OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 4

Zur Geschichte der frühen Fotografie im Salzkammergut Von Karl Pilz Ai s um die Mitte des 19. Jahrhunderts viele Familien aus Geisern nach Nordamerika auswanderten, ließen sie sich noch vom Buchbinder Alois Elßenwenger (geb. 1830, gest. im Jahre 1903) fotografieren, um ihren Verwandten, die in der alten Heimat zurückblieben, wenigstens mittels Lichtbildern im Gedächtnis zu blei ben. Auf den Rückseiten der Fotografien von anno dazumal ist schon der Name des ersten Goiserer Lichtbildners aufgedruckt, wobei seine Adresse noch lautete „Goisern bei Ischl". Goisern war damals noch verhältnismäßig unbekannt in der weiten Welt, und so setzte der Geschäftsmann seinem Wohnort die nähere Bezeichnung „bei Ischl" als Orientierungshilfe bei. A. Elßenwenger hatte ursprünglich Maler werden wollen, er ergriff jedoch den Buchbinderberuf, beschäftigte sich aber nebenbei auch mit der im Entwick lungsstadium stehenden Fotografierkunst, und zwar zunächst mit dem sogenannten Kollodiumverfahren, das vielfach auch als die „nasse Fotografie" bezeichnet wurde. Nach diesem Verfahren wurden jeweils vor den Aufnahmen vollkommen ebene, sauber geschliffene Glasplatten mit einer Lösung von Dinitrozellulose und Alkohol äther Übergossen, der rasch verdunstete und auf den Glasplatten durchsichtige Häutchen hinterließ. In der Dunkelkammer machte der Fotograf diese Schicht durch Baden der Platte in einer Silbernitratlösung lichtempfindlich, worauf sogleich die sogenannte Fotografierplatte mittels Kassette in die von einem Tischlermeister gebaute Aufnahmekamera geschoben wurde und der Fotograf mit der Aufnahme beginnen konnte. Wohn- und Geschäftshaus des Buchbinders und Fotografen Alois Elßenwenger in Goisern Nr. 76. Repro nach einer Auf nahme A. Elßenwengers aus der Zeit um 1886. Archiv: Karl Pilz

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