785 als Filialkirche von St. Laurenz in Alt heim und im 18. Jahrhundert als Garni sonskirche. 1791 kam der als Folge der josephinischen Verordnungen geschlos sene Bau zur Versteigerung und wurde 1799 abgerissen. Mit dem Baumaterial wurde ein kurz zuvor abgebrannter Hof wiederaufgebaut.®® Das erhalten gebliebene Kirchenpor tal aus gotischer Zeit wurde 1803 in ei nen zur Erinnerung an die ehemalige Ulrichskapelk in St. Ulrich bei Altheim. Foto: Josef Prizovsky, Ohlsdorf Kirche erfolgten Kapellenneubau mitein bezogen, in dem sich ein Ulrichsbild be findet. St. Ulrich im A4üh!kreis In der kleinen Gemeinde St. Ulrich i. M. (Pfarre Niederwaldkirchen) - als „s. Oulricus" ca. 1185 erstmals erwähnP® - " Zinnhobler-Lengauer, a.a.O., S. 48. " Österr, Kunsttopographie, Bd. 34, Wien 1959, S. 60 f. Franz Neuner: Die Gotteshäuser von Altheim. In: OÖ. Heimatblätter, 7. Jg. (1953), S. 1 u. 15f. Lothar Bodingbauer - Ingeborg Staufer: Alt heim. Heimatbuch der Marktgemeinde, 1975, S. 93. Ebenda, S. 116 f. " Monumenta Boica IV, S. 266.

^SVlric^, --- ^ erWalfl Vergrößerter Ausschnitt aus der OberösterreichKarte des Georg Vischer von 1669. stand die Burg der Schallenberger. 1197 wird ein „Heinricus de Sancto Udalrico"^^ urkundlich genannt. 1340 verlangte Pilgrim von Schallenberg auf St. Ulrich, daß der Pfarrer von Niederwaldkirchen in der Schloßkirche St. Ulrich die Messe lese. 1427 wurden Ansitz und Kirche von den Hussiten zerstört, die Kirche wurde um 1480 wiederaufgebaut. Kirche und Freigericht St. Ulrich kamen 1660 an das Prämonstratenserstift Schlägl, von dem aus das Kirchlein barockisiert wurde; 1778 gelangte der Bau in den Besitz des Chorherrenstiftes St. Florian.^^ Die % Ulrichskapelle (Preshyterium der ehemaligen Schloßkirche) in St. Ulrich i. M. Foto: Kurt L. Hoff, Linz OÖ. Urkundenbuch, Bd. II, S. 459. " Bausteine zur Heimatkunde des Bezirkes Rohr bach, hrsg. von der Arge f. Heimatkunde u. Heimatpflege im Bezirk Rohrbach, 1958 ff., Nr. 282.

Altpfarre Niederwaldkirchen war bereits um 1107 dem Stift St. Florian inkorpo riert.^" Trotz großer Proteste der Bevölke rung erlitt auch diese Schloßkirche das Schicksal so vieler Filialkirchen und wurde 1786 gesperrt und an den Wirt der „Schloßtaverne" verkauft; sie wurde jahrelang als Geräteschuppen und Brechlkammer benützt. 1870 wurden das Langhaus und der Turm abgetragen und aus dem Erlös für das Abbruchma terial das Presbyterium instand gesetzt.'"' Dieses dient seither als Dorfkapelle und wurde 1976 restauriert. Fische auf dem Schlußstein der spätgotischen Gewölbe rippen und eine Ulrichsfigur aus der Zeit um 1680 erinnern heute noch an den Kir chenpatron. Im 1983 verliehenen Gemeindewap pen ist im unteren Feld ein goldener Fisch, der ebenfalls auf das Attribut des Ortspatrons verweist.^^ Wendling Die Pfarrkirche zum hl. Ulrich in Wendling wird urkundlich um 1200/20 erwähnt. Wendling war ursprünglich der Altpfarre Taufkirchen an der Trattnach zugehörig und seit 1598 Filiale von Kallham.^' Es wurde 1685 zur Expositur und 1891 zur selbständigen Pfarre erhoben.'"" Nach den Ausführungen bei B. Pill wein, die von G. Gugitz zum Teil über nommen wurden, leitet sich der Orts name wahrscheinlich vom hl. Wendelin ab, der früher hier sehr verehrt wurde, „ehe das Presbyterium gebaut und der hl. Ulrich als jetziger Kirchenpatron auf den flochaltar gestellt wurde"." Die neu gotische Einrichtung der 1508 neu er bauten Kirche umfaßt auch ein Wende linsrelief am rechten Seitenaltar, das je doch keine Funktion mehr als Kultge genstand hat."° Oberwödling Die dem hl. Ulrich geweihte Filialkir che zu Oberwödling in der Gemeinde Tollet gehört zur Pfarre Grieskirchen. Sie entging wie so viele andere Filialkirchen ebenfalls nicht der Sperre im Zuge der josephinischen Reformen - „Wödling, welcher Ort eine gesperrte Kirche hat"."' Sie wurde 1822 versteigert und 1901 für die Pfarre zurückgekauft. 1983 fand nach mehrjähriger Renovierung ihre Neuein weihung statt."^ Der 1783 vom Kreisamt gestellte An trag, hier eine Seelsorgestation zu errich ten, war ohne Erfolg geblieben."^ Franz Linninger: Reichgottesarbeit in der Hei mat. Aus der Geschichte der Florianer-Pfarren, St. Florian 1954, S. 74. ■" Johann Sigl: St, Ulrich bei Niederwaldkirchen. In: Christi. Kunstblätter, 82. Jg. (1941), S. 26ff. Herbert Erich Baumert, Wappen, 6. Nachtrag. In: OÖ. Heimatblätter, 38. Jg. (1984), S. 257. Hertha Schober: Die Pfarren des Bezirkes Grieskrichen. In: Der Bezirk Grieskirchen. Ein Heimatbuch, Linz o.J. (1983), S. 95. Rudolf Zinnhobler: Die Passauer Bistumsmatri keln für das westliche Offizialat, Bd. 11, Passau 1972, S. 318. Benedikt Pillwein: Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns, 3. Theil: Hausruckkreis, Linz 1830, S. 263. Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kultur und Brauch, Bd. 5, Linz 1958, S. 141. "" Ignaz Gielge: Topogr.-histor. Beschreibung ... des Landes Oesterreich ob der Enns, 1. Theil, Wels 1811, S. 231. Manfred Brandl: Gedenktage der Diözese Linz. Historischer Pfarrschematismus 1785-1985, Linz 1986, S. 183. H. Schober, wie Anm. 37, S. 95.

Hofkirchen im Mühlkreis Im Passauer Traditionskodex von 1220 scheint laut Pfarrchronik Hofkir chen bereits mit einem „Ulrichskircherl" auf. Der Ortsname von Hofkirchen, das bereits 1333 Marktcharakter erhielt, weist auf eine frühe Kirche neben einem Herrschaftshof hin (ca. 1160 „Hofkirgen")"^. Diese alte Kirche stand südöst lich der heutigen Barockkirche (17161739), die nach einem Brand 1764 wie derhergestellt wurde. Den Hochaltar ziert ein großes Gemälde des Kirchenpa trons als Fürbitter bei der Dreifaltigkeit, angeblich vom Sarleinsbacher Johann Philipp Ruckerbauer 1727 geschaffen."*' Gewisse Pfarrechte sind seit 1570 nachweisbar, womit die Loslösung von der Altpfarre Pfarrkirchen begann. Seit 1665, also ziemlich früh, werden eigene Matrikelbücher geführt, die formalrecht liche Erhebung zur Pfarre erfolgte aller dings erst 1891.'"' Neben einer Sebastians-Bruder schaft gab es einst auch eine „St. Udalrici-Bruderschaft der Ranninger (aus Niederranna) Schöffleut"."*^ Ulrichsherg Die erste urkundliche Erwähnung von Ulrichsberg war nicht, wie gelegent lich zu lesen, erst 1437, sondern bereits 1396, „... in S. Vlrichsberger Pfarr","*® doch ist damit der Bestand einer selb ständigen Pfarrei in damaliger Zeit nicht unbedingt erwiesen."^ Um 1325 erfolg ten die Rodung dieses Gebietes und die Gründung der Siedlung durch den Grundherren Propst Ulrich (!) I. von Schlägl.'" Die gotische Kirche wurde nach mehreren Bränden 1825 völlig umge baut und erweitert. Am spätbarocken Hochaltar befindet sich ein Gemälde mit dem Kirchenpatron als Beschützer von Ulrichsberg. Die 1954 neu gegossene „Ulrichsglocke" mit einem Bild des Titel heiligen und seinem Fischattribut ist zu gleich die Kriegerglocke zum Gedächt nis der Gefallenen der beiden Welt kriege. Im oberen Teil des 1929 verliehenen Marktwappens ist nicht, wie man zu nächst annehmen könnte, der hl. Ulrich dargestellt (kein Nimbus), sondern Propst Ulrich I. von Schlägl, der Grün der von Ulrichsberg, und zwar unrichti gerweise bereits infuliert." Den Marktbrunnen ziert seit 1970 eine granitene Statue des Orts- und Kir chenpatrons, geschaffen von Gottfried Pöckinger aus Freistadt. Haibach Das Patrozinium der 1714 zur Pfarr kirche erhobenen Ulrichskirche in Hai bach geht angeblich auf deren Stifter, Ul rich II. von Schaunberg, zurück. Sein Herbert Erich Baumert: Die Wappen der Städte und Märkte Oberösterreichs (= Schriftenreihe d. Inst. f. Landeskunde von OÖ., 10), Linz 1958, S. 47. 650 Jahre Markt Hofkirchen i. M. Hofkirchen einst und jetzt, 1985, S. 70 ff. - Nach den neue ren Forschungen von Hannes Etzlstorfer: Der Sarleinsbacher Barockmaler Ruckerbauer, OÖ. Heimatblätter, 40. Jg. (1986), S. 369, stammt das Hochaltarbild „vom nicht weiters bekannten Maler Rothendorfer". Zinnhobler - Lengauer, a.a.O., S. 64. Wie Anm. 45, S. 76. ■"* OÖ. Urkundenbuch, Bd. XI, S. 576. R. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln, Bd. 1, Passau 1978, S. 191. Gustav Wasmayr: Ulrichsberg. Geschichte des Marktes und seiner Dörfer, Ulrichsberg 1971, S. 54 f., 265 ff. H. E. Baumert, wie Anm. 44, S. 79 f.

Nachfolger, Ulrich III. (gestorben 1484), ließ den Bau fertigstellen, der von Fürst bischof Ulrich III. von Passau zu Ehren ihres gemeinsamen Namenspatrons ein geweiht wurde.Das fiochaltarbild, fast selbstverständlich den hl. Ulrich darstel lend, stammt von Johann Höfel aus dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts.'^ Die erste urkundliche Erwähnung von Haibach erfolgte erst 1345 und nicht bereits 1121, wie gelegentlich vermerkt; diese Nennung bezieht sich auf Haibach in der Gemeinde Freinberg.'" Weitersfelden Im Jahre 1353 wird das Gut Weitersfelden samt dem Kirchenlehen an Ul rich (!) von Capellen verkauft," nach dem er schon viele Jahre zuvor mit der Herrschaft Reichenstein belehnt worden war. Die Verselbständigung als Pfarre, abgetrennt von der Urpfarre Gutau, wird zumeist mit 1337 angegeben, was R. Zinnhobler" etwas relativiert. Die Wahl des Kirchenpatrons führt er auf den „bei den Reichensteinern in Verwen dung stehenden Taufnamen Ulrich" zu rück. „Auch bei den Kapellern, die das Erbe der Reichensteiner übernahmen, war der Taufname Ulrich üblich." Die gotische Pfarrkirche, nach einem Brand 1784 stark erneuert, wurde 1972 nach hinten erweitert. „Die Inneneinrich tung ist das erste Beispiel der Entfernung neugot. Altäre in Oberösterreich, 19331937." Eine neue Rokoko-Einrichtung wurde aus der Umgebung zusammenge tragen.'^ Bei der 1972 durchgeführten Renovierung wurde einiges vereinfacht; an den Seitenwänden des Presbyteriums befinden sich nun die „neubarocke" Ul richsstatue von 1935 aus der Werkstätte Rauch und gegenüber eine Barockfigur des hl. Martin, der zweiter Kirchenpa tron ist. Der hl. Martin wird hier übrigens mehr gefeiert als der erste Kirchenpa tron; an seinem Festtag (11. November) finden ein feierlicher Festgottesdienst und ein bedeutender Jahrmarkt statt. Dies angeblich deshalb, weil der Festtag des hl. Ulrich mitten im Sommer zu un günstig liegt." Vöcklabruck - Stadtpfarrkirche Als einzige Stadtkirche hat die ehe malige Benefiziatenkirche (seit 1785 Pfarrkirche) in Vöcklabruck den hl. Ul rich als Kirchenpatron. Da die frühere Pfarrkirche in Schöndorf, also ziemlich außerhalb des alten Stadtbereiches lag, erbauten sich die Bürger innerhalb der Stadtmauer eine eigene Kirche, die sie 1458 mit einem Benefizium ausstatteten. Ihre erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1391." Vielleicht war es in gefährlichen Zeiten der Wunsch der Bürger nach Schutz und Fürsprache eines mächtigen Heiligen, Festschrift zur Gemeindewappenverleihung 1985, S. 21. Dehio-Handbuch Oberösterreich, 4. Aufl., Wien 1958, S. 104. R. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln, Bd. II, S. 99. " Friedrich Schober: Geschichte des Marktes Weitersfelden und seiner Umgebung, 1954, S. 20. Rudolf Zinnhobler: Die Anfänge der Pfarre Weitersfelden. In: 650 Jahre Pfarre Weitersfel den, 1987, S. 8. " Benno Ulm: Das Mühlviertel (= Österr. Kunst monographie, Bd. V), Salzburg 1971, S. 232. Ludwig Buchegger: Die Pfarre Weitersfelden im Wandel der Zeit. In: wie Anm. 56, S. 9. " Franz Leitner: Stadtpfarrkirche St. Ulrich (= Vöcklabruck einst und jetzt, Nr. 2), 1985, 5. 5.

'Ok'ts^ _ Stadtkirche zum hl. Ulrich in Vöcklabruck; Aus schnitt aus dem Blatt „Föklahrvgg" in der Topo graphie von Georg Matthäus Vischer, 1674. der selbst seine Stadt mit Steinmauern umgeben und gegen Feinde erfolgreich verteidigt hatte.''" Die kleine Ulrichskirche wurde um 1500, wahrscheinlich von Stephan Wultinger,"' durch den Bau eines neuen zweischiffigen Langhauses erweitert und, wie die Restaurierung 1985 zeigte, mit Fresken versehen. 1760-1770 er folgte die barocke Einrichtung. Aus die ser Zeit stammt auch das später erneu erte Hochaltarbild, das den hl. Ulrich - Engel tragen seine Attribute: Buch mit Fisch, den Bischofsstab und ein „Ulrichs kreuz" - und neben ihm den hl. Augusti nus - die Pfarre Vöcklabruck bzw. ur sprünglich Schöndorf ist seit 1159 dem Augustiner-Chorherrenstift St. Florian inkorporiert - darstellt. In der Mitte des alten Rosettenfensters über dem Nord portal befindet sich ein Glasgemälde des hl. Ulrich von Raukamp (um 1921). Mondsee - Mariahilf Die „Mariahilfkirche" in Mondsee wurde 1449 von Abt Simon Reuchlin als Kapelle zum hl. Ulrich errichtet und 1455 geweiht.''^ Bei dem 1706 durchge führten Umbau erhielt sie das neue Fatrozinium, nachdem das darin aufge stellte Mariahilfbild besonders verehrt wurde. Dieses wurde der Legende nach 1678 in einem tiefen Brunnen gefunden und im Haus des Baders Franz Göhl auf bewahrt, kam aber anderntags auf wun derbare Weise in die Ulrichskapelle, was sich wiederholte.'^" Auch der Hügel, auf dem das Kirch lein steht, heißt seither „Hilfberg". Die Wallfahrt dorthin ist auch heute noch le bendig. Eine Ulrichsbüste von Meinrad Guggenbichler (1707) erinnert an den al ten Kirchenpatron; parallel dazu befin det sich am linken Seitenaltar eine Büste des hl. Wolfgang. Ebenfalls von M. Guggenbichler (oder zumindest aus dessen Werkstatt) und angeblich aus diesem Kirchlein stammend ist ein hl. Ulrich im Heimat museum Mondsee. Breitwiesen In der Pfarre und Gemeinde Wallern, und zwar in der Ortschaft Breitwiesen, stand einst ebenfalls ein Ulrichskirchlein, das 1786 abgetragen wurde. „Zu Breit wiesen war einst eine dem hl. Ulrich ge weihte Kirche mit sehr alten Denkmählern, gothischen Bögen und Säulen, stei nernen Statuen von Heiligen etc.""" Uber ' Ebenda, S. 24. Alois Zauner: Vöcklabruck und der Attergau (= Forsch, z. Gesch. OÖ., Bd. 12), Linz 1971, S. 794. ' Walter Kunze: Mondsee. 5000 Jahre Geschichte und Kultur, Mondsee 1986, S. 41. G. Gugitz, wie Anm. 40, S. 83 f. ' Ausstellungskatalog „Der hl. Wolfgang in Ge schichte, Kunst und Kult", St. Wolfgang 1976, S. 127, Kat.-Nr. 108. ' B. Pillwein, Hausruckkreis, S. 331.

ihr Alter ist nichts Näheres bekannt; in den Passauer Bistumsmatrikeln^'^ scheint die „Capeila S. Udalrici zu Braidtwisen" erst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhun derts auf. Sie dürfte aber wesentlich älter sein. Bis zum Jahre 1898 wurde am Sonntag nach dem Ulrichsfest ein Kirtag abgehalten. Eine Kopie des Altarbildes mit Darstellung der hll. Ulrich und Au gustinus vor der Dreifaltigkeit soll beim Müller in Furth gewesen sein."^' Zur Erinnerung an das Kirchlein wurde 200 Jahre nach der Demolierung über Initiative der Katholischen Männer bewegung eine neue Ulrichskapelle er baut und am 21. September 1986 durch Prälat Wilhelm Neuwirth, Propst des Stiftes St. Florian, eingeweiht;''® 1151 war die Kirche in Wallern diesem Stift über geben worden.®' Hofern Auch in der Ortschaft Hofern (Stiftspfarre und Gemeinde Schlierbach) stand einst ein Ulrichskirchlein. Bereits vor 1720 fand ein Patroziniumswechsel statt, indem anstelle des hl. Ulrich die bisherige Nebenpatronin, die hl. Katha rina V. A., Hauptpatron wurde.'" „Die ... bestandene Kirche Hofern zu Ehren der i \ L/ r4'-.£ Äi-rtkj"*« Vergrößerter Ausschnitt aus der OberösterreichKarte des Georg Vischer von 1669. heil. Katharina wurde 1784 abgebro chen."'^ Ulrichsberg hei Lenzing Die Ortschaft Ulrichsberg in der Ge meinde und Pfarre Lenzing wird im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt."^ Ein Kultbau zu Ehren des hl. Ulrich ist uns nicht überliefert. 1955 wurde von der Familie Ablinger anstelle einer älte ren desolaten Kapelle eine neue errich tet; im Innern befanden sich ein Kruzifix und ein Marienbild. 1981 hat man die Marienkapelle etwas versetzt und neu geweiht. Zu ihr findet jährlich am Christi-Himmelfahrts-Tag von der Pfarre Lenzing eine Flurprozession mit den Erstkommunionkindern statt. Uber An regung des Verfassers wird 1993 anläß lich des 1.000-Jahr-Jubliäums des hl. Ul rich im Rahmen dieses Bittgänge^ eine Ulrichsdarstellung an der Kapelle ange bracht werden. Ulrichstat Eine ähnliche Situation begegnet uns in der Ortschaft Ulrichstal (Gemeinde und Pfarre St. Georgen bei Obernberg), die ebenfalls im 14. Jahrhundert urkund lich erwähnt wird. Die 1864 erbaute ' R. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln, Bd. II, S. 146. ' Josef Zeiger: Vom Hausruck bis zur Donau - von der Sallet bis zum Innbach, Steyr 1986, S. 453. ' Welser Zeitung vom 2. Oktober 1986. ' F. Linninger, a.a.O., S. 55. ' Othmar Rauscher: Das religiös-kirchliche Volksleben. In: 34. Jb. d. Gymnasiums der Abtei Schlierbach, 1970/71, S. 32. B. Pillwein, Traunkreis, S. 414. ' Erich Weichselbaumer - Hubert Lohr: In der Freude des Heiligen Geistes. Lenzing, 1500 Jahre Gebet und Arbeit, 1985, S. 40. - Frdl. Mitt. von Pfarrer Mag. Erich Weichselbaumer.

„Bauernkapelle", mit einem kleinen Türmchen bekrönt, dürfte einen wesent lich älteren Vorgängerbau abgelöst ha ben, über den nichts mehr bekannt ist. Im Innern der Kapelle steht ein neugoti scher Altar mit einer Mariendarstellung, flankiert von Statuen der Bauernheiligen Leonhard und Florian. In seinem oben erwähnten Aufsatz widmet F. Grell ein eigenes Kapitel der Verehrung des hl. Ulrich durch den Be nediktinerorden. Darin werden aus Oberösterreich nur die ehemaligen Be nediktinerstifte Garsten (St. Ulrich bei Steyr) und Mondsee (Mariahilfkirche; auch St. Ulrich bei Lengau ist hier zu nennen) erwähnt. Zu ergänzen wäre Kremsmünster mit Eberstalzell. Neben den Benediktinern sind aber auch die anderen Ordensstifte in der Verbreitung des Ulrichskultes aktiv gewesen, insbe sondere auch das Augustiner-Chorher renstift St. Florian, worauf in den Einzel darstellungen jeweils hingewiesen wurde. Neben den Stiften waren es insbe sondere verschiedene Grundherren, die zu Ehren ihres Namenspatrons - Ulrich war im 12. bis 14. Jahrhundert ein belieb ter Taufname - ein Kirchlein erbauen lie ßen, wobei nicht selten auch der Konsekrator Ulrich geheißen hat. Der beson dere „Grenzcharakter", wie F. Grell in sei ner Darstellung ebenfalls vermerkt,^'' ist wohl bei keiner Ulrichskirche in Ober österreich maßgebend gewesen. In der Gegenwart ist übrigens der Taufname Ulrich völlig unbedeutend. Unter den 50 häufigsten männlichen Na men in Oberösterreich (und den ande ren Bundesländern) scheint er nicht auf; gesamtösterreichisch rangiert er im Zeit raum 1984-1989 mit 243 Fällen gemein sam mit Dieter auf Rang 103 hinter Diet mar, Siegfried und Friedrich.'^ Von den Darstellungen des hl. Ulrich in anderen Kirchen ist vor allem die häu fige Verbindung mit dem hl. Wolfgang auffallend; Mondsee-Mariahilf und Eberstalzell wurden diesbezüglich be reits erwähnt. Als Aufsatzfiguren des go tischen Bäckeraltares in der Stadtpfarr kirche Braunau ist in der Mitte der hl. Ul rich, flankiert von den hll. Wolfgang und Nikolaus, dargestellt.^^ Gleich mehrmals begegnen wir dem hl. Ulrich in der Pfarrkirche von St. Wolf gang im Salzkammergut. Auf der Rück seite des berühmten Pacheraltares ist er neben anderen Heiligen zu finden, wo bei eine Zuschreibung dieser Bilder an Michael Pacher sehr umstritten ist.^® Auf den in der Kirche befindlichen Legen dentafeln mit Szenen aus dem Leben und der Wundertaten des hl. Wolfgang ist u.a. die Priesterweihe Wolfgangs durch Bischof Ulrich und dessen Beiset zung durch Bischof Wolfgang zu sehen. ' Erhebung der Kapellen, Bildstöcke und Weg kreuze durch Kons. Prof. Hermann Edtbauer, St. Georgen b. O. ' F. Grell, a.a.O., S. 142 f. ' Ebenda, S. 159. ' Osterr. Statistisches Zentralamt: Vornamensta tistik 1984/89, Wien 1991. Kirchenführer von Msgr. Johann Ludwig, Braunau 1975, S. 19. In neueren Kirchenführern werden teilweise andere Heilige angegeben; in der Osterr. Kunsttopographie, Bd. 30, Wien 1947, S. 66, heißt es „hl. Nikolaus, Wolfgang und hl. Bischof ohne Beigaben (in der Mitte)". ' Ausstellungskatalog Hl. Wolfgang, a.a.O., S. 43.

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